Warum wird Luigi Mangione so gefeiert?

Grinse-Killer wird zum Sex-Symbol im Netz

Vom „Retter der Gesellschaft” bis hin zum Sex-Symbol ist alles dabei!
Das Netz ist voll mit Tweets, Postings und Videos über den mutmaßlichen CEO-Killer Luigi Mangione. Aber neben Schock-Reaktionen sammeln sich auch Fans von der Tat – und von Mangiones Körper. Doch warum erfährt er einen Hype, während er wegen mutmaßlichen Mordes in Untersuchungshaft sitzt? Unser True-Crime-Experte Philipp Fleiter erklärt das Phänomen und wir zeigen, welche Häftlinge ebenfalls durch ihre Verbrechen prominent wurden.

Luigi Mangione als Tatverdächtiger festgenommen

Mangione (26) wird verdächtigt, den Konzern-Chef Brian Thompson (50) am 04. Dezember in New York vor einem Hotel erschossen zu haben. Bei seiner Festnahme sechs Tage später werden laut Polizei ein mehrseitiges Manifest, gefälschte Ausweise und eine Waffe gefunden, die zu den Untersuchungen am Tatort passen sollen.

Schon als die ersten Fahndungsfotos der Überwachungskameras veröffentlicht werden, auf denen der bis dahin unbekannte Verdächtige offenbar mit einer Rezeptionistin flirtet, werden Social-Media-User auf ihn aufmerksam. Seit sein Name bekannt ist und immer mehr Fotos und Informationen zu ihm auftauchen, gibt es kein Halten mehr – er geht viral, während er hinter Gittern sitzt.

Wut, weil er keinen Sex haben konnte?

Viele Menschen durchforsten die Social-Media-Kanäle von dem 26-Jährigen. Sie feiern seine Rezensionen von philosophischen Büchern, lustige Tweets und die Oben-Ohne-Fotos des Verdächtigen – inklusive Sixpack. Mittlerweile gibt es sogar thematische Musik-Playlisten mit Songs, die er gehört haben soll und jede Menge Postings und Kommentare zu sexuellen Fantasien mit dem mutmaßlichen Mörder. Auf X (ehemals Twitter) hat er plötzlich fast 400.000 Follower – und es kursieren dort sogar Nacktfotos von Mangione.

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„Das NYPD hat Fotos von dem Verdächtigen veröffentlicht und das Internet verniedlicht ihn” heißt es in diesem Posting:

Dabei soll es im Liebesleben des Italoamerikaners in Wahrheit alles andere als heiß hergehen. RJ Martin wohnte sechs Monate lang mit dem Mordverdächtigen in einer WG auf Hawaii zusammen und erzählt der New York Times von den heimlichen Qualen von Luigi Mangione. Körperliche Intimität sei für ihn wegen einer Fehlstellung der Wirbelsäule nicht möglich. Selbst nach einer Operation geht es Luigi Mangione demnach nicht besser, er soll sich im Stich gelassen fühlen. Auf dem X-Profil des Verdächtigen ist ein Foto eines Röntgenbildes zu sehen – mit Schrauben im Rücken. Hat der mutmaßliche Mörder also aus Wut über seinen eigenen Gesundheitszustand geschossen?

Das Netz ist voll mit Tweets, Postings und Videos über den mutmaßlichen CEO-Killer Luigi Mangione. Aber neben geschockten Reaktionen sammeln sich auch Fans der Tat – und seines Aussehens. Warum erfährt er einen Hype, während er wegen mutmaßlichen Mordes in Untersuchungshaft sitzt?
Auf X zeigt Luigi Mangione ein Röntgenbild, das Aufschluss über seine Wut auf das Gesundheitssystem geben könnte.
X/pepmangione
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Kritik am Versicherer United Healthcare

Auf den auf den CEO Brian Thomson abgefeuerten Patronen standen laut Polizei die Worte „deny”, „defend” und „depose”, also leugnen, verteidigen, loswerden. Diese Begriffe könnten eine Anspielung auf den Buchtitel „Delay Deny Defend” sein. In dem 2010 erschienen Buch setzt sich der Autor Jay Feinman kritisch mit der Praxis von Krankenversicherungen auseinander.

Deshalb gibt es für viele Menschen neben seiner Optik noch einen weiteren Grund für das Abfeiern von Mangione: Er repräsentiert in ihren Augen die Kritik am Zustand des amerikanischen Gesundheitssystems. Ein Instagram-User scheint die Gefühle vieler US-Bürger mit einem beliebten Kommentar auf den Punkt zu bringen: „Diese CEOs ruinieren buchstäblich Leben und verursachen unzählige Todesfälle mit ihrer Unternehmensgier, also ja, er (Mangione) ist ein Champion.”

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Auf der Plattform X wird der mutmaßliche Killer von vielen Kritikern des amerikanischen Gesundheitssystems gelobt und teilweise als Märtyrer dargestellt. Und das, obwohl in amerikanischen Medien aktuell sogar spekuliert wird, ob er ursprünglich eine Bombe für den Mord an Brian Thompson nutzen wollte.

Obsessionen mit Straftätern gibt es immer wieder

Einer der prominentesten Fälle für dieses Phänomen der letzten Jahre ist wohl der „heißeste Verbrecher der Welt“ Jeremy Meeks, der 2014 mit seinem Fahndungsfoto viral geht. Er bekommt daraufhin sogar einen Modelvertrag. Im Fall von Luigi Mangione lautet die Anklage allerdings Mord. Also sei der Hype nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sagen auch die ermittelnden Polizeibeamten. Sie hätten die Befürchtung geäußert, dass der 26-Jährige als „Märtyrer und Vorbild” gefeiert werden und Nachahmer inspirieren könnte, so dpa. (cau)