„Ist schon sehr gut”
Vater von totgeprügelten Philippos (20) zufrieden mit Urteil

Ein harter Kampf um Gerechtigkeit geht zu Ende.
Im Sommer 2024 wird Philippos (20) am Tag des Abiballs seiner Schwester totgeschlagen. Seit heute steht fest: Der Täter muss für neun Jahre ins Gefängnis. Philippos Vater reagiert im Gespräch mit RTL überraschend positiv.
Dimitris wirkt sichtlich erleichtert
Seit fast einem Jahr fiebert Dimitris Tsanis auf diesen Tag hin. Die Wut auf den Totschläger seines Sohnes ist nach wie vor riesengroß. Doch nach dem Urteil spricht der Vater tatsächlich von „Gerechtigkeit”. Er wirkt sichtlich erleichtert und findet überraschend positive Worte: „Man möchte mehr. Aber neun Jahre von zehn Jahren, weil das ja unter Jugendstrafrecht gelaufen ist, ist schon sehr gut”.
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Während eines Streits um Drogen im Juni 2024 wurde Philippos von einer Gruppe von jungen Männern geschlagen und schwer verletzt. In der Urteilsbegründung heißt es, dass er daraufhin die Flucht ergriffen habe. Die Jugendlichen holen ihn ein, zwingen ihn mit Tritten auf den Boden. Dabei schlägt Philippos mit dem Kopf auf, beginnt aus Nase und Ohr zu bluten. Trotz der offensichtlichen Verletzung treten die Täter mindestens zweimal nach, klauen eine Tasche sowie Geld und verschwinden. Zwei Tage später ist Philippos tot. Als Todesursache wird im Gerichtssaal ein Schädel-Hirn-Trauma genannt.
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Täter bekommt neun Jahre Jugendstrafe
Das Landgericht Bielefeld verurteilt den 19-Jährigen bereits polizeibekannten Syrer unter anderem wegen vorsätzlicher Körperverletzung und versuchten Totschlags. Er muss neun Jahre ins Gefängnis. Die Kammer habe keinen Zweifel an seiner Täterschaft, sagte der Vorsitzende Richter Carsten Clashörster. Bei dem 19-jährigen Täter wird Jugendstrafrecht angewandt. Es gebe Reifeverzögerungen, der Angeklagte habe Fluchterfahrungen durchgemacht, sei mit zehn Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen, und auch der Wechsel nach Bad Oeynhausen im Oktober 2023 sei nicht leicht gewesen. Er soll in Deutschland bereits kleinere Straftaten begangen haben.
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Der zur Tatzeit noch 18 Jahre junge Angeklagte nimmt seine Verurteilung äußerlich unbewegt hin. Sein Verteidiger Burkhard Benecken kündigt an, er werde umgehend in Revision gehen und rechne mit guten Chancen für seinen Mandanten.
Vater: „Wir haben Hoffnung auf eine bessere Welt”
Auch die Mutter des getöteten 20-Jährigen zeigt sich erleichtert. „Ich weiß jetzt, was passiert ist. Ich habe Antworten bekommen”, sagt Johanna Steinmann-Glogowski. Sie hält das Urteil für fair. „Ich bin froh, dass der Prozess jetzt beendet ist, dass diese Wunde nicht mehr andauernd aufgerissen wird.”
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„Neun Jahre sind als Vater zu wenig. Aber es ist schon okay. Wir haben jetzt die Hoffnung auf eine bessere Welt”, sind die letzten Worte von Philippos Vater, bevor er vermutlich ein letztes Mal das Gerichtsgebäude verlässt. Alle Angehörigen trugen während des Prozesstages T-Shirts mit der Aufschrift „Philippos Tsanis Unvergessen”. (dpa/jjä)