Irres Casting von insolventem Regionalligisten

Düren sucht den Superstar!

DAS buzzert mal so richtig!
Pleite macht erfinderisch: Dieses Motto gilt beim 1. FC Düren. Weil dem Fußball-Regionalligisten im Zuge seiner Insolvenz die komplette erste Mannschaft samt Cheftrainer Kristopher Fetz stiften gegangen ist, hat der Verein zum großen Casting aufgerufen. DSDS am Ball sozusagen. Initiiert wurde die kreative Aktion von Fußball-Influencer Bilal Kamarieh. Eigentlich eine saugeile Aktion. Findet nur der kommende Gegner MSV Duisburg nicht.

Aus 500 mach 30 mach 10

Von 30 vereinslosen Kickern, die sich bei strahlendem Sonnenschein in Düren zum Vorspielen eingefunden haben, sollen zehn bis zum Saisonende bleiben und regelmäßig in der 4. Liga spielen, so der Plan des Tabellen-Zehnten der Regionalliga West.

Wer den Sprung ins Team schafft, will der Club bis Freitagmittag mitteilen, kündigte ein Vereinssprecher an. Bereits am Samstag sollen die gecasteten Spieler in einer gemischten Mannschaft mit Dürens U 23-Landesligateam gegen Spitzenreiter MSV Duisburg auflaufen. Das alles findet der Trainer allerdings wenig witzig. „Da habe ich gar kein Verständnis für. Für uns geht es um die Meisterschaft und wir wissen überhaupt nicht, was passiert. Also das hat mit Regionalliga-Fußball nichts zu tun”, findet MSV-Coach Dietmar Hirsch.

Einerseits verständlich, wenn man nicht weiß, mit wem man es tun haben wird. Aber der zusammengewürfelte Haufen aus Düren wird ja nun mal nicht mit Thomas Müller, Marko Marin und Max Kruse auflaufen. Auch (leider!) nicht mit Ansgar Brinkmann.

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Kann den Dürenern auch egal sein. Mit dem Casting haben sie Geschichte geschrieben und mit Sicherheit viele zum Schmunzeln gebracht. Das meint auch Trainer Luca Lausberg: „Wir sind einen anderen Weg gegangen, der im deutschen Fußball einmalig ist und daraus haben wir auch eine einmalige Aktion gemacht. Wenn das dem Verein nachhaltig hilft, gerade auch im Hinblick auf die Bekanntheit, und wir die Saison positiv zu Ende bringen können, war es für uns eine gute Aktion”, sagt er im Interview mit „RevierSport”.

Westkampfbahn Düren
Ehrliches Stadion: Die Westkampfbahn Düren.
Imago

„Bei manchen Spielern wird es vermutlich reichen, bei anderen eher nicht”

Initiiert hatte die Probetraining-Aktion der Fußball-Influencer Bilal Kamarieh, der früher in der Regionalliga für Hertha BSC II und in der 3. Liga für den FSV Mainz 05 II spielte. Kamarieh hatte im Internet dazu aufgerufen und nach eigenen Angaben 500 Bewerbungen erhalten.

30 Spieler durften schließlich vorspielen, vor einer Jury, die, wie es sich für ehrlichen Fußball nun mal gehört, auf Gartenstühlen auf dem Fußballplatz abhing und in der auch Kamarieh saß. „Wir sind dankbar für jede Unterstützung. Bei manchen Spielern wird es vermutlich reichen, bei anderen eher nicht”, sagte der Vereinssprecher.

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Ob der Plan Erfolg haben wird, wird sich zeigen. Der Verein will trotz der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vor einigen Wochen den Spielbetrieb in der Regionalliga West fortsetzen. Bei einer Insolvenz drohen ein Neun-Punkte-Abzug und damit der Abstieg.

Es sind nicht die einzigen Turbulenzen in der Regionalliga West. Aufsteiger Türkspor Dortmund hatte sich Mitte März vom Spielbetrieb zurückgezogen und gegen den KFC Uerdingen wurde zuletzt ein Insolvenzverfahren eröffnet. In Düren soll die Fortführung des Spielbetriebes nach Zusicherung einer offenen Zahlung vorerst gewährleistet sein.

Jetzt muss nur noch das neue Team zusammenwachsen. KI kann dabei nicht helfen. Aber vielleicht die Vorstellung, zumindest für ein paar Wochen die skurrilste Truppe der Welt zu sein ...