China-Schiff im FokusDatenkabel in der Ostsee zerstört – war es Sabotage?

Cinia geht davon aus, dass das Kabel am Grund der Ostsee gebrochen ist und durch äußere Einwirkung durchtrennt wurde, etwa durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz. (Archivbild)
Der Kabel-Betreiber Cinia geht davon aus, dass das Kabel am Grund der Ostsee gebrochen ist und durch äußere Einwirkung durchtrennt wurde, etwa durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz. (Archivbild)
Heikki Saukkomaa/Lehtikuva/dpa

Datenautobahn zwischen Helsinki und Rostock absichtlich gekappt?
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat die Vermutung bereits am Morgen geäußert, jetzt fällt das Wort auch bei den Ermittlern: Die schwedischen Behörden gehen bei den Kabelschäden in der Ostsee dem Verdacht der Sabotage nach. Das ist bisher bekannt.

Kritische Infrastruktur in der Ostsee im Fokus der Nato

Nach der Beschädigung von zwei Kommunikationskabeln in der Ostsee ermitteln die schwedischen Behörden wegen möglicher Sabotage. Derzeit werde der Tatbestand als Sabotage eingestuft, teilen die Polizei des skandinavischen Nato-Landes sowie der zuständige Staatsanwalt Henrik Söderman mit. An dieser Einstufung könne sich jedoch noch etwas ändern. Söderman verweist zudem darauf, dass sich die Ermittlungen in einem frühen Stadium befänden. Weitere Informationen könne man derzeit nicht herausgeben.

Pistorius: "Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt wurden.“
Pistorius: „Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt wurden.“
Virginia Mayo/AP

Ermittelt werde, nachdem ein chinesisches Schiff zum Zeitpunkt des Vorfalls in der Region aufgefallen sei, sagt der schwedische Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, dem Sender TV4. Das Schiff soll die Kabel zu den fraglichen Zeitpunkten passiert haben. Mit dem Sabotage-Verdacht bestätigten die Schweden eine Vermutung, die Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius bereits am Morgen des 19. Novembers geäußert hatte.

Er geht davon aus, dass die Schäden an den Unterseekabeln zwischen Finnland und Deutschland sowie zwischen Schweden und Litauen absichtlich herbeigeführt worden sind. „Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind“, sagt der SPD-Politiker in Brüssel. Man müsse von Sabotage ausgehen. Beweise dafür gebe es bislang aber nicht. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 und den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines gut sieben Monate später steht die kritische Infrastruktur in der Ostsee stärker im Fokus der Öffentlichkeit und insbesondere der Nato.

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Auch weiteres Kabel beschädigt

Eines der betroffenen Kabel namens C-Lion1 verläuft auf einer Länge von 1.173 Kilometern zwischen Helsinki und Rostock. Das staatliche finnische Unternehmen Cinia hat am Montag (18. November) einen Defekt an der 2016 in Betrieb genommenen Untersee-Leitung festgestellt, die als Art Datenautobahn am Meeresgrund Mitteleuropa und Rechenzentren in Nordeuropa verbindet. Der Betreiber gehe davon aus, dass das Kabel durch äußere Einwirkung durchtrennt worden sei. Ebenfalls am Montag ist bekannt geworden, dass mit dem Arelion-Kommunikationskabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen noch ein weiteres Datenkabel in den Tiefen der Ostsee beschädigt wurde.

Im Herbst 2023 wurde mit der Ostsee-Pipeline Balticconnector eine wichtige Energieleitung zwischen Finnland und Estland gekappt und dabei auch ein Datenkabel zwischen den beiden EU-Staaten beschädigt. Nach Angaben der finnischen Ermittler wurde die Pipeline höchstwahrscheinlich vom Anker eines chinesischen Containerschiffs namens Newnew Polar Bear zerstört. Ob es sich bei dem Vorfall um einen Unfall oder um bewusste Sabotage handelte, ist bis heute unklar. (xes, mit dpa)