Depressionen und Alkoholsucht„Es war alles voll mit Blut!” Kurt Krömer spricht offen über den größten Absturz seines Lebens

Er dachte, er habe jemanden umgebracht.
Es ist die schlimmste Nacht im Leben von Komiker Kurt Krömer – das weiß er heute. Aber erinnern kann er sich nicht. Der Alkohol sorgte dafür, dass er erst am nächsten Morgen wieder aufwacht. Bei einer Preisverleihung der Robert-Enke-Stiftung in Hannover erzählt er, wie schlimm die Zeit war, als die Depressionen und der Alkohol ihn fest im Griff hatten.
Kurt Krömer wacht in Blut getränkten Laken auf
Kurt Krömer nimmt den „Mental Health Awareness Award” entgegen. Eine besondere Auszeichnung, weil er das Thema Depressionen enttabuisiert und auch in seinem Buch offen darüber spricht – aber das war nicht immer so. Lange Zeit weiß fast niemand, dass dem Komiker nicht immer nur zum Lachen zumute ist.
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Seine Depressionen möchte der Entertainer damals mit Alkohol vergessen. „Den größten Absturz meines Lebens hatte ich hier in Hannover”, sagt er. Nach einer Veranstaltung wird er zurück ins Hotel Luisenhof gefahren und sei dort auf dem roten Teppich „bumsvoll“ weggetreten. Am nächsten Morgen dann der große Schock auf dem weißen Bettlaken. Er erinnert sich: „Ich habe die Decke hochgeklappt und es war alles voll mit Blut.” Panisch habe er sich umgeschaut, „weil ich dachte, hab ich jemanden abgestochen?” Aber das Blut stammt anscheinend von ihm selbst. Er sei gestürzt, als er in das Hotelzimmer kam, hätte einen kompletten Filmriss gehabt. Danach sei Hannover für ihn zwei Jahre lang auf seine Blacklist gekommen. „Hier trete ich nicht mehr auf”, habe er sich selbst gesagt– zu schlimm seien die Erinnerungen an den Absturz gewesen. „Ich hatte Angst und habe mich auch geschämt”, sagt er.
Er wird aggressiv, als sein Kind ihn anspricht
Die Depressionen seien so schlimm geworden, dass Kurt Krömer selbst das Sprechen große Kraft gekostet habe. „Es war sehr anstrengend den Roomservice anzurufen und zu sagen, bring mir mal Spaghetti oder bring mir mal ein Wasser. Das war nicht möglich”, so Krömer. Der Komiker habe sich wie abgekapselt gefühlt, habe bis zu seinen Auftritten immer nur im Bett gelegen. Er habe nur auf den nächsten Adrenalinkick gewartet, denn auf der Bühne habe er seine Depressionen zwei Stunden lang vergessen - können bis selbst das nicht mehr geholfen habe.
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Irgendwann sei es so schlimm geworden, dass er nicht einmal mehr bei seinen Auftritten Glück empfinden konnte: „Zum Schluss stand ich auf der Bühne und dachte nach einer Viertelstunde, ‘ach scheiße’. Jetzt noch ungefähr zwei Stunden und dann liegst du wieder depressiv im Hotel”, so Krömer. Er sei irgendwann nicht mehr lebensfähig gewesen. Kurt Krömer berichtet: „Diese Phase, dass man nicht mehr spricht und fast schon aggressiv wird, wenn dich das eigene Kind fragt, wie spät es ist.” Der einzige Ausweg ist die Klinik.
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Bild von Teppich hängt als Warnung an seiner Wand
Nach seinem Klinikaufenthalt sei es Kurt Krömer wieder besser gegangen. „Ich ging auf die Straße und wollte Menschen umarmen”, aber das sei kein Dauerzustand. Auch heute noch habe er manchmal depressive Tage – trotz Medikamenten.
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Mittlerweile hat der Komiker wieder Spaß am Leben, geht danach sogar wieder auf Tour. Einmal kommt er dabei sogar an Hannover vorbei: „Da bin ich kurz ausgestiegen, bin zum Luisenhof, habe diesen Teppich fotografiert und hab ihn mir ausdrucken lassen”, so der Komiker. Jetzt hänge das Foto eingerahmt in seinem Keller – als Erinnerung und Warnung an sich selbst, nie wieder den Alkohol gewinnen zu lassen.