Rettung vor dem Mähtod
Lebensgefahr! Trockenheit treibt Rehkitzretter zur Eile

Sie liegen im hohen Gras, eingekauert und versteckt!
Ein Mähdrescher würde für sie den Tod bedeuten, denn in den ersten Wochen haben Rehkitze keinen Fluchtinstinkt. Zum Glück gibt es jedoch Wildtierretter, die sich ganz früh morgens auf den Weg machen, um die Kleinen zu finden. Und in diesem Jahr müssen die Ehrenamtlichen besonders früh Leben retten, denn die Trockenheit wirkt sich auch auf die Kitze aus.
Nur ganz früh morgens können die Kitz-Retter nach den Kleinen suchen

„Wer einmal ein zermähtes Kitz gesehen hat, weiß, warum er das macht”, erklärt Olaf Weddern von der Wildtierrettung Segeberger Heide in einem Gespräch mit RTL. Seit Mai sind der 54-Jährige und sein Team fast täglich unterwegs, auf der Suche nach Rehkitzen. Denn durch die lange Trockenheit beginnen die Bauern in diesem Jahr früher mit Mähen. Und genau dort, im hohen Gras, legen die Ricken ihre Kitze ab. Viele Landwirte melden sich dann bei Olaf Weddern, kündigen an, wann sie mähen werden. Dann beginnt die Arbeit für die Wildtierretter!
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„Dann treffen wir uns um vier, halb fünf, an der Wiese. Meistens sind wir drei bis vier Leute im Team”, erklärt Olaf Weddern von der Wildtierrettung Segeberger Heide. Der Grund für die Suche in den frühen Morgenstunden: Die Kitz-Retter suchen mit einer Drohne mit Wärmebildkamera und nur in der Frühe, wenn es noch kühler ist, können die Wildtierretter ein Kitz erkennen.
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Im Video: Rehkitz-Retter holen Tiere aus hohem Gras
Mithilfe einer Drohne suchen die Retter nach den Kitzen

Und diese Drohne fliegt dann die komplette Fläche ab, Drohnenpilot Olaf Weddern hat dabei stets das Wärmebild im Blick. „Sobald Wärmepunkte gesehen werden, stelle ich um aufs Live-Bild, um zu sehen, was es ist”, beschreibt der Schleswig-Holsteiner. „Wenn es ein Kitz ist, dann müssen wir sehen, dass wir es von der Fläche kriegen”, erklärt der 54-Jährige weiter. Mit einem Kescher oder mit der Hand fangen er und sein Team das kleine Tier ein. Dabei haben sie Handschuhe an, damit die Kitze keinen menschlichen Geruch annehmen. Im Anschluss bringen die Retter das Wildtier in einer Box sicher an den Rand der Wiese, der Bauer mäht und im Anschluss wird das Kitz dort wieder freigelassen. „Dann sieht man manchmal abends Kitz und Ricke wieder zusammen, das sind dann die schönen Momente”, erzählt Olaf Weddern im Gespräch mit RTL.
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Tausende Kitze werden jährlich in Schleswig-Holstein gerettet
Die Retter der Wildtierrettung Segeberger Heide haben in diesem Jahr bisher rund 30 Kitze vor dem sicheren Mähtod bewahrt. Jährlich sind es zwischen 150 und 300! In Schleswig-Holstein gibt es circa 80 solcher Vereine, deren Mitglieder die Kitze und auch Junghasen retten. Und das alles ehrenamtlich! „Das ist nicht einfach. Manche nehmen sich Urlaub, bummeln Überstunden ab, anders ist das gar nicht machbar”, erklärt Olaf Weddern. Doch er und sein Team wissen, warum sie das machen. Denn jedes gerettete Kitz ist ihnen diese Arbeit wert. Noch bis Juni werden sie sich morgens auf die Suche begeben, um den Mähdreschern zuvorzukommen und die kleinen Kitze zu retten.