Die Sandmännchen in Göttingen
Diese Studenten geben kranken Kindern das Lachen zurück

Als Kind ins Krankenhaus? Ein Albtraum!
Deshalb haben sich Studenten aus Göttingen etwas ganz Besonderes überlegt, damit kleine Patienten ihre Angst für einen Moment vergessen. Sie nennen sich die Sandmännchen und ihr Engagement ist unbezahlbar.
Amy hat mit fünf Jahren einen Hirntumor
Amy lacht, spielt mit den sogenannten Sandmännchen und ist endlich wieder schadenfroh. Ein wichtiger Charakterzug der Achtjährigen, der wegen ihrer Erkrankung lange Zeit verschwunden war, erzählt Mutter Jenny. Sie freut sich, dass ihre Tochter wieder unbeschwert sein kann. Denn bei Amy wird ein Hirntumor entdeckt, als sie fünf Jahre alt ist. „Das kann man auch kaum in Worte fassen. Also, es hat einem wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen, weil man einfach nichts machen konnte. Man war so hilflos, man konnte nur für sie da sein”, erzählt Mutter Jenny.
Kinder können mit den Sandmännchen „alles Doofe” vergessen
In den nächsten Jahren wird die Klinik zu Amys zweitem Zuhause. Heute geht es Amy besser, doch das Krankenhaus bleibt Teil ihres Lebens. Regelmäßige Untersuchungen gehören dazu. Aber es gibt einen Lichtblick: Die Sandmännchen. Sie spielen mit der Achtjährigen Memory, lesen ihr vor, bringen sie zum Lachen. Momente, in denen Krankheit und Klinik in den Hintergrund rücken. Jenny: „Bei den Kindern hier auf der Station bleibt ja einfach nicht viel. Sie sind viel von der Außenwelt abgeschottet. Das alte Leben bleibt auf der Strecke, und die Sandmännchen geben ihnen doch ein Stück wieder von dem alten Leben, (...) wo sie einen kurzen Moment alles Doofe hier vergessen können.”
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Bis zu 40 Studenten sind Sandmännchen
Die Sandmännchen, das sind an diesem Abend fünf Studentinnen und Studenten der Universität in Göttingen. „Ich spiele, lese vor oder spiele Switch. Je nachdem, wie es den Kindern geht“, erzählt Amelie Siebert, Medizinstudentin. Gemeinsam mit Studentin Isabel leitet sie seit Januar das Sandmännchen-Projekt an der Universitätsklinik in Göttingen. Insgesamt unterstützen 30-40 Studenten das Projekt. So können sie jeden Werktag abends für die Kinder da sein, immer im Wechsel. Für Amelie ist aber nicht nur die Zeit mit den Kindern wichtig, sondern auch, dass sie die Eltern unterstützen und entlasten kann. „Es holt einen einfach immer wieder aus dem Alltag raus. Man hat immer wieder schöne Gefühle dabei, deswegen finde ich, ist es einfach so das Schönste, was man in der Freizeit machen kann, weil man einfach weiß, man macht jemandem eine Freude damit.”
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Große Freude, wenn die Sandmännchen kommen
Die Freude ist auch zu sehen, als Amelie und Isabel zu Patientin Henni kommen. Das Mädchen hat ihr eigenes kleines Spiel mitgebracht. „Das Krankenhaus finde ich an sich schon langweilig, weil da beschäftigt sich halt nicht jemand mal mit einem (...) und wenn die Sandmännchen kommen, finde ich es cool, weil dann kann man mit denen spielen und mal was machen.”

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Die Sandmännchen sind „viel wert”
Wie wichtig diese Ablenkung ist, weiß auch Kinderkrankenschwester Bianca Schellhase: „Die Sandmännchen haben mit der Medizin gar nichts zu tun. Die sind wirklich nur für den spielerischen Part zuständig. Die spielen mit denen, die basteln mit denen, die machen Quatsch mit denen, die lenken die einfach total ab. (...) Das ist natürlich schon mal viel wert.” Und genau das, wissen besonders Amy und Henni zu schätzen. Ein kurzer Moment, in dem sie den Klinikalltag und all die Sorgen vergessen können.