Warum das gefährlich werden kannUnfassbar! Influencerinnen raten Schwangeren zu Rohmilch-Konsum

schwangere frau, heißhunger, hunger, schwanger, babybauch
In der Schwangerschaft Rohmilch trinken? Dieser „Tipp” findet sich immer wieder in den sozialen Netzwerken.
Alex Gumerov, Alex Gumerov; All Rights Reserved

In sozialen Netzwerken verbreitet sich ein gefährlicher Trend.
Schwangere werden von Influencerinnen dazu aufgefordert, für die Gesundheit ihres Kindes unbehandelte Milch zu trinken, sogenannte Rohmilch.

Rohmilch helfe angeblich gegen Schwangerschaftsübelkeit

Milch enthält hochwertiges Eiweiß, leicht verdauliches Fett und verschiedene Vitamine. Alles gut für den Körper. Da sollte es eigentlich kein Problem sein, wenn auch schwangere Frauen Milch trinken, oder?! Nun, es kommt auf die Milch an.

Aktuell raten in den sozialen Netzwerken Influencerinnen anderen Schwangeren nämlich, Rohmilch zu trinken. Als Rohmilch wird die unbehandelte Milch von Rindern, Schafen und Ziegen bezeichnet. Der Konsum dieser Milch habe für die Frauen „alles verändert” oder gegen Schwangerschaftsübelkeit geholfen, heißt es etwa in Videos auf TikTok.

Das Problem: Experten raten Schwangeren explizit von unbehandelter Milch ab.

Lese-Tipp: Kinderärztin warnt! Diese Lebensmittel können für Kleinkinder gefährlich werden

In Rohmilch können sich Keime vermehren

So warnt das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Der Konsum sei „nicht ungefährlich”. Der Grund: Die Milch wurde weder stärker erhitzt noch streng mikrobiologisch kontrolliert.

Durch die fehlende Wärmebehandlung werden eventuell vorhandene Mikroorganismen nicht abgetötet. Sie können sich in der Rohmilch vermehren. Um diese vor dem Verzehr zu entfernen, gibt es seit dem 19. Jahrhundert die Technik der Pasteurisierung (schonende Wärmebehandlung) von Milch.

Ziel sei es damals gewesen, Menschen unter anderem vor Tuberkulose zu schützen, die mit der Milch übertragen werden kann. Das erklärt das Landesamt für Verbraucherschutz. Dafür wird die Milch 15 Sekunden lang auf eine Temperatur von 72 Grad Celsius erhitzt.

Lese-Tipp: Milch in der Kühlschranktür lagern? Darum solltet ihr das nie tun!

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Durch Rohmilch können Krankheiten übertragen werden

Was früher die Ausbreitung von Tuberkulose bekämpfte, könnte heute zum Beispiel eine Übertragung des Vogelgrippevirus H5N1 verhindern. Das Virus befällt weltweit Vögel und auch Säugetiere. In den USA hat es auch schon Milchkühe erreicht, weswegen sogar eine Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor Rohmilch ausgesprochen wurde!

Obwohl die WHO die Gefahr für Menschen noch für gering hält, empfiehlt sie, nur Produkte aus pasteurisierter Milch und keine Rohmilch zu konsumieren.

Lese-Tipp: WHO schlägt Vogelgrippe-Alarm: Diese Milch solltet ihr jetzt nicht trinken

Außerdem kann unbehandelte Milch weitere Krankheitserreger wie Salmonellen, Listerien, EHEC und Campylobacter enthalten. Diese verursachen mitunter schwere Infektionskrankheiten.

Lese-Tipp: Listerien: So schützt ihr euch vor den gefährlichen Bakterien

Multiresistente Bakterien in jeder zehnten Rohmilch-Probe!

Bei einer Untersuchung im Auftrag des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) fanden sich in bis zu fünf Prozent der vor einigen Jahren rund 360 untersuchten Rohmilchproben potenziell gefährliche Keime. In etwa zehn Prozent der Proben wurden multiresistente Bakterien nachgewiesen.

Wer sie zu sich nimmt, kann Probleme bekommen. Gefahr droht dabei insbesondere empfindlichen Menschen wie Kleinkindern, älteren und immungeschwächten Personen sowie Schwangeren. Die schädlichen Bakterien oder Keime können akute Darmentzündungen auslösen oder Nierenprobleme verursachen.

Warum Schwangere so gefährdet sind

Während der Schwangerschaft schwächen hormonelle Veränderungen die weibliche Immunabwehr. Werdende Mütter sind dadurch empfänglicher für Infektionen. Und die können auch das Kind gefährden.

Besonders schützen sollten sie sich etwa vor Toxoplasmose-Erregern und Listerien, die hauptsächlich durch die Nahrung übertragen werden. Deshalb sollen Schwangere auf rohe tierische Lebensmittel verzichten, rät das Netzwerk „Gesund ins Leben”, das vom Bundesernährungsministerium gefördert wird.

Dazu gehören neben Produkten aus Rohmilch auch rohes Fleisch und Fisch. Schwangere kennen das: Sushi ist tabu!

Im Video: Weitere Dinge, auf die Schwangere achten sollten

Ihr wollt Rohmilch in der Schwangerschaft trinken? Unbedingt abkochen!

Ihr wollt entgegen dieser Empfehlungen trotzdem Rohmilch in der Schwangerschaft trinken? Dann solltet ihr diese zu Hause abkochen. Dazu rät auch die Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Es reicht, die Milch 20 bis 30 Sekunden auf mindestens 72 Grad Celsius zu erhitzen. Sobald die Milch kleine Blasen schlägt und zu schäumen beginnt, könnt ihr sie vom Herd nehmen. (dpa/lkö)