Und was trinkt ihr? Stimmt hier ab!
WHO-Studie zum Alkoholkonsum: Der Wohnort bestimmt, was wir trinken!

Bier, Schnaps oder Wein?
Ob jemand täglich zum Glas Rotwein greift oder sich am Wochenende mit Schnaps in den Vollrausch trinkt, hängt auch davon ab, wo er lebt - der Umgang mit Alkohol ist kulturell tief verankert. Zu diesem Schluss kommt eine Studie über Trinkgewohnheiten in Europa, die in der Fachzeitschrift „Addiction” veröffentlicht wurde.
Wein ist gut und Schnaps schlecht? Ein Trugschluss!
Die Auswertung von Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht deutlich, wie gefährlich der Alkoholkonsum ist: In jedem der untersuchten Länder - neben den Staaten der Europäischen Union waren dies Island, Norwegen und die Ukraine - werden zahlreiche Todesfälle und verlorene Lebensjahre mit Alkohol in Verbindung gebracht. Die Ukraine führt die Tabelle an, gefolgt von Litauen, Lettland und Estland in unterschiedlicher Reihenfolge.
In den osteuropäischen Ländern, in denen häufig Spirituosen getrunken werden, richtet Alkohol also besonders viel Schaden an.
Deutlich weniger gilt dies für die vom Weinkonsum geprägten Länder Süd- und Westeuropas. Co-Autor Jürgen Rehm, der unter anderem im kanadischen Toronto und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf forscht, warnt jedoch vor dem Trugschluss, Wein sei gut und Schnaps sei schlecht.
Lese-Tipp: Suchtexperten erneuern Empfehlung: Am besten gar kein Alkohol!
Stimmt ab!
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Gesamtmenge an reinem Alkohol nicht sehr unterschiedlich
Denn: „Zehn Gramm Alkohol sind im Prinzip zehn Gramm Alkohol, egal ob das jemand als Schnaps, Wein oder Bier trinkt”, so Rehm. Der Hauptgrund für die großen Unterschiede seien die unterschiedlichen Lebenserwartungen in den europäischen Ländern. „Die alkoholbedingten Schäden setzen auf die allgemeine Mortalität auf. Das heißt: Ein Liter reiner Alkohol in unterschiedlichen Situationen führt zu unterschiedlichen Schäden.”
Insgesamt identifizierte das Forschungsteam sechs verschiedene Trinkgewohnheiten in Europa.
Die Gesamtmenge an reinem Alkohol unterscheidet sich zwischen den Gruppen kaum: Sie reicht von 9,2 Litern in südeuropäischen Ländern wie Frankreich, Italien und Griechenland, in denen vor allem Wein getrunken wird, bis zu 12,0 Litern in osteuropäischen Ländern wie Estland, Lettland und Litauen, in denen sowohl Spirituosen als auch andere alkoholische Getränke konsumiert werden.
Lese-Tipp: Day Drinking in aller Munde! Wie gefährlich ist Alkohol am helllichten Tag?
Tief in der Kultur verwurzelt
Deutschland gehört der Studie zufolge zu den mittel- und westeuropäischen Ländern, die sich durch einen hohen Bierkonsum und einen vergleichsweise geringen Spirituosenkonsum auszeichnen. Zu den Ländern mit hohem Bierkonsum, hohem Spirituosenkonsum und häufigem Rauschtrinken gehören Kroatien, die Tschechische Republik und Polen. In den Ländern der fünften Kategorie gibt es viele Antialkoholiker, aber auch viele, die auf Hochprozentiges setzen - dazu gehören die Ukraine und Bulgarien.
Als letzte Gruppe nennt die Studie die Länder, in denen besonders viele Menschen Alkohol trinken, und zwar oft bis zum Rausch. Darunter fallen Finnland, Island und Irland.
Diese Ländergruppen seien in den untersuchten Jahren 2000, 2010, 2015 und 2019 weitgehend stabil geblieben, schreibt das internationale Forscherteam. „Europa ist nach wie vor eine Region mit deutlich ausgeprägten Trinkgewohnheiten, die tief in der Kultur verwurzelt zu sein scheinen und daher schwer zu ändern sind.” (dpa/ija)