„Wir haben aneinander vorbei getrauert”

Marie Nasemann spricht über ihre Fehlgeburt und fordert mehr Schutz für Frauen

von Lea Pasch und Vincent Nellessen

Eine Fehlgeburt – sei sie noch so früh – ist eine furchtbare Erfahrung!
Davon können Marie Nasemann (35) und ihr Mann Sebastian Tigges selbst berichten. 2018 hat die ehemalige „Germany’s next Topmodel”-Kandidatin „zwischen der sechsten und achten Woche” ein Kind verloren. Der Mutterschutz greift dann allerdings nicht. Ein Unding findet das Paar und fordert mit anderen Prominenten ein Umdenken – wie ihr oben in unserem Video sehen könnt.

Marie Nasemann hat ihre eigene schmerzhafte Erfahrung machen müssen

Als Marie Nasemann vor mittlerweile sechs Jahren eine Fehlgeburt erlitten hat, wäre sie nicht in der Lage gewesen, danach wieder zu arbeiten. Zu groß sei die körperliche und seelische Belastung gewesen, erzählt uns das Model am Rande einer Kundgebung in Berlin. Als Selbständige habe sie allerdings Freiräume gehabt, die viele andere Frauen in Beschäftigungsverhältnissen oft nicht haben. „Es ist wirklich für den Körper eine krasse Umstellung. Allein auch hormonell, was da passiert! Ich hatte zum Beispiel noch Schwangerschaftsübelkeit. Schon nach meiner Ausschabung. Also Dinge, die man vorher so nicht denkt, wenn man die nicht selber erlebt hat”, erzählt die 35-Jährige im RTL-Interview.

Zwar habe sie ihr Kind noch relativ früh verloren, die Ausschabung aber – ein Eingriff unter Vollnarkose – habe sie sehr geschwächt. „Ich (...) habe wirklich bestimmt mindestens eine Woche oder zehn Tage gebraucht, um überhaupt körperlich wieder fit zu sein, weil ich noch krasse Unterleibsschmerzen hatte”, erinnert sich Marie Nasemann. So finde sie es ein „Unding”, dass es keinen Mutterschutz gebe, „auch nach frühen Fehlgeburten, weil man braucht einfach den Raum, die Zeit. Der Körper braucht Zeit, um sich zu regenerieren.”

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Es besteht kein Schutz für Frauen nach einer Fehlgeburt

Die Realität sieht aber anders aus. Auf dem Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend heißt es zum Thema Mutterschutz ganz allgemein, dass dieser „nach der Geburt an die mit dem Geburtsvorgang verbundenen körperlichen Belastungen und die daran anschließenden Rückbildungsprozesse anknüpft.”

Aus diesem Grunde werde zwischen einer Fehl- und einer Totgeburt unterschieden. Grundsätzlich wird dabei die 24. Schwangerschaftswoche als Grenze herangezogen. Ab dieser Woche wird von einer Totgeburt gesprochen. Bei dieser gelte die Schutzfrist der Entbindung. Das Bundesministerium erklärt: „Während der Schutzfrist haben Sie Anspruch auf Mutterschaftsgeld und Arbeitgeberzuschuss.” Bei einer Fehlgeburt (also einem Abort vor der 24. Schwangerschaftswoche) allerdings greift dieser Schutz nicht. Genau dagegen möchten Prominente wie Marie Nasemann und Collien Ulmen-Fernandes (43) vorgehen.

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Die Zeit nach ihrer Fehlgeburt sei eine große Herausforderung für das Paar gewesen, verrät Sebastian Tigges. Während er es versucht habe zu verdrängen, habe seine Frau „sehr gelitten“. Er sagt: „Ich habe meine Traurigkeit gar nicht so richtig gespürt oder zugelassen.” Das Paar habe regelrecht „aneinander vorbei” getrauert. Es habe Monate gedauert, bis sie wieder positiv nach vorne schauen konnten und sich angenähert hätten, ergänzt die 35-Jährige.

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„Ich glaube, dafür ist dieser Mutterschutz auch da, dass die Akzeptanz steigt für das Leid, was einer Mutter und auch Eltern da zuteilwird”, erklärt Tigges im RTL-Interview. Sie fordern, dass Mutterschutz in gestaffelter Form auch bereits nach Fehlgeburten greift. „Wir finden, dass Frauen nicht krank sind und auch nicht zum Arzt gehen sollten und irgendwie argumentieren müssen, warum sie jetzt nicht arbeitsfähig sind, sondern es sollte ihnen einfach dieser Schutz zustehen”, so die Schauspielerin und Podcasterin.