Stadt happy mit neuer AppFrankfurter melden jeden Tag 120 Falschparker online
Kavaliersdelikt oder einfach rücksichtslos?
Viele Menschen stellen sich kurz ins Halteverbot, um beim Bäcker oder Apotheker reinzuspringen oder eine Jacke in die Reinigung zu bringen. Denken sich, es wird schon nicht auffallen und in den meisten Fällen geht es ja auch gut. In Frankfurt am Main ändert sich das gerade. Dort können Falschparker seit diesem Frühjahr ganz einfach online angezeigt werden.
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Falschparker provozieren gefährliche Situationen
Es ist Alltag im Verkehr einer Großstadt wie Frankfurt am Main: Ein Auto steht auf dem Radweg und die Fahrradfahrer müssen auf die viel befahrene Straße ausweichen. Das ist gefährlich. Radfahrerin Julia Kromer ist genervt von solchen Situationen. Sie zeigt Falschparker und -halter seit Monaten an, ganz einfach per Smartphone. Auch, wenn die abgestellten Autos sie gar nicht direkt behindern. „Er parkt eben auch einen halben Meter in den Gehweg rein. Klar, man kommt noch vorbei, aber es ist eben ein Gehweg und kein Parkweg., sagt die Wissenschaftskoordinatorin.
Seit sieben Monaten kann jeder auf einem extra eingerichteten Portal der Stadt Frankfurt Falschparker melden. Allerdings nicht anonym! Meldende müssen sich mit ihrem Personalausweis oder zumindest mit Kontaktdaten anmelden. Zudem müssen sie genau wissen, welche Ordnungswidrigkeit der Falschparker begeht.
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Psychologe sieht „Tendenz, jemand anderem eins auszuwischen”

Die Stadt Frankfurt kann dann Bußgelder verhängen. Das spült nicht nur Geld in die Kassen und bedeutet weniger Arbeit für die Mitarbeiter des Ordnungsamts. Zudem scheint es auch bei vielen Bürgern gut anzukommen. Die vorläufige Bilanz: In den letzten sieben Monaten sind rund 25.000 Anzeigen über das Portal eingegangen. Das sind im Schnitt etwa 120 jeden Tag.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club sieht es ebenfalls positiv: „Dadurch lernen die Leute einfach, dass sie sich an die Regeln zu halten haben”, findet Sprecher Ansgar Hegerfeld.
Verkehrsplaner Falko Görres meldet nach eigenen Angaben im Schnitt zwei bis drei Falschparker pro Tag. Mit Anschwärzen habe das nichts zu tun, sagt der Frankfurter. „Es gibt diese Straßenverkehrsordnung aus einem guten Grund, nämlich um andere Verkehrsteilnehmer zu schützen. Und wer sich daran nicht hält, der gehört auch in irgendeiner Weise sanktioniert.”
Für den Verkehrspsychologen Patrick Grieser ist der Aspekt, andere und sich selbst schützen, nicht der einzige Grund, warum manche Privatpersonen das Ordnungsamt gern informieren. Er glaubt: „Dass dahinter eher die Tendenz steht, jemand anderem eins auszuwischen, der sich eben nicht an Regeln und Gesetze hält. Weil ich mich ja an Regeln und Gesetze halten muss.“