Eines der Opfer war keine 14 Jahre alt!Prozess gegen Orthopäde! Er soll Mädchen und Frauen heimlich gefilmt und sexuell missbraucht haben

Der Orthopäde muss sich vor dem Landgericht in Braunschweig verantworten.
Der Orthopäde muss sich vor dem Landgericht in Braunschweig verantworten.
RTL
von Festim Beqiri, David Meyer-Wilmes und Annika Redmer

Angeklagt sind 190 Fälle heimlicher Filmaufnahmen!
Patientinnen sollten ihrem Arzt vertrauen können. Doch ein Orthopäde steht nun im Verdacht, dieses Vertrauen auf schwerwiegende Weise missbraucht zu haben. Der 42-Jährige soll Frauen heimlich gefilmt und sie unter dem Vorwand medizinischer Untersuchungen unangemessen berührt haben. Vor Gericht muss sich Hanno H. nun für die Vorwürfe verantworten.

Prozessauftakt in Osnabrück gegen Orthopäden

Am Mittwoch (8. Oktober) beginnt vor der Jugendkammer des Landgerichts Osnabrück der Prozess gegen den Orthopäden. Hintergrund ist, dass eines der mutmaßlichen Opfer zum Zeitpunkt der Tat jünger als 14 Jahre ist. Die Staatsanwaltschaft legt Hanno H. 190 Fälle von heimlichen Filmaufnahmen und sexuellem Missbrauchs zur Last. „Ein Einverständnis für das Aufnehmen dieser Fotos lag nicht vor“, erklärt die Staatsanwaltschaft beim ersten Prozesstag. „Er zog ohne Vorwarnung den Slip herunter […], dann betastete er die vordere Scheide und den inneren Oberschenkel, […] dies geschah ohne medizinische Rechtfertigung“, verliest die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift am Mittwoch. In 91 dieser Fälle soll es zudem zu sexueller Belästigung sowie zur Herstellung von kinder- und jugendpornografischem Material gekommen sein.

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Bei einer Durchsuchung stellen Ermittler zuvor umfangreiches Datenmaterial sicher: Von mehr als 100.000 Bildern werden anschließend zwischen 10.000 und 20.000 als strafrechtlich relevant eingestuft! Das habe zu langwierigen Ermittlungen geführt, erklärt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im Dezember 2023.

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Caro M.: „Er hat sich hinter mich gestellt und dann sollte ich mich nach vorne bücken”

Caro M. ist 2021 das erste Mal bei dem angeklagten Orthopäden aus Niedersachsen.
Caro M. ist 2021 das erste Mal bei dem angeklagten Orthopäden aus Niedersachsen.
RTL

Caro M. ist einer der mehr als 100 Frauen, die von der Polizei kontaktiert wird – die Beamten hätten viel Bildmaterial von ihr gefunden, auch Videomaterial, wie die 33-Jährige in einem Gespräch mit RTL erzählt. Darauf zu sehen ist sie nur mit einer Unterhose bekleidet: „In mir ausgelöst hat das einfach sehr viel Enttäuschung, weil ich zu dem Moment in einer Situation war, wo ich keine Haare hatte, körperlich mich noch sehr unwohl durch die Chemotherapie gefühlt habe. Und ja, ich nicht verstanden habe, wie man eine todkranke Frau oder eine kranke Frau in dem Moment so ausnutzen kann. Für seinen Sexualtrieb, für seinen kranken Sexualtrieb wohlgemerkt.“

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2021 hat Caro M. ihren ersten Termin bei dem Orthopäden, sie hat gerade eine Chemotherapie hinter sich und kämpft zu dem Zeitpunkt mit Spätfolgen. Doch schon der erste Besuch, lässt die junge Frau aus Bramsche stutzig werden: „Er hat immer mit seinem Intimbereich Kontakt, egal an welcher Körperstelle, gesucht.” Bei einem anderen Termin geht sie wegen Nackenbeschwerden zu dem Arzt - da muss sie sich wieder bis auf die Unterhose ausziehen, wie Caro M. erzählt: „Er hat sich hinter mich gestellt und dann sollte ich mich nach vorne bücken. Also quasi so, wie man diese Sexstellung auch einfach kennt. […] Und dann habe ich nach vorne geschaut, auf den Schreibtisch, und habe ein Handy gesehen.” Caros Wunsch, auch hinsichtlich des Prozesses: „Ich wünsche mir Gerechtigkeit für uns Frauen [...].”

Patientin zeigt den Orthopäden 2021 an

Die heimlichen Schnappschüsse fliegen im Jahr 2021 auf, kurz nach den Arztbesuchen von Caro M., als eine andere Patientin bemerkt, dass der Arzt sein Handy auffällig platziert. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Hanno H.: Die vorgeworfenen Fälle sollen sich zwischen 2018 und 2022 ereignet haben. Seit Oktober 2025 ist der Arzt nun vor Gericht. Das Urteil gegen den Orthopäden wird voraussichtlich im April 2026 fallen, denn es sind 22 Prozesstage angesetzt.

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