Wenn ohne Medikamente gar nichts geht
Atemnot beim Sport, Anfälle bei Stress: Wie Allergien Annas (13) Alltag bestimmen
„Danke, aber das darf ich nicht essen.“ „Ich muss mein Asthma-Spray immer dabeihaben.“ – Jedes sechste Kind leidet unter einer Allergie, die Reaktion auf Lebensmittel oder Pollen bestimmt bei vielen Kids den Alltag. Wie die 13-jährige Anna aus Hofgeismar (Hessen) mit den lästigen Überreaktionen ihres Immunsystems umgeht und was Mediziner empfehlen, sehen Sie im Video.
Annas Lehrer brauchen einen Notfallplan
Allergie bestimmt Annas Leben von kleinauf: Das Notfallspray muss sie immer dabeihaben, falls die Luft – vor allem beim Sport – knapp wird. Erzieher und Lehrer mussten immer für den Notfall geschult sein. In der Familie bestimmte ihre Allergie lange den Speiseplan: Anna Bittner leidet unter einer Allergie gegen Gräser und Hausstaubmilben. In der Vergangenheit kamen auch noch Lebensmittel wie Milch dazu.
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Den Alltag ohne Symptome zu bestreiten, klappt nur dank der Schulmedizin: „Ich nehme morgens und abends immer ein Medikament. Und bei Bedarf soll ich auch mein Asthmaspray benutzen, wenn ich halt schwer Luft bekomme“, erzählt die 13-Jährige im RTL-Interview. So wie ihr geht es vielen in ihrem Alter. Allergien zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern.
Allergologe: Pollen sind aggressiver geworden
Bei Anna schien es zwischendurch so, als sei die Allergie nach dem Kleinkindalter überstanden, doch dann kamen die Symptome mit elf Jahren zurück. Eine Hyposensibilisierung, d.h. regelmäßige Spritzen mit dem Allergieauslöser über drei Jahre und unter ärztlicher Kontrolle, konnte zumindest inzwischen die ganz starken Ausbrüche eindämmen.

Die Hyposensibilisierung ist eine der Therapien, die auch der Kasseler Kinder-Allergologe und -Pneumologe Peter Eberle empfiehlt. Die Pollenzeiten der einzelnen Gräser und der Bäume hätten sich in den vergangenen Jahren durch dem Klimawandel verändert, stellt der Experte im RTL-Interview klar. „Länger, früher und aggressiver“ seien die Pollen inzwischen. So werde auch Heuschnupfen extremer und wandere durch Nase und Auge hinunter zur Lunge – so entstehe Asthma.
Forschung empfiehlt frühen Kontakt mit Allergenen
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Allergieforschung befindet sich gerade im Wandel. Noch vor ein paar Jahren hieß es für Eltern: Gebt euren Kleinkindern keine Nüsse und keine Kuhmilch, dann entwickeln sie auch keine Allergie dagegen. Das revidieren viele Mediziner nun: „Wir wissen, dass ein früher Kontakt eher zu einer Toleranz führt, während ein Vermeiden eher zu der Entwicklung einer Allergie führt“, so Kinderarzt Peter Eberle.