16-Jährige stirbt an Bahnübergang in Frankfurt
Bruder Dominik J.: Es gab einen Knall - dann kam die Polizei mit Seelsorgern
Seit Jahrzehnten soll der Bahnübergang in Frankfurt-Nied verschwinden. Cindy J. (16) musste jetzt mit ihrem Leben dafür bezahlen, dass sich niemand um den gefährlichen Übergang gekümmert hat. Die Jugendliche wurde am Donnerstagabend von einem Zug erfasst, weil eine Schranke nicht schloss - sie starb. Ihr Bruder Dominik kann nicht fassen, was passiert ist.
Um 20 Uhr knallte es
Sie habe einen Freund getroffen und ihn zur S-Bahn begleitet. Das sei alles, was Dominik und seine Familie über den gestrigen Abend wüssten. "Auf dem Weg nach Hause musste sie diesen Bahnübergang überqueren, wie wir das eigentlich jeden Tag machen", so der Bruder. Um kurz nach 20 Uhr hätte sein Vater dann den lauten Knall gehört. Als seine Schwester nicht nach Hause kam, ahnten sie, dass etwas nicht stimmte. Daraufhin seien er und sein Vater dann zum Bahnübergang gelaufen. Dort hätte ihnen niemand Auskunft über den Verbleib von Cindy geben können.
"Wir haben gehofft, dass nur der Akku leer ist"
"Wir haben versucht, sie zu erreichen. Wir haben bestimmt hundertmal versucht, sie anzurufen, wir haben Freunde kontaktiert", sagt Dominik. Bei Whatsapp sei zu sehen gewesen, dass Cindy um 20 Uhr zuletzt online war - genau zu dem Zeitpunkt knallte es. "Wir haben gehofft, dass nur der Akku leer ist."
Er und sein Vater seien dann zurück nach Hause in den Garten gegangen und hätten dort auf weitere Informationen gewartet. Dann sei die Polizei mit Notfallseelsorgern gekommen.
"Dass das die eigene Schwester sein könnte, das begreift man nicht"
Zuvor hätte Dominik schon davon gehört, dass eine Person tödlich verunglückt sei. "Aber, dass das dann die eigene Schwester ist, das begreift man nicht", sagt er. "Das kann man nicht begreifen, so was." Er wünsche sich, dass die Umstände aufgeklärt würden. Seine Familie kümmere sich gerade darum, Blumen zu kaufen, um sie an der Unfallstelle niederzulegen.
Zugfahrer leitete Notbremsung ein
Bei dem Unfall wurden außerdem ein Radfahrer und eine Autofahrerin von dem Zugerfasst. Beide kamen schwerverletzt ins Krankenhaus. Der Lokführer einer Regionalbahn habe am Donnerstagabend eine Notbremsung eingeleitet, konnte aber den Zusammenstoß nicht verhindern, wie die Bundespolizei mitteilte. Das Auto wurde völlig zerstört. Die Zugfahrgäste blieben unverletzt. Der Lokführer erlitt einen Schock und wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Im Video: Das sagt der Pressesprecher der Bundespolizei zu dem Unfall
Wie konnte es nur soweit kommen? Diese Frage stellt sich nicht nur die Familie von Cindy J., sondern auch die Polizei. Dazu wurde jetzt ein Sonderermittlungsteam gegründet. Im Video erklärt Ralf Ströher, Pressesprecher der Bundespolizei, welchen Ansatzpunkt seine Kollegen haben.