Studie belegt Zusammenhang
Wenige Tage genügen! Wie Junkfood unser Gehirn auf Übergewicht polt

Dass der häufige Verzehr von Fertiggerichten nicht gesund ist, ist den meisten klar.
In einer Studie zeigte sich aber nun, dass schon der kurzzeitige Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel unser Gehirn verändert und dadurch die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes begünstigt. Wir erklären, was dahintersteckt.
Warum schon der kurzzeitige Verzehr von Fertiggerichten Folgen für unsere Gesundheit hat
Jeder zehnte Befragte isst mehrmals pro Woche Fertiggerichte wie Tiefkühlpizza, Dosensuppen oder Mikrowellen-Menüs. Das hat eine von RTL in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage unter 1.004 Teilnehmenden im Frühjahr 2025 ergeben. Dabei kommen die industriell gefertigten Lebensmittel vor allem bei den unter 30-Jährigen überdurchschnittlich häufig auf den Tisch. Obwohl sie uns im oft hektischen Alltag das Leben erleichtern, sehen Ärzte den regelmäßigen Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel kritisch. Zu recht, wie eine aktuelle Untersuchung belegt.
Im Rahmen der Studie ist Prof. Dr. Stephanie Kullmann vom Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie in Tübingen der Frage nachgegangen, wie sich der Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel auf die Insulinempfindlichkeit und unser Gehirn auswirkt. „Unsere Ergebnisse zeigen erstmalig, dass bereits eine kurzzeitige Einnahme von hochverarbeiteten, ungesunden Lebensmitteln (zum Beispiel Schokoriegel und Chips) zu einer gravierenden Veränderung im Gehirn von gesunden Menschen führt und dies als Ausgangpunkt von Adipositas und Typ-2-Diabetes gelten kann“, erläutert die Studienleiterin.
Studie belegt, wie industriell gefertigte Lebensmittel unser Gehirn verändern und Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördern
Bei gesunden Menschen hat Insulin im Gehirn eine appetitzügelnde Wirkung. Das macht Sinn: Denn Insulin wird immer dann ausgeschüttet, wenn wir eine kohlenhydrathaltige Mahlzeit oder einen süßen Snack wie ein Eis oder einen Schokoriegel gegessen haben. Folglich wird der Zucker vom Blut in die Zellen geschleust und wird sind satt.
In der Studie zeigte sich, dass Insulin das Essverhalten bei Menschen mit Adipositas (BMI >30) nicht mehr richtig reguliert. Folglich entsteht eine Insulinresistenz. „Interessanterweise zeigt das Gehirn bei unseren gesunden Studienteilnehmern eine ähnliche Abnahme der Empfindlichkeit gegenüber Insulin nach kurzzeitiger hoher Kalorienzufuhr, wie bei Menschen mit krankhaftem Übergewicht“, erklärt Kullmann. Dieser Effekt sei sogar eine Woche nach Rückkehr zu einer ausgewogenen Ernährung zu beobachten, so die Wissenschaftlerin weiter.
Insgesamt nahmen an der Studie 29 männliche Probanden mit Normalgewicht teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die erste Gruppe musste an fünf aufeinanderfolgenden Tagen zu ihrer normalen Ernährung zusätzlich 1.500 Kilokalorien in Form von hochverarbeiteten, kalorienreichen Snacks zu sich nehmen. Die Kontrollgruppe verzichtete auf die zusätzlichen Kalorien.
Nach einer Eingangsuntersuchung wurden beide Gruppen an zwei unterschiedlichen Zeitpunkten untersucht. Eine Untersuchung erfolgte direkt nach der fünftägigen Phase und eine zweite erfolgte nachdem die erste Gruppe sieben Tage lang wieder zu ihrer normalen Ernährung zurückkehrte. Mittels Magnetresonanztherapie (MRT) untersuchten die Forschenden die Insulinempfindlichkeit im Gehirn sowie den Fettgehalt der Leber.
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Studie belegt, wie industriell gefertigte Lebensmittel unser Gehirn verändern und Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördern
Das Ergebnis: Nicht nur der Fettgehalt der Leber stieg in der ersten Gruppe nach fünftägiger erhöhter Kalorienzufuhr signifikant an. Auch die deutlich geringere Insulinempfindlichkeit im Gehirn hielt im Vergleich zur Kontrollgruppe eine Woche nach Rückkehr zur normalen Ernährung an. Dieser Effekt war bislang nur bei krankhaft übergewichtigen Menschen zu beobachten.
„Wir gehen davon aus, dass sich die Insulinreaktion des Gehirns an kurzfristige Änderungen der Ernährung anpasst, bevor überhaupt eine Gewichtszunahme eintritt und somit die Entwicklung von Übergewicht und weiterer Folgeerkrankungen begünstigt”, schlussfolgert Prof. Dr. Andreas Birkenfeld, Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin IV, Direktor des IDM und DZD-Vorstand und Letztautor der Studie. Im Kopf der Probanden wurde somit infolge der fünftägigen Junkfood-Zufuhr ein entscheidender Schalter umgelegt.
Die Folge der Veränderungen: Das Gehirn kann Signale, die der Körper aussendet, folglich nicht mehr richtig interpretieren. „Betroffene essen dann beispielsweise zu viel, obwohl der Körper bereits genug Energie hat, da das Gehirn weiterhin ein Hungersignal sendet“, erklärt Dr. Ruth Hanßen, Fachärztin für Innere Medizin und Endokrinologie an der Uniklinik Köln.
Die positive Nachricht: Solange die Veränderungen noch nicht chronisch geworden sind, ist der Prozess umkehrbar. Nach nur einer Woche ausgewogener Ernährung verbesserte sich die Insulinempfindlichkeit der Probanden wieder. Dennoch fordern die Wissenschaftler aufgrund der neuen Erkenntnisse, dass zukünftig stärker geforscht wird, welche Rolle das Gehirn für die Entstehung von Adipositas und weiterer Stoffwechselerkrankungen spielt.
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Was Fertiggerichte so ungesund macht
Aber nicht nur vor dem Hintergrund der Studie solltet ihr hochverarbeitete Lebensmittel so selten wie möglich verzehren. Fertigpizza, Lasagne aus der Tiefkühltruhe und Pommes, aber auch Schokoriegel und industriell gefertigte Kuchen enthalten oft viel Salz und Zucker, von denen wir im Alltag ohnehin zu viel aufnehmen. Zudem sind die Produkte häufig mit ungesunden, gesättigten Fettsäuren versehen, die wir nur maßvoll verzehren sollten. Sie füllen nicht nur das Kalorienkonto, sondern begünstigen auch Herz-Kreislaufprobleme wie Herzinfarkt und Schlaganfall, wenn wir sie regelmäßig und in hohem Maße verzehren.
Außerdem sind vielen der sogenannten Ultra-Processed Foods (UPF) Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Aroma- und Farbstoffe zugesetzt. Viele davon stehen im Verdacht, Allergien auszulösen und Krankheiten wie Asthma, Neurodermitis oder sogar Krebs zu begünstigen. Daneben deutet vieles darauf hin, dass sie die Darmflora negativ beeinflussen und auf diese Weise unser Immunsystem schwächen. Die enthaltenen Aromastoffe und Geschmacksverstärker sorgen schließlich dafür, dass wir die UPFs als besonders erleben.
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Jetzt ist eure Meinung gefragt!
Warum Fertiggerichte unser Sättigungsgefühl austricksen und Übergewicht begünstigen
Nehmen wir viele stark verarbeitete Lebensmittel wie Tiefkühlpizza, Chips und Cola zu uns, kann dies das Risiko für Adipositas und Übergewicht fördern. Davor warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Denn ein hoher Gehalt von Fett und Zucker bedeutet auch viele Kalorien. Gleichzeitig enthalten die UFP keine sättigenden Ballaststoffe, sodass der Sättigungseffekt ausbleibt. Zudem verleihen Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker und Verdickungsmitteln den Speisen eine angenehme Konsistenz. Dadurch essen wir oft über den Hunger hinaus, was Übergewicht zusätzlich begünstigt. Und das wiederum fördert die Entstehung von Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Fettstoffwechselstörungen.
In einem Experiment des Instituts für Diabetes, Verdauungs- und Nierenkrankheiten in Maryland ernährten sich 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erst 14 Tage lang unbegrenzt von Fertigkost, dann 14 Tage von nicht oder kaum verarbeiteten Produkten. Das Ergebnis: In der ersten Phase nahmen sie täglich etwa 500 Kalorien on top zu sich und legten damit auch an Gewicht zu – in der zweiten Phase nahmen sie ab.
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Wie der Darm unter einseitiger Ernährung und Nährstoffmangel leidet
Durch die starke Verarbeitung der Lebensmittel gehen Nährstoffe wie Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine verloren. Gleichzeitig können sich gesundheitsschädliche Stoffe bilden, die sich natürlicherweise nicht in den entsprechenden Lebensmitteln finden. Dazu zählen beispielsweise Transfettsäuren, die sich beim Braten, Frittieren oder Kochen von Pflanzenölen bilden. Transfette sind deshalb schädlich, weil sie das schlechte Cholesterin (LDL) im Blut erhöhen. LDL begünstigt Ablagerungen in den Gefäßwänden (Arteriosklerose), die wiederum das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.
Essen wir regelmäßig zu viele tierische Fertigprodukte und konsumieren wir häufig Softdrinks, steigt das Krebsrisiko insgesamt. Zudem sehen Studien einen zu hohen Verzehr von Fertigprodukten als Trigger für Brust- und Darmkrebs, Depressionen und Demenz.
Nicht zuletzt beeinflussen die Fertigprodukte aber auch unsere Darmflora. Denn ein hoher Zuckerkonsum minimiert die Artenvielfalt im Darm und stört das ideale Bakteriengleichgewicht. Das äußert sich darin, dass die Betroffenen zunehmen, obwohl sie nicht mehr Kalorien zu sich nehmen als zuvor.
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Im Video: Eine Woche lang Fertiggerichte: Was das im Körper macht
Mehr Nährstoffe, weniger Schadstoffe trotz Fertiggerichten: Mit diesen Tipps klappt’s!
Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht: Die Industrie hat sich verpflichtet, bis 2025 den Gehalt an Fett, Salz und Zucker in Fertigprodukten zu verringern. Trotzdem könnt ihr einiges dafür tun, eure Nährstoffaufnahme trotz Fertiggerichten zu erhöhen.
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Diese Tipps solltet ihr beim Einkauf beherzigen:
Lest euch die Nährstoffangaben auf der Verpackung genau durch.
Kauft so selten wie möglich Lebensmittel, die mehr als fünf Zutaten enthalten.
Ergänzt Fertigprodukte mit frischen Lebensmitteln wie Salat oder toppt sie mit Gemüse.
Kocht so oft wie möglich selbst.