Um mehr Geld abzuzocken
Mindestens zehn Babys tot! Ärzte und Pflegepersonal vor Gericht

Es klingt unfassbar!
In der Türkei stehen aktuell mehrere Ärzte und Pflegekräfte vor Gericht. Sie sollen falsche Behandlungen an Säuglingen durchgeführt haben, um mehr Geld zu verdienen. Mehrere Babys sind daraufhin gestorben.
Zehn tote Babys! Wegen Vernachlässigung und Pfuscherei
Medizinische Fachkräfte in Istanbul sollen in einem mutmaßlichen Betrugskomplott den Tod von Babys verursacht haben und müssen sich seit Montag vor Gericht verantworten. Den insgesamt 47 Angeklagten – darunter Ärzte, Krankenschwestern und Sanitätern – wird zur Last gelegt, den Gesundheitszustand von Säuglingen als weitaus gravierender dargestellt zu haben, als er tatsächlich war, um sie in Neugeborenenstationen bestimmter Privatkliniken verlegen lassen zu können. Für die längeren und teils unnötigen Behandlungen hätten die Beschuldigten mehr Geld von der Sozialversicherung eingestrichen.
Im vergangenen Jahr seien als Folge des mutmaßlichen Betrugs mindestens zehn Babys wegen Vernachlässigung oder Pfuscherei in den Einrichtungen gestorben, hieß es in der rund 1400 Seiten starken Anklageschrift. Der Hauptangeklagte – ein Arzt – muss sich wegen der Bildung einer Organisation mit dem Ziel der Verbrechensverübung, Betrugs an öffentlichen Institutionen, Fälschung von Dokumenten sowie fahrlässiger Tötung verantworten.
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Bis zu 583 Jahre Haft drohen!
In der Anhörung wies er Vorwürfe zurück, wonach die Babys nicht die richtige Behandlung erhalten hätten. Zudem bestritt der Arzt, dass die Neugeborenenstationen unterbesetzt und Angestellte nicht adäquat geschult gewesen seien. Er betrieb Neugeborenen-Intensivstationen von mehreren Privatkliniken in Istanbul. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 583 Jahre Haft. Auch die anderen Angeklagten haben die Vorwürfe von sich gewiesen.
Der Fall wurde im Oktober bekannt und löste einen Aufschrei in der Türkei aus. Die Behörden haben Lizenzen entzogen und neun der 19 mutmaßlich in den Skandal verstrickten Krankenhäuser geschlossen. Auch sind Rufe nach einem Rücktritt von Gesundheitsminister Kemal Memisoglu laut geworfen, der zum Zeitpunkt von einigen der Todesfälle Gesundheitsdirektor der Provinz Istanbul war. (jow/dpa)