Katastrophe dauerte nur 50 Sekunden
Seilbahn-Unglück in Lissabon – ist das die Ursache für den Tod von 16 Menschen?

In neun Monaten wollten sie den Schaden reparieren.
Nach dem schrecklichen Unglück der Standseilbahn in Lissabon am Mittwoch (3. September) haben die Ermittler erste Erkenntnisse zur Ursache veröffentlicht. Als die Bahn entgleiste und gegen eine Hauswand prallte, starben 16 Menschen. Mehr als 20 wurden verletzt.
Noch bleiben viele Fragen offen
Das schwere Standseilbahnunglück in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon mit 16 Toten ist nach ersten Erkenntnissen einer Untersuchungskommission durch einen Schaden an der Verbindung des Seils mit dem Unglückswagen verursacht worden. Das Seil habe sich von dem gelben Wagen gelöst, stand in einem Bericht des Amtes für die Verhütung und Untersuchung von Flug- und Eisenbahnunfällen (GPIAAF). Warum die Bremsen das Gefährt nicht stoppen konnten, blieb zunächst aber unklar.
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Bei der Untersuchung des Wracks vor Ort sei sofort festgestellt worden, dass das Kabel, das die beiden Wagen verband, an seinem Befestigungspunkt im oberen Teil des Unglückswagens nachgegeben habe, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Lusa aus dem Bericht.
Unglück trotz Routinekontrolle am Morgen
Bei der routinemäßigen Kontrolle der Standseilbahn am Morgen wenige Stunden vor dem Unglück seien jedoch keine Auffälligkeiten an dem Kabel oder am Bremssystem bemerkt worden, betonten die Ermittler. Den ersten Zwischenergebnissen der Untersuchung zufolge sei der Waggon bei einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/h entgleist. Der gesamte Vorfall habe weniger als 50 Sekunden gedauert.
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Die Standseilbahn besteht aus zwei durch ein unterirdisches Kabel verbundenen Waggons, die durch ein Gegengewicht-System einen steilen Hang in Lissabon hinauf- und hinabfahren. Den Ermittlern zufolge waren die beiden Waggons am Mittwochabend um kurz nach 18 Uhr gerade von ihren Stationen am Fuße und am Gipfel des Hanges abgefahren, als die Verbindung zwischen ihnen plötzlich abbrach.
Der am Fuße des Hügels gestartete Waggon sei daraufhin abrupt zurück Richtung Tal gerutscht und der am Gipfel befindliche Waggon trotz Bremsversuchen des Fahrers mit zunehmendem Tempo bergab gerast. In einer Rechtskurve kurz vor der Talstation sei er dann wegen seiner hohen Geschwindigkeit entgleist, umgestürzt und mit dem Dach gegen eine Hauswand sowie einen Laternenmast geprallt, erklärte die Ermittlungsbehörde.
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Austausch war in neun Monaten geplant
Das verwendete Kabel bestehe aus sechs Strängen mit je 36 Stahldrähten und einem Faserkern mit einem Gesamtdurchmesser von 32 Millimetern. Die Bruchlast beträgt etwa 68 Tonnen. Der Kabeltyp werde in dieser Standseilbahn seit etwa sechs Jahren verwendet.
Die veranschlagte Lebensdauer eines solchen Kabels liege bei 600 Tagen. Das zum Unfallzeitpunkt vorhandene Kabel sei erst seit 337 Tagen im Einsatz gewesen, ging aus dem GPIAAF-Bericht hervor.
Elf Ausländer unter den Toten
Außer den 16 Todesopfern des Unglücks wurden auch 21 Menschen zum Teil schwer verletzt. Ein zunächst totgeglaubter Deutscher wurde später von seinen Eltern schwer verletzt, aber lebend in einem Krankenhaus gefunden. Seine Frau wurde schwer, der gemeinsame kleine Sohn leicht verletzt.
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Bei den Todesopfern handelt es sich um fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Kanadier, zwei Südkoreaner und je ein Todesopfer aus der Schweiz, der Ukraine, Frankreich und den USA, wie die portugiesische Kriminalpolizei mitteilte. (dpa, AFP, ajo)
Verwendete Quellen: dpa, AFP