Vorwürfe gegen berühmten Buchautor

Kinderpsychiater vor Gericht

Auf der einen Seite steht ein bekannter Kinderpsychiater und Buchautor aus Bonn. Auf der anderen Seite Eltern, die behaupten, dass der Mann ihre Kinder falsch behandelt hat. Im Zentrum ihrer Vorwürfe steht ein Medikament. Am Mittwoch (12.02.) startete der Prozess gegen den Psychiater.

Schwere Vorwürfe

Dr. Michael Winterhoff war der Star der Kinderpsychiater. Seine teilweise umstrittenen Bücher verkaufen sich fast 1,4 Millionen Mal, er ist regelmäßiger Gast in Talkshows. Dann erscheint 2021 eine WDR-Reportage mit schweren Anschuldigungen. Winterhoff soll Kindern Psychopharmaka verschrieben haben. Eher unüblich. In dem Bericht heißt es, die kleinen Patienten sollten so angeblich einfach ruhiggestellt werden.
Manche Eltern sagen, alles ohne richtige Absprache. Auch Tanja G, die ihren kompletten Namen nicht nennen will. Ihre Tochter Evelyn sei schon immer schwierig gewesen. Diagnose: ADHS. Sie bekommt Medikamente, aber es wird nicht besser. In Absprache mit den Ämtern kommt sie in eine Jugendeinrichtung. Dort soll Winterhoff die Diagnose frühkindlicher Narzissmus erstellt haben. Sie bekommt angeblich vier Jahre lang Psychopharmaka. Wird apathisch, müde, steht neben sich.

Verteidigung sieht Fehler

Die Anwälte von Michael Winterhoff widersprechen den Anschuldigungen und dem WDR-Bericht komplett. In keinem Fall habe ihr Mandant ohne medizinischen Grund Psychopharmaka verschrieben. Kein Kind habe gesundheitliche Schäden. Immer hätte es eine ordnungsgemäße Aufklärung gegeben. Bei allen seinen Patienten. Knapp 15.000.
Und die Anwälte fürchten eine Vorverurteilung. Der Bericht mit den Anschuldigungen sei einseitig, Winterhoff selbst sei zu den Vorwürfen angeblich nie ausreichend befragt worden.
Winterhoff hat seine Praxis im Dezember 2021 geschlossen. Während des Prozesses hat der 70-Jährige am Mittwoch (12.02.) keine Aussage gemacht. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 10 Jahre Freiheitsstrafe. Bis das Urteil Ende Juli gesprochen wird, gilt die Unschuldsvermutung.