Brasilien schickt Schwimm-Star nach Hause
Drakonische Strafe für Liebes-Selfie: Das muss man nicht verstehen!

Was seht ihr, was sehen „normale“ Menschen hier?
Richtig, ein Foto zwei junger Menschen, im Hintergrund der Eiffelturm und eine Wand mit Olympia-Symbol. Millionen junger Menschen, ungezählte Liebespaare haben sich an dieser Stelle schon verewigt. Brasilianische Sportfunktionäre sehen etwas anders und schicken Schwimm-Star Ana Carolina Vieira wegen dieses Foto nach Hause! Ein Kommentar.
Drakonische Strafe für harmloses Vergehen
„Ein nicht genehmigter Besuch am Eiffelturm während der Olympischen Spiele in Paris hat für zwei brasilianische Athleten Konsequenzen. Schwimmerin Ana Vieira wurde aus der Olympia-Delegation ihres Landes ausgeschlossen und muss nach Hause zurückkehren, wie das Brasilianische Olympische Komitee mitteilte.“
Als ich das lese, glaube ich an einen Scherz, doch es ist trauriger Ernst! Diese - lasst es mich so deutlich sagen - Spießer bestrafen eine erwachsene Frau für ein nichtiges Vergehen. Wie steinzeitlich. Wie instinktlos. Wie gemein!

Ihr Vergehen: Ana Carolina Vieira hat zusammen mit ihrem Freund das olympische Dorf verlassen. Diese Aktion reichte, um die Funktionäre gegen sich aufzubringen und ein vorzeitiges Rückreise-Ticket in die Heimat zu bekommen: Sie soll NICHT vorher gefragt haben, ob sie das auch darf. Schlimm, oder? Ernsthaft: In etwa so schlimm, als wäre ein Teenie-Paar bei der Klassenfahrt aus der Jugendherberge ausgebüxt, um ungestört auf einer Parkbank in der Nähe zu knutschen.
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Ana Vieira hat nur gemacht, was moderne Menschen eben so machen
Allerdings ist Vieira kein Teenager mehr. Sie ist 22 Jahre alt, eine erwachsene Frau. Was maßen sich Funktionäre an, sie für so eine Lappalie zu bestrafen? Diese 22-Jährige hat ungezählte Stunden hart trainiert, im Wasser gerackert, sich verausgabt. Alles für ihren Traum von Olympia. Sie hat erreicht, wovon Generationen junger Sportler träumen (die meisten von ihnen vergeblich), die Teilnahme am größten Sportfest der Welt.
Dann geht sie – an einem wettkampffreien Tag, denn die Spiele haben noch gar nicht angefangen, mit einem Menschen, den sie mag, zum Eiffelturm. Dem Wahrzeichen der Stadt der Liebe. Gemeinsam mit Gabriel Santos lächelt sie stolz in die Kamera. Dabei macht Ana Vieira das, was moderne Menschen heutzutage eben machen: Sie postet ein Foto. Dazu schreibt sie „Lasst die olympische Magie beginnen! (…) Morgen wird Paris die Bühne sein.“
„Respektlos und aggressiv reagiert” – na und?
Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt: Es gibt Leute, die ihr einen Strick daraus drehen werden. Ihren Traum brutal ruinieren „Wir sind nicht hier zum Vergnügen oder zum Urlaub machen. Wir sind hier, um für Brasilien zu arbeiten, für die mehr als 200 Millionen Steuerzahler, die für uns arbeiten.“ Das teilt der Leiter des Schwimmteams ein paar Tage später mit. Gut gebrüllt, Löwe – du wärst doch vermutlich der Erste gewesen, der sich mit einem sportlichen Erfolg der Frau gebrüstet hätte.
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Weiter heißt es, Vieria habe „respektlos und aggressiv“ auf die Entscheidung reagiert und diese angefochten. Na und? Wie soll sie denn auf etwas reagieren, das man nicht verstehen kann? Hier haben Technokraten stur nach ihren Regeln entscheiden und einer jungen Frau das größte Erlebnis ihres Lebens zerstört. Hätte eine Verwarnung nicht ausgereicht? Wie man so empathielos sein kann, wird wohl nicht nur für mich ein Rätsel bleiben.