Zehn Jahre Silvesternacht von KölnGewalt, Übergriffe, Vertrauensverlust – die Silvesternacht 2015 prägt Köln bis heute
Es ist ein trauriger Jahrestag: Vor zehn Jahren wurde die Silvesternacht in Köln zu einem Schockmoment für ganz Deutschland. Rund um die Domplatte kam es zu massenhaften Übergriffen auf Frauen, zu Diebstählen und Gewalt. Die Ereignisse veränderten nicht nur das Sicherheitsgefühl vieler Menschen, sondern auch die Debatte über Migration und innere Sicherheit nachhaltig.
Chaos und Gewalt am Hauptbahnhof
Am Abend des 31. Dezember 2015 füllte sich der Bereich rund um den Kölner Hauptbahnhof früh. Der Ausgang Richtung Dom war überfüllt. Auf dem Bahnhofsvorplatz flogen Raketen und Böller in die Menge, es herrschte eine aggressive Stimmung. Gruppen junger Männer umzingelten Feiernde, Frauen wurden bedrängt und begrapscht, bestohlen. Die Polizei entschied sich gegen 23.30 Uhr dazu, die Domtreppe zu räumen.
Verharmlosung und späte Aufarbeitung
Am Morgen nach der Silvesternacht vermittelte eine erste Mitteilung der Polizei Köln zunächst den Eindruck eines weitgehend friedlichen Einsatzes. Das tatsächliche Ausmaß der Vorfälle wurde deutlich, als immer mehr Anzeigen eingingen. Insgesamt wurden 1.210 Straftaten registriert, darunter 511 wegen sexueller Übergriffe und mehrere Fälle von versuchter oder vollendeter Vergewaltigung. Ermittelt wurde gegen rund 290 Tatverdächtige, die meisten kamen aus Marokko, Tunesien und Afghanistan. Angeklagt wurden am Ende jedoch nur 46, überwiegend wegen Diebstahls.
Kritik an Politik und Polizei
Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Düsseldorfer Landtag sollte klären, warum Polizei und Landesregierung die Lage offenbar unterschätzt und erst spät die Öffentlichkeit informiert hatten. Ein Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass schon in der Tatnacht zahlreiche Anzeigen vorlagen und die Eskalation kein Zufall war. Laut Gutachter fühlten sich die Täter offenbar wie in einem rechtsfreien Raum. Ein wesentlicher Faktor: Zu wenige Einsatzkräfte. Rund 2.000 junge Männer, fast alle mit Migrationshintergrund, trafen auf etwa 150 Polizisten.
Konsequenzen und bleibende Folgen
Ein Jahr später, in der Silvesternacht 2016, war die Polizei deutlich stärker präsent. Über 1.000 Beamte waren im Einsatz, die Zahl der Straftaten ging deutlich zurück. Aber die Ereignisse von 2015 hatten sich längst ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Für viele Menschen änderte sich der Blick auf Migration und Integration. Forderungen nach klaren Regeln und konsequenterem Handeln wurden lauter.

































