Algerien: Islamisten haben noch 30 Geiseln in ihrer Gewalt

Weiter Bangen um die Geiseln: Auch am vierten Tag des Dramas in der algerischen Wüste zeichnet sich keine Lösung ab. Bei dem Militäreinsatz zur Befreiung der Gefangenen wurden nach Regierungsangaben zwölf algerische und ausländische Geiseln getötet. 30 Geiseln seien noch immer in der Gewalt der Terroristen, sagte der algerische Kommunikationsminister Mohammed Said im algerischen Radio.

epa03540765 An undated handout photograph released by the British Petroleum (BP) company on 16 January 2013 shows the gas facility in Amenas, some 1300 km southeast Algiers, Algeria. Reports on 17 January 2013 state 34 hostages were killed and 26 freed during an attack by the Algerian military on the site where Islamist gunmen were holding a group hostage, France Info radio reported. EPA/BP / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Islamisten haben noch 30 Geiseln

Unbestätigten Angaben zufolge haben die Islamisten zwei Deutsche freigelassen. Das habe ein Informant gesagt, der mit den Vorgängen betraut sei. Das auswärtige Amt in Berlin konnte die Informationen nicht bestätigen. Bislang war nicht bekannt, dass auch Deutsche unter den Geiseln sind.

Die algerische Armee verteidigte unterdessen ihren umstrittenen Militäreinsatz gegen alle Kritik. "Der Einsatz sei eine Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", zitierte die Tageszeitung El-Khabar einen namentlich nicht genannten Armeesprecher. Zuvor hatte die algerische Führung versichert, sie werde nicht mit den Militanten verhandeln.

Bei der Erstürmung der von Islamisten besetzten Gasanlage In Amenas waren 650 Geiseln befreit worden. Viele Menschen werden noch vermisst. Von den möglicherweise 32 Geiselnehmern wurden 18 nach algerischen Angaben "außer Gefecht gesetzt".

Die Regierung Norwegens äußerte sich positiv zu Aussichten auf ein baldiges Ende des Geiseldramas. "Es gibt Hoffnung, dass die Aktion sich dort ihrem Abschluss nähert", sagte Außenminister Espen Barth Eide. Er lobte die "gute Zusammenarbeit" mit den algerischen Behörden. "Wir haben einen recht guten Überblick über das, was dort passiert", sagte Eide. Er bestätigte, zwei der acht norwegischen Geiseln auf dem Gasfeld seien freigekommen.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Geiselnahme. Die Täter, die Hintermänner und Geldgeber dieses Terrorakts müssten vor Gericht gebracht werden, teilte das höchste UN-Gremium in einer Erklärung am Freitagabend mit. Es rief alle Staaten zur Unterstützung der algerischen Regierung auf.

Die schwer bewaffneten Angreifer hatten die Anlage am Mittwoch besetzt und Geiseln genommen. Am Donnerstag griff das Militär an. Die mit Raketen und Granatwerfern bewaffneten Islamisten verlangen unter anderem das Ende des von Frankreich angeführten internationalen Militäreinsatzes in Mali. Sie kündigten weitere Anschläge auf ausländische Einrichtungen an.

Mali: Regierungstruppen erobern Kona zurück

Den Vormarsch der französischen und malischen Truppen im Nachbarland Mali konnten die Islamisten nicht stoppen. Dort haben haben Regierungstruppen die strategisch wichtige Stadt Kona in der Landesmitte zurückerobert, deren Erstürmung durch Islamisten vergangene Woche Frankreichs Eingreifen provoziert hatte. "Wir haben Kona völlig unter Kontrolle", erklärte das Oberkommando in Bamako.

In den Reisfeldern im Umland von Kona wurde offenbar weiter gekämpft. Malische Truppen rückten aber weiter in Richtung auf die von Rebellen gehaltene Stadt Douentza vor und standen in Niono rund 60 Kilometer vor Diabali.

Nach UN-Informationen gibt es in Mali schwere Übergriffe von Islamisten auf Zivilisten. Die Vorwürfe reichen vom Abtrennen von Gliedmaßen bis zu Vergewaltigungen und Zwangsverheiratungen von Mädchen mit Dschihadisten. Die zwei Transall-Maschinen der Bundeswehr sollen an diesem Samstag mit Sanitätsmaterial in Bamako eintreffen. Anschließend sollen sie für den Transport afrikanischer Mali-Truppen eingesetzt werden.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte der 'Saarbrücker Zeitung' auf die Frage, ob die Entsendung von zwei Transall-Flugzeugen ausreiche: "Sicher nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendjemand das für den deutschen Beitrag hält." Er verstehe die Entsendung "eher als ein erstes demonstratives Signal, dass wir uns nicht ähnlich wie im Fall Libyen positionieren".

In Libyen hatte Deutschland eine Beteiligung strikt abgelehnt und sich im UN-Sicherheitsrat enthalten. Was Deutschland am Ende wirklich in und für Mali leiste, werde Gegenstand der weiteren Entwicklung und von Verhandlungen sein, betonte Lammert. "Dann wird man auch darüber diskutieren müssen, in welcher Form das der Zustimmung des Bundestages bedarf."