Saß angeblicher Mädchen-Mörder unschuldig im Knast?Zum Tode verurteilter Mann nach 29 Jahren aus Haft entlassen

This undated booking photo provided by the Arizona Department of Corrections, Rehabilitation and Reentry shows Barry Lee Jones, who was released from prison in Arizona on Thursday, June 15, 2023. His convictions and death sentence in the 1994 death of a 4-year-old girl were thrown out in a deal with prosecutors, who said a medical re-examination of the case didn’t support a finding that Jones caused the girl's injury. He then pleaded guilty to a lesser murder charge in her death, was sentenced to time already served and released from custody. (Arizona Department of Corrections, Rehabilitation and Reentry via AP)
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AP

Barry Lee Jones (64) wurde 1995 zum Tode verurteilt. Der Vorwurf: Er soll die vierjährige Tochter seiner Freundin ermordet haben. Nach knapp 30 Jahren in der Todeszelle wird er aus der Haft entlassen. Ein Deal und neue Erkenntnisse machen ihn jetzt zu einem freien Mann.

Deal mit der Staatsanwaltschaft

Barry Lee Jones wurde 1995 des Mordes, Kindesmissbrauchs und der sexuellen Nötigung von Rachel Gray, der Tochter seiner damaligen Freundin, schuldig befunden. Stets hatte er seine Unschuld beteuert. Sein Anwaltsteam konnte nun einen Deal mit der Staatsanwaltschaft aushandeln.

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Demnach bekannte er sich einer geringeren Anklage für schuldig, um mit seiner bereits verbüßten Haftzeit davon zu kommen. Der Verteidiger Cary Sandman vertritt Barry Lee Jones seit mehr als 20 Jahren und sagt: „Herr Jones verbrachte fast drei Jahrzehnte im Todestrakt von Arizona, obwohl er nachweislich unschuldig war.“

„Mangelhafte Verteidigung, kurzsichtige Polizeiarbeit“

Eindeutige Beweise dafür, dass Barry Lee Jones der vierjährigen Rachel tödliche Verletzungen zugefügt haben soll, konnten den Geschworenen nicht vorgelegt werden. Neue medizinische Untersuchungen in dem Fall förderten gar zutage, dass Jones die Verletzungen von Rachel nicht verursacht hatte. Ein Gremium des US-Berufungsgerichts bestätigte dies einstimmig.

„Die fehlerhaften Beweise, die Barrys Verurteilung und sein Todesurteil stützen, sind das Ergebnis einer Kombination von schlampiger und verfassungsrechtlich mangelhafter Verteidigungsarbeit und kurzsichtiger Polizeiarbeit“, sagt Verteidiger Sandman.

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Medizinische Hilfe verwehrt?

Neuste Untersuchungen belegen, dass Jones die Verletzungen, die zu Rachels Tod führten, nicht verursacht haben kann. Jedoch habe er versäumt, das Kind in der Nacht vor ihrem Tod ins Krankenhaus zu bringen. Rachel habe schwere innere Verletzungen gehabt, die letztlich zu ihrem Tod führten.

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Richter Kyle Bryson vom Pima County Superior Court entschied darauf am Donnerstag (15. Juni), dass Barry Jones rücksichtsloses Verhalten den Tod von Rachel verursacht habe. Hätte man das Kind rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht, könnte sie vielleicht noch leben.

Dennoch sorgen die neuen Erkenntnisse zu Rachels Verletzungen dafür, dass Jones aus dem Gefängnis entlassen wurde. Das Arizona Department of Corrections, Reentry and Rehabilitation wurde angewiesen, ihn unverzüglich zu entlassen. (xes)