Sitzen? Nein, danke!„Todesursache Nummer eins!“ Für diesen Arzt sind Stühle lebensgefährlich

In seinem Haus gibt es keinen einzigen Stuhl!
Seit Jahren macht Dr. Martin Oswald einen großen Bogen um alles, auf das er sich gemütlich setzen könnte. Für ihn sind Stühle, Couch und Co. nämlich nicht nur ungesund, sondern lebensgefährlich! Doch was genau ist das Problem mit dem Sitzen?
Bloß nicht sitzen! Der Stuhl verändert den Körper – und das nicht zum Guten
Habt ihr eine Couch, Hocker, Sonnenliegen? Dann ist eure Gesundheit in Gefahr – zumindest wenn es nach Dr. Martin Oswald (73) geht. Denn der sagt klipp und klar: Sitzen ist mit das schädlichste, was man seinem Körper antun kann. „Das Sitzen auf dem Stuhl ist letztendlich die Todesursache Nummer eins in der westlichen Welt“, sagt er im RTL-Interview. „Er wirkt sich auf jeden negativ aus, ist form- und funktionsverändernd und führt bei vielen zu einer der großen Volkskrankheiten.“
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Oswald ist Chirurg und spezialisiert auf Krampfadern und Hämorrhoiden. Schon seit 25 Jahren fragt er sich, wieso manche Menschen Krampfadern haben und andere nicht, findet die wissenschaftlichen Erklärungen damals aber nicht schlüssig. Also geht Oswald auf Spurensuche.

„Ich kam durch anatomische Beobachtungen bei meinen Operationen darauf, dass da irgendetwas geben muss, was eben die Anatomie des Körpers verändert und Krampfadern verursacht“, erklärt er. Doch die gebe es nur im unteren Teil des Körpers, nicht etwa an den Armen oder der Zunge, und meist treten sie vor allem in westlichen Ländern auf. „Schließlich kam ich dann eben darauf, es müsse wohl der Stuhl sein, der diese und viele andere anatomischen Veränderungen verursacht.“ In weniger westlich geprägten Ländern hocken oder knien die Menschen nämlich eher als dass sie sitzen.
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Nicht auf dem Stuhl: Die perfekte Ruheposition ist die Hocke
Der Mensch halte sich eigentlich mit eigener Kraft gerade und senkrecht zur Erdoberfläche, erklärt Oswald. „Wenn der Mensch sich auf den Stuhl setzt, lässt seine Spannung nach und der Körper verformt sich dadurch im Laufe der Zeit.“ Die Folgen: Volkskrankheiten wie Herzkreislauferkrankungen, Schlaganfall, Krampfadern, Krebs oder auch Prostatabeschwerden. Letztere plagen seinerzeit auch den Augsburger, weshalb Oswald kurzerhand und radikal beschließt, Stühle und andere Sitzgelegenheiten so gut wie möglich aus seinem Leben zu verbannen.
Stattdessen steht er, kniet, liegt oder hockt: „Die Hocke, wo beide Füße am Boden sind, ist meiner Meinung nach die ursprüngliche Ruheposition des Menschen – neben dem Liegen.“ In seinem Haus gebe es weder Stühle noch eine Couch, in seiner Praxis habe er einen Notfallstuhl für ältere Menschen und ein paar Höckerchen. Auch seine medizinische Fachangestellte steht mittlerweile bei der Arbeit.
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„In der Natur gibt es keinen Stuhl“, sagt Oswald schlicht, „also gehört der Stuhl einfach nicht zu dem gesunden Lebewesen.“
Dr. Oswald knallhart: Stühle sind Gift!

Denn dass Sitzen nicht gesund ist, wissen wir eigentlich. Laut dem DKV-Report von 2023 sitzen wir täglich neun Stunden – anderthalb Stunden mehr als noch 2016. Die Arbeitsagentur für Arbeit schreibt, dass Sitzen die Lebenserwartung noch stärker reduziere als Rauchen! Und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft körperliche Inaktivität als viertgrößte vermeidbare Todesursache ein.
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Zugegeben, die Daten beziehen sich auf die gesundheitlichen Konsequenzen aufgrund mangelnder Bewegung und nicht auf die anatomischen Probleme, die Stühle laut Oswald hervorrufen. Dessen These beruht auf seiner eigenen Erfahrung und nicht auf einer Erhebung oder einer Studie. Trotzdem haben sie eines gemeinsam: Die Tatsache, dass wir uns mehr bewegen müssen. „Passivität ist pures Gift“, so die Arbeitsagentur. Und Oswald sagt, dass man genau da als Erstes ansetzen müsse: Das Gift vermeiden, also den Stuhl. Das empfiehlt er jedem, der seinem Körper etwas Gutes tun wolle.
„Man muss eben etwas ändern, sonst ändert der Stuhl einen“
„Stehen statt sitzen ließe sich relativ schnell umsetzen. Es dauert gar nicht allzu lang, bis man das kann“, sagt er. Natürlich sei der Körper nicht innerhalb weniger Monate von dem jahrelangen Sitzen geheilt, aber man schade ihm jetzt nicht weiter. Wenn man ohne Hilfe der Hände vom Boden wieder aufstehen könne – ähnlich wie Kinder, die gerade laufen lernen – sei man auf dem richtigen Weg. Man müsse einfach Geduld mit seinem Körper haben.

„Der, der gesund sein will, muss dem Körper des Stuhlsitzers Opfer abverlangen. Aber er muss auch gutmütig und verständnisvoll sein für diesen Körper, weil der kann ja nichts dafür, dass er so ist.“ Oswald gibt zu, dass er selbst noch nicht ganz vom Stuhl weg sei. In unserer Zivilisation sei es wohl unmöglich, komplett auf das Sitzen zu verzichten. „Doch man muss es versuchen.“
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Seine Prostata macht ihm übrigens seit seiner veränderten Lebensweise keine Probleme mehr, und Oswald hofft, dass er auch im zunehmenden Alter somit gesund bleiben kann. „Man muss eben etwas ändern, sonst ändert der Stuhl einen“, schließt er.