25 Jahre nach Brandanschlag von Solingen: Wie Nazis eine türkische Familie auslöschten

Solingen am 29. Mai 1993. Ein Brandanschlag in der Unteren Wernerstraße. Fünf Menschen sterben in dieser Nacht qualvoll – weil sie Türken sind. 14 Opfer überleben teils schwer verletzt. Nicht nur Solingen, sondern ganz Deutschland steht unter Schock. Es ist kein zufälliges Unglück, sondern Höhepunkt einer Reihe von rassistischen Angriffen auf Einwanderer in den 90er-Jahren.

Täter waren rechtsradikale Jugendliche

Bildnummer: 55898802  Datum: 10.08.2000  Copyright: imago/sepp spiegl
Gedenkplakette für die Opfer des Brandanschlags von 1993 in Solingen 043  kbneg xsp 2000 quer Fotostory, Brandanschlag, Anschlag, GER, Gesellschaft, Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit, Angehörige, Opfer, Objekte, Freisteller, Denkmal

 55898802 Date 10 08 2000 Copyright Imago Sepp Spiegl Gedenkplakette for the Victims the Fire attack from 1993 in Solingen 043 Kbneg xsp 2000 horizontal Photo Story Arson attack Stop ger Society Right-wing extremism Xenophobia Nationals Victims Objects cut out Monument
Gegen das Vergessen.
imago, imago stock&people, imago stock&people

Vom früheren Glück der Familie Genc ist nicht mehr viel übriggeblieben. Nur ein paar Stufen, die einst in den Keller führten. Und fünf Kastanienbäume, die an die Toten erinnern. Gürsün, Hatice, Gülistan, Hülya, Saime – fünf Frauen und Kinder sind gestorben, weil rechtsradikale Jugendliche aus der direkten Nachbarschaft das Haus in Brand setzten. 25 Jahre nach dem Inferno ist die Lücke zwischen den Häusern immer noch da. Ein Symbol für Ausländerhass.

Es ist das schlimmste rechtsextreme Verbrechen seit der Nazi-Zeit. Eine Familie, die seit Jahrzehnten in Deutschland lebt. Ausgelöscht. Die vier jugendlichen Täter werden nur wenige Tage nach dem Anschlag festgenommen, müssen für viele Jahre hinter Gitter. Die Richter bescheinigen "schwere seelische Abartigkeit". Inzwischen sind sie wieder frei.

"Das waren Menschen, die ein hoffnungsvolles Leben vor sich hatten."

Bildnummer: 53856671  Datum: 30.05.1993  Copyright: imago/sepp spiegl
Brandanschlag in Solingen - Menschenmenge versammelt im Gedenken vor dem abgebrannten Haus der türkischen Familie Genc , Highlight; 1993, Solingen, Anschlag, Brandstiftung, Gebäude, Menge; , quer, Kbneg, Totale,  , Gesellschaft o00 Mordanschlag

Bildnummer 53856671 Date 30 05 1993 Copyright Imago Sepp Spiegl Arson attack in Solingen Crowd gathered in Remembrance before the spent House the Turkish Family Genc Highlight 1993 Solingen Stop Arson Building Quantity horizontal Kbneg long shot Society o00 Assassination attempt
Noch immer sind die Hintergründe der feigen Tat nicht geklärt. Einige denken, dass die Behörden versagt haben. (Archivbild)
imago, imago stock&people, imago stock&people

Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Mevlüde Genc, die zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren hat, empfindet immer noch tiefen Schmerz. Trotzdem verspürt sie keinen Hass auf die Deutschen: "Wir müssen zusammenhalten und standhaft bleiben." Für diese Großherzigkeit wird Mevlüde Genc sogar mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Doch nicht nur Familie Genc, sondern auch andere Menschen aus Solingen können einfach nicht fassen, wie ihre Stadt damals auf traurige Weise in die Schlagzeilen kam. "Wir waren so schockiert, haben alles liegen lassen und sind sofort in die Stadt gefahren, weil wir gehofft haben, dort Menschen zu treffen, denen es so ähnlich ging wie uns", erzählt Inge Krämer, die seit fast 60 Jahren in Solingen wohnt. "Das waren ja Menschen, die ein hoffnungsvolles Leben vor sich hatten, die waren durch so einen verbrecherischen Anschlag ums Leben gekommen."

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Bis heute kein Mahnmal in der Solinger Innenstadt

Bildnummer: 59676941  Datum: 29.04.2013  Copyright: imago/epd
Das Mahnmal für die Opfer eines Brandanschlags auf eine türkische Familie am 29.5.1993 in Solingen steht vor der Mildred-Scheel-Schule in Solingen (Foto vom 29.04.2013): Zwei große Metallfiguren, umrahmt von einem Wall aus handgroßen Metallringen, zerreißen ein Hakenkreuz. Jeder der mehr als 5.000 Ringe trägt einen Namen. Bei der Einweihung wurden die ersten fünf Ringe durch die Menge gegeben, sie tragen die Namen der fünf ermordeten Frauen und Kinder. Auch 20 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen ist das schlimmste fremdenfeindliche Verbrechen der Bundesrepublik nicht vergessen. Fünf Frauen und Mädchen kamen qualvoll ums Leben, als am 29. Mai 1993 vier junge Neonazis das Haus der türkischen Familie Genc in der Unteren Wernerstraße anzündeten. Gedenken an die Opfer des Solinger Brandanschlags von 1993 x0x xkg 2013 quer Anschlag Ausländerfeindlichkeit Brandanschlag Gedenken Gesellschaft Gewalt Migranten Neonazis Politik rechtsradikal Denkmal Mahnmal Mordanschlag Nazis Rechtsradikale 

 59676941 Date 29 04 2013 Copyright Imago epd the Memorial for the Victims a Fire attack on a Turkish Family at 29 5 1993 in Solingen is before the Mildred Scheel School in Solingen Photo of 29 04 2013 Two Size Metal figures framed from a Wall out   rip a Swastika each the more as 5 000 Rings bears a Name at the Inauguration were the first five Rings through the Quantity given Them wear the Name the five Murdered Women and Children too 20 Years after the Arson attack from Solingen is the worst xenophobic Crime the Federal not forget five Women and Girl Kamen painful ums Life as at 29 May 1993 four Boy Neo-Nazis the House the Turkish Family Genc in the lower   Remembrance to the Victims the Solingen Fire attack from 1993 x0x xkg 2013 horizontal Stop Xenophobia Arson attack Remembrance Society Violence Migrants Neo-Nazis politics rechtsradikal Monument Memorial Assassination attempt Nazis Right-wing extremists
Ein Mahnmal am Rande der Stadt erinnert heute an den rassistischen Anschlag: Zwei Figuren zerreißen ein Hakenkreuz.
imago, imago stock&people, imago stock&people

Die Schuld am Anschlag sehen viele auch bei Politikern. 1993 eskaliert seit Monaten die Gewalt gegen Ausländer in Deutschland – der Staat tut nichts dagegen. Auf Demos machen Menschen Stimmung gegen Flüchtlinge. Sie grölen Parolen wie: "Das Boot ist voll", "Deutschland schafft sich ab", "Bald werden die Deutschen in der Minderheit sein". Zudem wird das Asylgesetz am 26. Mai 1993, nur drei Tage vor dem Brand, deutlich verschärft und das Recht auf Asyl eingeschränkt.

Ein Mahnmal gibt es in der City übrigens bis heute nicht, sondern nur am Rande der Stadt – weil Politiker Angst haben, dass es von Nazis beschmiert wird. Ein Armutszeugnis für Deutschland.

Im Video sehen Sie die dramatischen Aufnahmen von damals!