Erster Adebar in Hamburg angekommen
Hat ihn der Klimawandel verwirrt? Storch verwechselt offenbar Frühling mit Winter
von Vanessa Fritz, Jannika Schultz und Julia Lübbersmeyer
Klirrende Kälte, Glatteis und in einigen Teilen Schnee – der norddeutsche Winter startet nochmal voll durch. Und ausgerechnet jetzt kehrt der erste Storch aus seinem warmen Winterquartier in die Hamburger Kälte zurück.
Früher Besuch des Storches ein Zeichen des Klimawandels?
Der Adebar ist im wahrsten Sinne des Wortes ein früher Vogel: Seit Mitte Januar ist er zurück in den Vier-und Marschlanden. Genauer gesagt auf dem Hof Eggers in Kirchwerder. Bereits das vierte Jahr in Folge bezieht das Tier hier sein Quartier – normalerweise aber erst im Februar. Warum er dieses Jahr einen Monat eher dran ist, ist ungewiss. Möglicherweise hat ihn das milde Wetter dazu verleitet, sein Winterquartier vorzeitig zu verlassen.
Auch der Hofbesitzer Georg Eggers ist von der frühen Ankunft der Vögel überrascht. Der 82-Jährige beobachtet die Störche auf seinem Gut schon seit Jahren: „Der erste Eindruck war, dass er recht sauber ist. Das ist eine alte Bauernregel: Wenn sie sauber wieder zurückkommen, gibt es einen trockenen Sommer oder einen sonnigen Sommer."
Werden die Störche hier überleben?
Laut Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim Naturschutzbund Hamburg, sind Temperaturen unter dem Nullpunkt aber kein Problem für die Störche: „Kälte macht den Vögeln erst mal so nichts aus. Es überwintern bei uns ja auch andere Vögel. Aber dadurch, dass auch Regenwürmer auf dem Speiseplan der Störche stehen, wird es dann natürlich spannend. Längere Frostperioden sind dann natürlich nicht so gut“, sagt er im RTL-Interview. Alternativ können sie aber auch auf Mäuse und Maulwürfe als Futterquelle ausweichen, die es auch im Winter zu Genüge gibt. Insgesamt 42 Storchenpaare haben vergangenes Jahr in Hamburg gebrütet. Ein Großteil der Tiere kommt im März zurück aus ihren Winterquartieren. Diese befinden sich überwiegend in Afrika oder Südeuropa – also ein langer Weg zurück in die Heimat. „In der Regel kommen die Männchen als erstes. Sie wollen ein möglichst gutes Revier besetzen“, erläutert Marco Sommerfeld weiter, so auch im Fall von diesem Adebar. Einen perfekten Zeitpunkt für die Reise nach Hause gibt es nicht: „Es ist auch individuell wann die Störche wiederkommen, bzw. wo sie überwintert haben.“
Empfehlungen unserer Partner
Die nächsten Störche könnten bald folgen
Ähnlich wie der Kirchwerder-Storch, hat es in diesem Jahr auch Mimi eilig mit dem Rückflug nach Hamburg. "Die Störchin hat sich schon auf den Weg gemacht und ist in den letzten Tagen Richtung Norden geflogen. Aktuell hält sie sich gerade in Marokko auf", berichtet Marco Sommerfeld. Sie und sieben weitere Vögel wurden vom Nabu mit GPS-Sendern versehen, sodass die Vogelexperten genau verfolgen können, wo sich die Tiere aufhalten. 100 Kilometer können die Segelflieger pro Tag ungefähr zurücklegen.
Der Adebar aus den Vier-und Marschlanden muss jetzt also noch einige Wochen auf seine Partnerin warten, bevor sie mit der Balz beginnen können. Den Platz dafür, hält er ihr auf jeden Fall schon mal frei.
Lese-Tipp: Storch Fiete sitzt schon im gemachten Nest - fehlst nur noch du, liebste Erna!