„Nur Marketing und Aberglaube“

Aktivkohle zur Aufhellung der Zähne ist Beauty-Trend

Eine junge Frau putzt sich die Zähne mit Aktivkohle. Das schwarze Pulver kann bei unsachgemäßem Gebrauch den Zahnschmelz beschädigen.
Zahlreiche Influencer schwören auf Aktivkohle, um die Zähne aufzuhellen. Doch das schwarze Pulver kann ernsthafte Schäden verursachen.
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Weiße Zähne dank schwarzem Pulver

Schöne weiße Zähne will wohl jeder von uns haben. Das Aufhellen mit Aktivkohle scheint dafür perfekt geeignet: keine hohen Kosten für ein professionelles Bleaching beim Zahnarzt, keine aggressive Chemie – nur kurz die Beißerchen mit dem gruselig-schwarzen Pulver schrubben, und schon strahlen sie wie neu. Auch zahlreiche Beauty-Influencer zeigen sich begeistert. Doch die scheinbar einfache Methode kann langfristige Schäden verursachen.

Aktivkohle bindet schädliche Stoffe

Der Aktivkohle-Trend in der Kosmetik hält sich schon länger. Kein Wunder: Ihre Fähigkeit, Schmutz und Toxine – also schädliche Stoffe – zu absorbieren, macht sie zu einem echten Allround-Talent für Shampoos, Reinigungslotions und Co.

Aus dem gleichen Grund hat sie sich auch als medizinische Kohle bei der Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden bewährt. Auch für die Zahnpflege gibt es mittlerweile unzählige Produkte, die auf das Wundermittel setzen.

Zahnschmelz kann abgeschliffen werden

Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Denn wie uns Prof. Dr. Ulrich Schiffner vom Hamburger Universitätsklinikum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mitteilt, sind Erfolg und Sicherheit der Methode nicht wissenschaftlich belegt. Untersuchungen berichten sogar von extrem unterschiedlichen Beobachtungen – von der Karieshemmung bis zum -zuwachs. Dass die Zähne tatsächlich direkt nach der Anwendung heller wirken, liegt an dem abrasiven Effekt des Aktivkohlepulvers: Es schleift Ablagerungen und Verfärbungen regelrecht weg. Doch darunter leidet auch der Zahnschmelz.

„Wird reine Aktivkohle verwendet, kann es zu Schmelzaufrauungen kommen. Bei Zahnpasten hängt dies von der Beschaffenheit der Putzkörper ab, zudem ist hier noch nicht geklärt, ob die Aktivkohle bei der Entnahme aus der Tube überhaupt noch wirksam ist“, so Prof. Dr. Schiffner.

Von einem extremen Fall berichtet die Zahnärztin Dr. Rhona Eskander der britischen "Daily Mail": "Die Patientin hatte ihren kompletten Zahnschmelz abgerieben. Die Schneidezähne wirkten extrem rau, und sie litt an Überempfindlichkeit und Schmerzen." Die einzige Lösung: Keramik-Veneers, die über die kaputten Zähne geklebt wurden.

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Lieber fluoridhaltige Zahnpasta benutzen

Wer seine Zähne mit Aktivkohle oder anderen schleifenden Mitteln aufhellen will, erreicht außerdem nicht selten das Gegenteil. Denn je mehr Zahnschmelz abgetragen wird, desto mehr schimmert das darunter liegende Dentin, also das Zahnbein, durch – und das ist gelb. Dr. Eskander empfiehlt, eine solche Prozedur keinesfalls täglich, sondern maximal einmal pro Monat durchzuführen.

Stattdessen rät sie wie auch ihr deutscher Kollege Prof. Dr. Schiffner zum regelmäßigen Putzen mit fluoridhaltiger Zahncreme: "Bei der Bekämpfung von Karies spielt Fluorid eine entscheidende Rolle. Das Mineral stärkt den Zahnschmelz und schützt ihn vor säurehaltigen Speisen und Getränken."

„Hype Marketing und Aberglaube“

Auch enthalten die Aktivkohle-Zahnpasten oftmals kein Fluorid – ein echtes Problem, denn Fluorid stärkt die Zähne nachhaltig. Das haben Forscher des King's College in London herausgefunden. Sie sagen in einer Studie, dass der Hype um die Aktivhole-Pasten „Marketing und Aberglaube“ sei.

Welche Zahnpasten tatsächlich gut für unsere Zähne und Zahngesundheit sind, hat Stiftung Warentest in einem großen Test überprüft. 400 gängige Zahnpasten wurden getestet, knapp die Hälfte ist durchgefallen.