Söder spricht von Anschlag in München

Auto rast in Verdi-Demo – viele Verletzte, darunter auch Kinder

von Jasmin Raziorrouh, Kerstin Brunn, Johanna Grewer und Alexander Schölzel

Zerknickte Plakate, einzelne Turnschuhe und ein Kinderwagen liegen verstreut auf dem Stiglmaierplatz!
Gegen 10:30 Uhr bricht auf einer Verdi-Demo in München Chaos aus. Ein Auto rast in die versammelten Menschen. Die Polizei geht von mindestens 28 Verletzten aus, darunter auch Schwerverletzte. Das Auto habe beschleunigt und sei ins Ende des Demonstrationszugs gerast. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem mutmaßlichen Anschlag. „Es reicht einfach“, erklärte er. Nach RTL-Informationen handelt es sich bei dem Fahrer um den Afghanen Farhad N. (24).

Der festgenommene Afghane Farhad N. (24) sitzt auf der Motorhaube eines Autos.
Der festgenommene Afghane Farhad N. (24).
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Auto raste in einen Demozug

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, unter den Verletzten befänden sich auch Kinder. „Ich bin tief erschüttert“, sagte Reiter. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten“. Die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Das sagte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) in der Nähe des Tatorts.

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„Wir sind zutiefst bestürzt und schockiert über den schwerwiegenden Vorfall während eines friedlichen Demonstrationszuges von ver.di-Kolleginnen und Kollegen“, erklärte der Bundesvorstand der Gewerkschaft, Jan Jurczyk. „Unsere Gedanken sind bei den unschuldigen Opfern und Verletzten sowie ihren Angehörigen. Noch ist nicht klar, ob es auch Todesopfer gibt.“

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Fahrer wurde von der Polizei München „gesichert”

„Der Fahrzeugführer wurde gesichert“, bestätigte der Polizeisprecher. Von ihm gehe keine weitere Gefahr aus. Er ist ein 24 Jahre alter afghanischer Asylbewerber. „Der mutmaßliche Attentäter von München ist bisher nicht straffällig geworden und war auch nicht ausreisepflichtig“, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Der 24-Jährige soll demnach eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis von der Stadt München gehabt haben, so der Bericht. Gegen ihn sei nicht – wie zuvor berichtet – wegen Ladendiebstahls ermittelt worden. Er sei als Ladendetektiv nur als Zeuge eines Diebstahls in Erscheinung getreten. 2016 reist Farhad N. über Italien nach Deutschland ein. Er soll am Freitag einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Die Polizei habe einmal auf das Auto geschossen, bevor der 24-Jährige überwältigt wurde. Farhad N. hat vor der Tat einen islamistischen Post abgesetzt. Der Afghane hat einen entsprechenden Inhalt in sozialen Netzwerken geteilt. RTL weiß: Auf TikTok hat er auch Videos des bekannten deutschsprachigen salafistischen Influencers Abdelhamid geteilt – und ein Video, das den ehemaligen irakischen Diktator Saddam Hussein glorifiziert.

Ein Video auf X zeigt, wie die Polizei zwischen Demo-Teilnehmern einen Mann auf dem Boden festhält. Bei ihm soll es sich um den Fahrer handeln. Hinweise auf weitere Beteiligte gibt es offenbar nicht.

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Wohnung von Verdächtigem durchsucht

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Münchner Stadtteil Solln durchsucht, in dem der 24-Jährige gewohnt haben soll. Die Polizei und die Generalstaatsanwaltschaft äußerten sich zunächst auf Anfrage nicht. Auf der Plattform X schrieb die Münchner Polizei, dass weiterhin die Spurensicherung und Spezialisten des Landeskriminalamts am Tatort arbeiteten.

Bei der Demo auf dem Stiglmaierplatz waren 2.500 Teilnehmer angemeldet, bestätigte ein Sprecher der Polizei München im RTL-Interview. „Wie viele es tatsächlich waren, ist mir im Moment noch nicht bekannt.“ Die Ermittler richteten ein sogenanntes Uploadportal ein, auf das Fotos und Videos von dem Vorfall hochgeladen werden können. Zeugen wurden außerdem gebeten, zu einer Sammelstelle im Löwenbräukeller zu kommen.

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Die Gewerkschaft Verdi hat sich erschüttert gezeigt: „Wir sind zutiefst bestürzt und schockiert über den schwerwiegenden Vorfall während eines friedlichen Demonstrationszuges von Verdi-Kolleginnen und -Kollegen“, sagt der Vorsitzende Frank Werneke.

Söder geht von einem Anschlag aus.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht vor Medienvertretern in München. Er spricht von einem Anschlag.
Christoph Trost/dpa

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) informierten sich vor Ort in München über den Großeinsatz. (mit dpa)