Aschaffenburg-Augenzeuge berichtet von Messerangriff
„Seien Sie mir nicht böse, ich kann nicht mehr“

Aschaffenburg unter Schock.
Am Tag nach dem Messermord an einem kleinen Kind und einem mutigen Mann spricht RTL mit einem Augenzeugen. Dass er während der Tat vor Ort war, ist reiner Zufall, denn normalerweise meidet er den Park.
„Der hätte alle abgestochen”
Die Gegend um den Tatort habe sich in den letzten Jahren habe sich sehr verändert, sagt er, schuld seien die Drogendealer. „Deswegen trauen sich die Leute nicht mehr her. Die Jüngeren vielleicht, aber die Älteren nicht mehr“, sagt der Zeuge, der namentlich nicht genannt werden möchte. Einen Tag vor der Bluttat sei er nur hier gewesen, weil er seine Frau zur Fußpflege gebracht habe und anschließend zu seinem auf einem Behindertenparkplatz abgestellten Auto gegangen sei.

Dabei konnte er beobachten, wie das Kind aus dem Wasser geholt wurde. „Es wurde hingelegt, hat geblutet“, sagt er. Dann sei der Mann aus dem Wasser geholt und auf den Boden gelegt worden. Jemand habe gesagt: „Der ist schon tot.“
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Der Tote sei ein Held für ihn, betont der 84-Jährige. „Der hat geholfen, damit der Täter nicht weiter zusticht“, sagt er. „Der hätte alle abgestochen.“ Er selbst habe sich um Kinder gekümmert, sie mit dem Auto vom Tatort weggebracht. Eine beteiligte Frau habe er zu einer Bank geführt und dafür gesorgt, dass sie sich ausruht.
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Augenzeuge glaubt: „Ich wäre auch dazwischen”
Der Senior glaubt, dass er sich selbst auch dem Täter entgegengestellt hätte, ihm vielleicht seine Jacke über den Kopf geworfen hätte. Zugleich schränkt er ein: „Im ersten Moment schaltest du ganz anders. Erst danach fragst du dich, „was hätte ich gemacht?‘. Aber ich wäre auch dazwischen.“
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Zeuge des Geschehens geworden zu sein, belaste ihn, gesteht er freimütig. „Vergessen kann man das nicht, aber man muss abschalten“, findet er. Dann beschreibt er, wie er die Kinder und die Betreuerin wahrgenommen hat: „Die haben geweint, alle zusammen“, schildert er. „Und die Frau, die dabei war, hat am ganzen Körper gezittert, die war fix und fertig.“
Jetzt wendet er den Blick ab, sagt leise: „Seien Sie mir nicht böse., ich kann nicht mehr.“ Sein letzter Satz dürfte vielen Menschen in der Stadt aus der Seele sprechen. Es wird dauern, bis Aschaffenburg das Trauma der Messerattacke verarbeiten kann.