Diagnose mit über 40Warum Sarah Kuttner wegen ihrer ADHS-Diagnose weniger Schuldgefühle hat

von Katharina Maß, Daniela Garrasi und Deborah Göpferich

„Ich bin merkwürdig und habe einen Job draus gemacht.”
ADHS – Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung – wird häufig als „Kinderkrankheit“ abgetan. Doch was passiert, wenn man erst mit über 40 Jahren die Diagnose erhält? Moderatorin Sarah Kuttner kennt genau dieses Gefühl und spricht offen über ihr Leben mit ADHS, das die 45-Jährige erst spät entdeckt hat. Das Interview seht ihr im Video.

„Man kriegt vom Umfeld ständig gespiegelt, dass man weird ist”

„Eines der Hauptprobleme bei ADHS ist, dass Leute immer noch denken, es sei eine Kinderkrankheit“, erklärt Sarah Kuttner (45) uns beim FEMALE FUTURE FORCE DAY in Berlin. „Aber welche Krankheit hört denn mit 18 auf? Es macht ja überhaupt gar keinen Sinn. Das wird bei Kindern diagnostiziert, weil Kinder dann nerven. Weil Kinder sich nicht konzentrieren, weil die laut sind und weil die rumspringen. Und das ist anstrengend.”

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Die Diagnose selbst habe vieles für sie verändert, aber sie mache das Leben nicht leichter. „Man kriegt vom Umfeld ständig gespiegelt, dass man weird und komisch ist und man ist nur damit beschäftigt, sich anzupassen”, so Kuttner. Im Inneren wachse dann Selbstverachtung, „weil man denkt: ‘Wieso kriege ich das nicht hin? Warum kann ich nicht wie die anderen sein?’ Und das fällt ein bisschen weg, einfach zu wissen, dass man nicht schuld ist.”

Sarah Kuttner über die Vor- und Nachteile von ADHS

Doch ADHS habe nicht nur negative Seiten. „ADHSler sind kreativ, witzig und unfassbar empathisch“, betont die Moderatorin, Buchautorin und Podcasterin (auf RTL+ ihr Hörbuch „180 Grad Meer” streamen). „Ich habe einfach einen Job draus gemacht, dass ich merkwürdig bin.“

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Was einer von Sarahs größten Wünschen in Bezug auf die Krankheit ist und mit welchen negativen Folgen man als betroffene Person manchmal zu kämpfen hat, seht ihr ebenfalls oben im Video.