Therapie gegen aggressive Tumore?

Kieler Forscher geben Hoffnung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Im Zelllabor werden Kulturschalen vorbereitet.
Ein Kieler Forschungsteam hat Erfolg bei Forschung nach Therapiemöglichkeiten gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Jens Kalaene/dpa/Symbolbild

Forscher machen wegweisende Entdeckung!
Viele Betroffene von Bauchspeicheldrüsenkrebs haben keine Chance auf Heilung. Doch das könnte sich in den nächsten Jahren ändern. Ein Kieler Forschungsteam hat jetzt Therapiemöglichkeiten entdeckt, wodurch die aggressiven Tumore schrumpfen.

Treiber-Gen kann indirekt bekämpft werden

Doktorand Markus Vogt forscht an der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Tumore dieser Krebsart gelten als besonders aggressiv, oft verläuft die Krankheit tödlich. Ein entscheidender Treiber für das Wachstum der Krebstumore ist das Protein MYC. Das Problem: Es ist schwierig MYC direkt anzugreifen. Also suchen Markus Vogt und sein Forscherteam vom Biochemischen Institut an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel nach einem sogenannten Bindungspartner. Durch diesen soll das tumorfördernde Protein indirekt angegriffen werden. Zusammen mit seinem Team und seinem Doktorvater, Professor Elmar Wolf, untersucht Markus Vogt an Gewebeproben von Mäusen mehr als 90 verschiedene Bindungspartner von MYC - und plötzlich der Treffer! Wolf zu RTL: „Wir arbeiten seit vielen Jahren kontinuierlich an diesem Tumortyp und machen immer interessante Entdeckungen. Aber diese hier war schon eine wichtige.“

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Tumorzellen schrumpfen

Das Protein RUVBL1 ist ein Eiweiß, das eng mit MYC zusammenhängt. Hemmt man das Protein RUVBL1 könnte man also auch den tatsächlichen Treiber für den Krebs ausschalten, hoffen die Forscher. „Das Fehlen dieses Proteins schränkte das Tumorwachstum von Bauchspeicheldrüsenkrebszellen am stärksten ein im Vergleich zu den anderen untersuchten Bindungspartnern“, erklärt Markus Vogt in einer Pressemittelung.

Während der Forschung entdecken das Team einen weiteren positiven Nebeneffekt. Die Tumorzellen schrumpfen nicht nur, sondern körpereigene Immunzellen wandern sogar in den Tumor ein. Somit könne dieser leichter bekämpft werden. Eine ganz neue Behandlungsmöglichkeit dieser Krebsart mit Immuntherapeutika wird so möglich. Das ging bisher nur bei Haut- und Lungenkrebs, so Wolf. „Wir glauben, wenn man das Protein hemmt, dann funktionieren die Immuntherapeutika auf einmal.”

So kann dann auch Patienten geholfen werden, die Therapiemöglichkeiten wie eine Chemotherapie nicht mehr retten können. Elmar Wolf zu RTL: „Gerade Bauchspeicheldrüsenkrebs ist oft lange symptomarm und darum oft schon groß, wenn er entdeckt wird.”

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Entwicklung von Medikamenten dauert noch mehrere Jahre

Das Forschungsvorhaben ist Teil eines Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 18 Millionen Euro Fördergeld für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente. Bis es in die klinische Studie gehen kann, dauert es laut Forschungs-Team wohl noch rund fünf Jahre. Weitere fünf Jahre, bis die dann abgeschlossen sind. Die Forschung der Kieler Wissenschaftler legt aber den ersten Grundstein, um eine Behandlung gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs möglich zu machen. (ise)