17 Menschen starben bei Standseilbahn-Unglück

Tränen um den Papa – Augenzeuge Antonio kümmert sich in Lissabon um weinendes Kind (3)

von Yannick Seeber und Fabian Klein

Die Unfallstelle erinnerte ihn an einen „Horrorfilm.“
Als die Standseilbahn in Lissabon entgleist und gegen eine Hauswand kracht, ist der Tuk-Tuk-Fahrer Antonio Azevedo (45) ganz in der Nähe. Sofort eilt er zum Ort des Unglücks – und trifft dort auf einen weinenden Dreijährigen. Antonio nimmt den Jungen auf den Arm und realisiert schnell: Der Vater des Kindes zählt wohl zu den 17 Menschen, die bei dem Unglück ihr Leben verloren haben.

Tuk-Tuk-Fahrer Antonio war als Ersthelfer am Unglücksort

Am Mittwochabend (3. September) hört der Portugiese ein Krachen, erblickt wenig später eine Staubwolke. Dann ertönt plötzlich lautes Geschrei. Antonio nähert sich sofort, wie er im RTL-Interview erzählt, und steht wenig später vor den Trümmerteilen der Standseilbahn – umgeben von Ersthelfern und Verletzten.

Einer der Helfer habe ihn darum gebeten, „dass ich ein Kind auf meinen Schoß nehmen solle. Das Kind hatte große Angst und weinte sehr,” habe immer wieder nach seinem Vater gerufen. Als der Tuk-Tuk-Fahrer den Jungen auf den Arm nahm, habe er sofort gespürt, „dass sein Papa nicht mehr lebte“, erzählt Antonio RTL. „Ich denke, er wusste das auch. Obwohl er erst drei Jahre alt war, wirkte er so, als hätte er die ganze Situation verstanden.”

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Antonio Azevedo erlebt die Katastrophe in Lissabon mit
Antonio Azevedo kümmerte sich um ein verletztes Kind.
RTL

Zahlreiche Menschen hätten auf dem Boden und übereinander gelegen, es habe wie auf einem „Friedhof“ ausgesehen. Nach Eintreffen der Feuerwehr verlässt der 45-Jährige den Unfallort. Wie es dem Dreijährigen mittlerweile geht und ob der Vater tatsächlich tödlich verunglückte, kann Antonio nicht sagen.

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Auch Deutsche unter den Geschädigten des Unglücks

Kurz nach 18.00 Uhr Ortszeit (19.00 MESZ) befindet sich der Elevador da Glória mit vielen Passagieren auf dem Weg nach unten, als er plötzlich von den Schienen abkommt, die Straße mit lautem Getöse hinunterrutscht und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores kracht. Bei dem Standseilbahn-Unglück sollen mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Behörden bestätigen zudem zahlreiche Verletzte aus verschiedensten Ländern.

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Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind auch Deutsche zu Schaden gekommen. „Über die Anzahl gibt es derzeit noch keine verlässlichen Angaben”, erklärt das Berliner Ministerium. Portugiesischen Medien zufolge verliert ein deutscher Familienvater bei der Katastrophe das Leben. Seine Frau befinde sich in kritischem Zustand auf der Intensivstation, der gemeinsame Sohn (3) habe den Aufprall weitestgehend unverletzt überstanden. Ob es sich bei ihm um das Kind handelt, das Antonio Azevedo in den Armen hielt, ist aktuell nicht bekannt.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, dpa, Observador