Nach dem Rücktritt von Malu Dreyer
Auch diese Politiker mussten auf ihren Körper hören

Von Merkel bis Schäuble – viele Politiker sind an ihre Grenzen gestoßen.
Malu Dreyer (SPD) geht die Kraft aus, gibt die rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin am Mittwoch (19. Juni) offen zu. Doch sie ist bei weitem nicht die Erste, die sich aus dem Politikbetrieb zurückziehen muss, weil der Körper nicht mehr mitmacht.
Dreyer: „Meine Akkus laden sich nicht mehr so schnell auf“
„Ich gehe mit schwerem Herzen, weil ich nicht amtsmüde bin“, sagt sie. Ihr gehe die Kraft aus. „Ich bin 63, also noch nicht uralt. Aber ich muss mir eingestehen, es ist nicht mehr so wie mit 50.“ Weiter sagt Dreyer sichtlich bewegt: „Meine Akkus laden sich nicht mehr so schnell auf.“ Die 63-Jährige hat Multiple Sklerose (MS), geht offen mit ihrer Krankheit um, nannte sie aber nicht im Zusammenhang mit dem Rücktritt. Die Entscheidung zum Rücktritt sei in den vergangenen Wochen gereift, sagt Dreyer. Auch andere Politiker ziehen sich in den vergangenen Jahren immer wieder aus gesundheitlichen Gründen zurück oder bieten ihren Rücktritt an.
Wolfgang Schäuble will zwei Mal zurücktreten
Erst später kommt heraus, dass der mittlerweile verstorbene damalige Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gleich zwei Mal Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seinen Rücktritt anbot. Der Grund: Er fühlte sich nach einer Operation „hundeelend“. Diese OP war nötig, weil auf Schäuble 1990 ein Attentat verübt wurde – und er seitdem im Rollstuhl saß. Dass die Politik selbst krank machen kann, musste Merkel am eigenen Leib erfahren. Mehrfach hat sie Zitteranfälle während Staatsbesuche. Später sagt die damalige Kanzlerin, sie sei in der Zeit sehr erschöpft gewesen, zusätzlich habe auch der Tod ihrer Mutter ihr zu schaffen gemacht.
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Matthias Platzeck hat einen Hörsturz
Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck muss 2006 den SPD-Vorsitz wegen eines Hörsturzes und eines Kreislaufzusammenbruchs abgeben - nach nur fünf Monaten im Amt. 2004 muss Linken-Fraktionschef Gregor Gysi dreimal ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er hat einen leichten Herzinfarkt, später wird er wegen Verengung der Herzkranzgefäße behandelt. CSU-Chef Horst Seehofer fehlt seiner Partei 2002 mehrere Wochen im Wahlkampf. Seehofer wird zunächst wegen einer verschleppten Grippe eingeliefert, liegt dann mit einer Herzmuskelentzündung auf der Intensivstation. Auch der damalige Verteidigungsminister Peter Struck erleidet 2004 einen Schlaganfall. Zuvor übersteht der SPD-Politiker zwei Herzinfarkte und eine Operation an der Halsschlagader.
Arbeitsbelastung im Bundestag „menschenfeindlich”
Dass der Politiker-Job generell hart ist, darüber spricht als eine der Wenigen die Linken-Politikerin Anke Domscheit-Berg öffentlich. Sowohl das Arbeitsvolumen als auch die Arbeitsbelastung im Bundestag nennt sie „menschenfeindlich“ und „gesundheitsschädlich“. Kurz zuvor brechen zwei Abgeordnete mit Schwächeanfällen zusammen, Domscheit-Berg selbst erleidet selbst zweimal einen Burn-out. Auch ihre Kollegin Sahra Wagenknecht, zieht sich nach einem Burn-out aus der ersten Reihe zurück. (dbl mit dpa)