Diese Geschichte bewegt GroßbritannienAutistischer Supermarkthelfer fragt nach zwei Jahren nach Gehalt – und fliegt raus

Die britische Supermarktkette Waitros sorgt mit der „Entlassung” für Kopfschütteln Credit: Euan Cherry
Die britische Supermarktkette Waitrose sorgt mit der „Entlassung” für Kopfschütteln Credit: Euan Cherry
dpa

Er war so stolz auf seinen Job!
Vier Jahre lang stapelte Tom Boyd in einem Supermarkt bei Manchester die Waren in die Regale. Zweimal die Woche, jeweils vormittags. Das Besondere: Tom ist Autist, den Job machte er freiwillig, auch um seinem Leben Struktur zu geben. Doch als seine Mutter nach all den Jahren nach einer kleinen Bezahlung fragte, kam der Hammer.

Job gab ihm das Gefühl, gebraucht zu werden

Wer Tom bei seiner Arbeit zugeschaut hat, mag nicht auf die Idee gekommen sein, dass das, was er hier sieht, für ihn etwas Besonderes ist. Er räumte Regale ein. Stetig und zuverlässig, wie britische Medien berichten. Aber vor allem stumm. Denn Tom ist Autist – er kann sich nicht gut auf seine Umwelt einlassen. Doch der Job im Supermarkt machte ihm Spaß, gab ihm das Gefühl, gebraucht zu werden, wie seine Mutter Frances über den 27-Jährigen erzählt. „Er gab mehr als 600 Stunden seiner Zeit - einfach nur, weil er das Gefühl haben wollte, dazuzugehören und alles ein bisschen besser zu machen”, berichtet sie der BBC.

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Dann der Schock, als Mutter Francis in diesem Jahr bei Waitrose anfragt, ob ihr Tom vielleicht in Zukunft für einige seiner Stunden Geld bekommen könnte. Laut Manchester Even News lässt das Unternehmen die Mutter wissen, Tom könne keine „richtige” Arbeit leisten, weil er „die Rolle eines Arbeitnehmers nicht wirklich ausfüllen könne”. Statt ihm einen Stundenlohn anzubieten, bittet das Unternehmen den jungen Mann, gar nicht mehr zu kommen.

Toms Fall sorgt für großes Aufsehen

Toms Mutter ist fassungslos und geht über Facebook an die Öffentlichkeit. Sie wirft Waitrose vor, anders als behauptet, den Inklusionsgedanken im Unternehmen nicht ernst zu nehmen. Waitrose reagiert zwar - und verspricht den Fall zu prüfen - doch da werden schon immer mehr britische Medien auf den Fall aufmerksam und berichten.

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Schließlich meldet sich Toms Mutter Frances in der vergangenen Woche bei der BBC mit der Nachricht: „Wir haben großartige Neuigkeiten. Asda (ein Konkurrent von Waitrose - Anm. d. Redaktion) bietet Tom zweimal in der Woche einen Fünf-Stunden-Job an.”
Waitrose selbst will den Fall nun noch einmal prüfen. Wann Tom seinen neuen Job bi der Konkurrenz antritt, ist noch nicht bekannt. Aber sein Fall hat in Großbritannien eine große Diskussion ausgelöst. Im Kern geht es um die Frage, wie diejenigen mitgenommen werden, die im Arbeitsleben nicht vollständig mithalten können. Und insofern hat Tom hier vielleicht mehr bewegt, als er denkt. (tbe)

Verwendete Quellen: BBC, Manchester Even News