Horror in den Flitterwochen
Messerattacke im Urlaub! Tobias (42): „Ohne diese Männer wäre ich nicht mehr am Leben”

Dass Tobias noch lebt, grenzt an ein Wunder.
Das sagen ihm zumindest die Ärzte in den USA, die ihn aktuell behandeln. Der 42-jährige Deutsche erholt sich dort aktuell von einer grausamen Gewalttat: Aus dem Nichts wurde er von einem Obdachlosen mit einem Messer lebensbedrohlich verletzt. Seither versuchen er und seine Frau Lisa (26), das Geschehene zu verarbeiten. Dafür trafen sie auch jene Männer, die Tobias das Leben retteten.
Ein Moment verändert für Tobias und Lisa alles
Das Ehepaar ist für die zweiten Flitterwochen in den USA, doch kurz vor der Abreise kommt es zu einer Situation, die niemand hätte vorhersehen können: Ein Obdachloser sticht ohne jede Vorwarnung mit einem Messer auf Tobias ein. Im Gespräch mit RTL erinnert er sich an jenen Moment: „Es fühlte sich an, wie ein Schlag auf die Brust. Ich habe erst gar nicht verstanden, was passiert ist. Doch dann wurde meine Brust feucht - von meinem eigenen Blut.”
Erst dann realisieren beide, dass Tobias mit einem Messer angegriffen wurde. Wie schwer, ist zunächst unklar. Das Paar ahnt nicht, dass das Messer Tobias Herz getroffen hat, der 42-Jährige schwebt in akuter Lebensgefahr. „Ein Arzt hat uns später gesagt, dass er in seinem zwanzigjährigen Berufsleben keinen Fall dieser Art hatte, bei dem der Patient überlebt hat”, erzählt Lisa.
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„Wenn nur eine Kleinigkeit anders gelaufen wäre, würde ich heute nicht mehr leben”
Im Moment der Attacke reagieren beide erstaunlich geistesgegenwärtig. Tobias legt sich hin, drückt auf seine Brust, um den Blutfluss zu stillen. Lisa wählt den Notruf, hilft dann ihrem Mann, indem sie auf dessen Wunde drückt.
Tobias hat gleich doppelt Glück: Die Polizeistation ist nur knapp 300 Meter entfernt, innerhalb von zwei Minuten sind die Polizisten vor Ort. Und: Beide haben medizinisches Vorwissen und sehen direkt, was zu tun ist. „Ich war schon weg, da haben sie mich erstmal reanimiert. Dann haben sie mir so einen Patch auf die Brust geklebt, damit ich nicht weiter blute, haben meine Klamotten zerschnitten - ich war schon transportfähig, als die Rettungshelfer eingetroffen sind.”
Nur dieser Vorbereitung ist es zu verdanken, dass Tobias nicht an Ort und Stelle verblutet. Er betont: „Sie haben alles perfekt gemacht. Wenn nur eine Kleinigkeit anders gelaufen wäre, würde ich heute nicht mehr leben.”
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Im Krankenhaus wird er notoperiert, muss sich seither in einem zur Klinik gehörenden Hotel erholen. Sechs lange Wochen, in denen er langsam wieder Kraft aufbaut. Und Wochen, in denen ein Wunsch immer stärker wird: Tobias will jene Menschen treffen, die ihm das Leben gerettet haben.
Polizisten bekommen Auszeichnung für erste Hilfe

Tobias und Lisa nehmen Kontakt zu den Rettungshelfern auf - und dann kommt es zu einem Wiedersehen, das für beide Seiten emotional wird. „Auch für die Ersthelfer ist es ungewöhnlich, danach nochmal auf die Opfer zu treffen. Sie haben sich sehr gefreut und sich viel Zeit für uns genommen. Und sie haben auch eine Auszeichnung bekommen, weil sie so gute Hilfe geleistet haben”, berichtet das Ehepaar.
Auch den Polizeibeamten, der ihren Fall bearbeitet, treffen sie wieder. Der Täter sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Ob Lisa und Tobias für eine künftige Gerichtsverhandlung noch einmal in die USA reisen werden, ist noch unklar. „Wir haben uns noch nicht entschieden, ob das für uns machbar ist”, sagt Lisa. Auch, weil noch nicht abzusehen ist, wie es ihnen in einigen Wochen und Monaten gehen wird.
Wie geht es Tobias gesundheitlich und psychisch?
Tobias hat sich gut von seiner Herz-Operation erholt, hat aber immer noch Probleme mit dem rechten Arm und mit der rechten Hand. „Da sind wohl Nerven verletzt worden, da ist so ein Druck und Taubheitsgefühl”, erzählt er. Das sollte laut den Ärzten eigentlich bald verschwinden, doch „bislang ist es nicht besser geworden”. Auch psychisch sind beide angeschlagen.
„Wir gehen zwar jeden Tag raus, aber wir achten sehr darauf, in welcher Gegend. Wir haben schon Angst, es gibt hier einfach wahnsinnig viele Obdachlose und Drogenabhängige”, erzählen beide. Mittlerweile ist auch bekannt, dass Tobias Angreifer bei der Attacke unter Drogen stand. Welche genau, das wissen Tobias und Lisa nicht.
Besonders verbreitet sei in der Region, wie in weiten Teilen der USA, Fentanyl. „Die Menschen, die Fentanyl nehmen, merken nichts mehr, haben keine Schmerzen, wissen nicht, was sie tun. Sie sind wie ferngesteuert. Die wachen in der Polizeistation irgendwann auf und wissen nicht, was sie vorher getan haben”, erzählt Tobias.
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Zustände, die nicht nur ihm Angst machen. „Selbst der Feuerwehrmann sagt, er fühlt sich nicht sicher in dieser Stadt. Das finde ich schon eine heftige Aussage, wenn selbst jemand, der für mich ein Held ist, sich nicht sicher fühlt.”
Tobias sagt ganz klar: „Hierhin, in den Großraum L.A., würde ich nicht noch einmal fahren.” Umso erleichterter sind die beiden, dass sie jetzt bald wieder zurück nach Deutschland können.
Endlich zurück in die Heimat
Vor kurzem haben die Ärzte Tobias endlich die Freigabe erteilt, zu fliegen. Das Ehepaar buchte direkt und wird Anfang Juli wieder in der Heimat landen. Wie es dann weitergeht? Noch unklar. Ebenso wie die Frage danach, wie hoch die Krankenhausrechnung am Ende sein wird.
Da Tobias Auslandskrankenversicherung abgelaufen war, müssen die beiden alle Kosten privat tragen. Bislang stehen schon mehr als 33.000 Dollar auf der Rechnung, die noch längst nicht vollständig ist. „Das ist eigentlich nur die Intensivstation von drei Tagen, die Operation und Röntgenbilder. Wir wissen nicht, was da noch kommt”, sagt Lisa.

Um die finanzielle Belastung abzumindern, hat ihr guter Freund Dennis Marschall eine Spendenkampagne bei GoFundMe erstellt. Der bisher zusammengekommene Betrag deckt die Kosten zumindest vorerst ab. Wie es in Zukunft weitergeht, wissen Tobias und Lisa nicht. Während sie zeitnah wieder arbeiten gehen wird, steht das bei ihm noch in den Sternen.
Beide wollen sich in psychologische Behandlung begeben. „Aktuell müssen wir funktionieren. Und wir wollen füreinander stark sein. Aber wie das wird, wenn wir wieder zuhause sind? Das wissen wir nicht”, sagt Tobias.
Nur eines steht außer Frager: Auch diese Hürde wollen die beiden gemeinsam überwinden.