„Sie mochten sie für ihre Unterhaltung, nicht als Menschen!”Trauer um obdachlosen Tiktok-Star „Sheffield Keeley“ – „nur für Likes ausgebeutet“

Tiktok-Star „Sheffield Keeley” ist tot.
Tiktok-Star „Sheffield Keeley” ist tot.
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Sie wurde nur 34 Jahre alt!
Passanten finden die obdachlose Frau in ihrer Heimatstadt Sheffield bewusstlos auf der Straße. Für eine Wiederbelebung ist es da bereits zu spät. Als „Sheffield Keeley” ist sie eine Tiktok-Berühmtheit. In Videos singt und tanzt sie, springt mitten im Winter in einen Brunnen. Jetzt werden immer mehr kritische Stimmen laut: Hätte man die hilfsbedürftige Frau nicht schützen müssen?

Trauer um Social-Media-Star „Sheffield Keeley”: „Sie haben sie nur für Likes ausgebeutet.“

Am 15. Januar endet das Leben der 34-Jährigen aus England. Die Polizei hat Medienberichten zufolge inzwischen bestätigt, dass es sich bei der Toten um Keeley Thornton handelt, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt. In der Innenstadt von Sheffield filmen Passanten die Obdachlose zuletzt regelmäßig. Videos, in denen sie beispielsweise „I’m Like a Bird“ von Nelly Furtado singt, erreichen bis zu 800.000 Klicks. Auch, oder vielleicht gerade weil sie in manchen der Clips offensichtlich betrunken ist und vermeintlich „lustige” Dinge tut.

Tim Renshaw, der Leiter einer Wohltätigkeitsorganisation für Obdachlose, geht jetzt mit allen, die diese Videos gefeiert haben, hart ins Gericht: Er beschuldigt die Social-Media-Nutzer, die schutzbedürftige Frau vor ihrem Tod zu Unterhaltungszwecken „ausgebeutet“ zu haben. Die 34-Jährige habe „Geld dafür bekommen, in den sozialen Medien präsent zu sein, mitten im Winter in Springbrunnen zu schwimmen oder im betrunkenen Zustand wie ein Clown zu tanzen“, sagt Renshaw der BBC. „Nur für Likes, darauf läuft es hinaus. Sie haben sie nur für Likes ausgebeutet.“

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Toter Tiktok-Star aus England: „Sie brauchte jeden Tag Alkohol”

Die obdachlose Frau sei ein „äußerst verletzlicher Charakter“ gewesen, sagt Renshaw der BBC. Die Frau hätte „Liebe und Unterstützung“ gebraucht und nicht jemanden, der Videos macht und sie online stellt. Er prangert vor allem die Doppelmoral vieler Menschen an. „Was ich am anstößigsten finde, ist der Voyeurismus. Die Leute filmen sie und sagen, wie wunderbar sie ist, aber sie schätzen sie wegen ihres Unterhaltungsfaktors und nicht als Menschen“, so Renshaw.

Außerdem sei die 34-Jährige offensichtlich Alkoholikerin gewesen. Ob sie in den Videos überhaupt wüsste, was sie tue, dürfte zumindest in einigen Fällen bezweifelt werden. „Sie brauchte jeden Tag Alkohol, sie konnte dazu nicht nein sagen“, mahnt er.

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Soziale Medien in der Verantwortung

Er appelliert an Social-Media-Plattformen, mehr Verantwortung für ihre Inhalte zu übernehmen. „Ich denke auch, dass Reportage und Spott relativ leicht zu unterscheiden wären. Aber die Plattformen leben von viel geklickten Inhalten, sagt Renshaw. Viel zu oft seien Videos erfolgreich, in denen Menschen „absichtlich lächerlich” gemacht würden.

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In Bezug auf „Sheffield Keeley” sagte ein Sprecher von Tik Tok gegenüber der BBC, das Unternehmen habe die Videos auf der Plattform überprüft und „diejenigen entfernt, die gegen unsere Richtlinien verstoßen“. Die Ermittlungen zu den Umständen von Keeleys Tod dauern an. (sbl)