Sie machen Lärm und fressen alles weg

Aggro-Störche tyrannisieren ein ganzes Dorf – Bürgermeister befürchtet Plage

Storch mit nachwuchs in seinem Nest.
Die Einwohner von Hohenfels fühlen sich von über hundert Störchen massiv belästigt. (Foto: Symboldbild)
iStockphoto/Umkehrer

In einem friedlichen Dorf nahe dem Bodensee herrscht derzeit eine Invasion der besonderen Art...
Aber es sind nicht etwa Touristen oder ein Ameisenschwarm wie aus einem Horrorfilm, der die Einwohner von Hohenfels auf Trab hält. Es handelt sich um etwa 100 Störche, die die beschauliche Gemeinde nun bevölkern. Die stattlichen Federtiere, sonst Symbole für Geburt und Fruchtbarkeit, sorgen jetzt für Peststimmung unter einigen Dorfbewohnern. Zuerst berichtete der „Südkurier”.

CDU-Politiker befürchtet Plage

Sie koten alles voll, machen einen tierischen Lärm und fressen alles weg: Die Rede ist nicht von Tauben, sondern von Störchen. Die streng geschützten Vögel belagern derzeit den Ortsteil Mindersdorf der Gemeinde Hohenfels unweit des Bodensees.

Laut Bürgermeister Florian Zindeler kommen auf 450 Einwohner rund 100 Störche.

Die Zahl der Störche nehme weiter zu, es gebe immer mehr Nester, berichtet der CDU-Politiker. Man frage sich, wie es in den nächsten Jahren weitergehe, sagt der Bürgermeister. Mittelfristig müsse man von einer Plage sprechen.

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Der Flurfunk unter den Störchen funktioniert zu gut

Hohenfels’ Bürgermeister Florian Zindeler (CDU)
Hohenfels’ Bürgermeister Florian Zindeler (CDU) fragt sich, wie das mit den Störchen weitergehen soll.
picture alliance/dpa | David Pichler

Wie viele Störche es genau in Hohenfels gibt, kann der Bürgermeister nicht sagen. Als Flächengemeinde habe man keinen perfekten Überblick. Aber: „Wir stellen fest, wenn die Landwirte ihre Felder bestellen, dass der Flurfunk zwischen den Störchen sehr gut funktioniert. Sie sammeln sich dann vor Ort, weil dort ist natürlich die Fläche bereit fürs Essen.”

An einem Vormittag Ende August seien auf einer Fläche im Ortsteil Mindersdorf mehr als 130 Störche gezählt worden. „Wenn wir das auf die Einwohner übertragen, haben wir einen Storch auf drei Einwohner.” Die genaue Zahl könne er nicht definieren. „Aber das ist schon bemerkenswert.”

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Warum ausgerechnet in Hohenfels?

Warum sich die Störche ausgerechnet auf Hohenfels stürzen, wisse er nicht, sagt der Bürgermeister. „Wir sind eine attraktive Gemeinde mit einer wunderbaren Naturlandschaft.” Es gebe Riedflächen mit vielen Kleintieren, optimale Bedingungen für die Nahrungssuche der Kolonien. „Deshalb stellen wir fest, dass sie sich hier sesshaft machen wollen und gute Bedingungen für die Aufzucht finden.”

Die Störche versammeln sich auf den Feldern, um dort Nahrung zu finden.
Die Störche versammeln sich auf den Feldern, um dort Nahrung zu finden.
picture alliance/dpa | David Pichler

Der Storchenbeauftragte der Gemeinde, Josef Martin, sieht in der Anzahl der Tiere kein Problem. Bei ihm habe noch nie ein Storch seinen Kot auf der Terrasse hinterlassen. „Das Problem ist nur unter dem Nest.” Die Nester würden sich nicht vor den Terrassen befinden. „Von dem her braucht man keine Angst haben, dass alles zugekackt wird.”

In Mindersdorf sei es so ruhig wie in einer Kirche. „Hier gibt es gar nichts mehr, keinen Laden, keine Wirtschaft, nichts.” Ein wenig Geklapper der Störche sei da doch herrlich. „Das ist Natur.” Die Kirche schlage auch jede Viertelstunde, was auch normal sei. „Man muss das einfach ein bisschen lockerer sehen.”

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Storchenbeauftragter: „Störche sind keine Wölfe.”

Mit den Horsten über den Gärten könne man sich arrangieren. „Die Störche bedrohen uns Menschen nicht.” Sie seien keine Wölfe, die um das Dorf streifen. Man könne die Vögel vergrämen, indem man vor dem Nestbau die Äste entferne. Das sei legitim. Die Jungvögel hätten das Dorf bereits verlassen und seien nach Süden gezogen.

Nur die „alten” Nestbesitzer seien noch vor Ort, damit niemand anderes das Nest besetzen könne. Aber die würden in den nächsten Tagen auch in den Süden ziehen. „Dann sind sie weg. Dann ist wieder ein halbes Jahr Ruhe.”

Wie viele im Jahr 2025 wieder in Hohenfels sein werden, wird sich erst im Frühjahr zeigen. (dpa/ija)