Mieser Wetter-Rekord

So viel Regen gab es bei uns seit 143 Jahren nicht mehr

Fussball Euro 2024 Achtelfinale 29.06.2024 Deutschland - Daenemark Aufgrund der Witterrungsbedingungen muss das Spiel unterbrochen werden, Starkregen, Regen, Hagel, Wasser, Gewitter, Sturm *** Football Euro 2024 Round of 16 29 06 2024 Germany Denmark Due to the weather conditions the match must be interrupted, heavy rain, rain, hail, water, thunderstorm, storm
Auch die EM bekommt das zu spüren - manche Spiel sind Wasserschlachten
IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Es ist nicht nur ein Gefühl - diese Jahr ist unfassbar nass!
Das belegt jetzt die Statistik: Seit 1881 gab es nicht mehr so viel Regen in Deutschland innerhalb eines Jahres. Das ergab eine Auswertung der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Abweichungen in Deutschland besonders hoch

„Dieser Rekord wurde erreicht, obwohl keiner der vergangenen zwölf Monate als Rekordmonat auffiel“, erklärt DWD-Experte Frank Kaspar. Der Höchstwert ergibt sich nur rechnerisch. In der Summe fielen in diesem Zeitraum über Deutschland rund 1.070 Litern pro Quadratmeter. Zum Vergleich: der Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 beträgt rund 789 Liter pro Quadratmeter im Jahr.

ARCHIV - 26.10.2020, Nordrhein-Westfalen, Köln: Dunkle Wolken ziehen über dem Dom hinweg. (zu dpa: «Trockenes und abgekühltes Sommerwetter in Nordrhein-Westfalen») Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Dunkle Wolken sind bislang ein treuer Begleiter des Sommers 2024
dpa

RTL-Meteorologe Paul Mehnert erklärt: „Seit Juli 2023 stecken wir in einer sehr wechselhaften bis nassen Wetterlage fest, die uns ständig Tiefs vom Atlantik, teils vom Mittelmeer schickt.“ Woran das liegt? „Zum einen ist die Atmosphäre deutlich wärmer – im letzten 12-Monats-Mittel global rund 1,6 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Bei uns in Deutschland lagen die Abweichungen der letzten Jahre sogar eher im Bereich von 2 Grad.“ Ist die Luft ein Grad wärmer, kann sie 7 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen, so der Fachmann.

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Mittelmeer und besonders Atlantik sind viel zu warm

Damit steigt der Wassergehalt in der Atmosphäre und die Menge des möglichen Regens. „Bei Starkregenereignissen in Gewittern kann es durch 1 Grad Erwärmung bis zu 14 Prozent mehr Niederschlag geben“, so Mehnert. Er verdeutlicht: „Bei 15 Grad kann die Luft 13 Gramm Wasser aufnehmen, bei 20 Grad sind es 17 Gramm und bei 30 Grad schon 30 Gramm.“

Weiterer entscheidender Faktor: Mittelmeer und besonders der Atlantik sind viel zu warm. „Seit März 2023 wurde ein Rekord nach dem anderen verzeichnet. Dieses Plus an Wärme im Wasser sorgt zusätzlich für mehr Verdunstung“, sagt Mehnert. „Die Atmosphäre kann also nicht nur rein theoretisch mehr Feuchte aufnehmen, sie macht es auch. Das sehen wir permanent in der sehr hohen Luftfeuchtigkeit in Europa.“

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Kein beständiges Hoch in Sicht

Mit paradoxen Folgen: „Der Klimawandel erzeugt mehr Dürren als in den vorangegangenen Jahren, aber gleichzeitig auch mehr Nässe und Fluten wie in den letzten 12 Monaten.“ Das führe dazu, dass Wetterlagen stabiler zu werden scheinen. Heißt: Tiefs bleiben länger, Hochs mit heißer und trockener Luft aber auch. „Die kommenden Jahre werden zeigen, welche Wetterlagen sich häufiger durchsetzen werden“, so Mehnert. Er halte aber auch ein „wildes Hin und Her zwischen Regen- und Dürrejahren ohne wirkliche Tendenz“ für möglich.

Für die kommende Zeit erwartet er keine durchschlagende Besserung, „Die nächsten Tage und womöglich Wochen bleiben wir im Einflussbereich der Tiefs.“ Deswegen könne es wieder häufiger zu Starkregen und regional sehr großen Regenmengen kommen. Kleiner Hoffnungsschimmer: „Zwischendurch sind auch mal trockenere Tage wie Montag und Dienstag möglich.“ Ein beständiges Hoch sei aber vorerst nicht in Sicht.

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