Heiße DiskussionWeihnachtsmarktklassiker rassistisch? Frankfurt will den Namen Lumumba verbieten

„Eine Lumumba, bitte“ – diese Bestellung könnte in Frankfurt bald Geschichte sein!
Die heiße Schokolade mit Schuss, die zu den Klassikern auf dem Weihnachtsmarkt gehört, sorgt derzeit wieder für heiße Diskussionen. Die Stadt Frankfurt am Main bittet die Standbetreiber auf dem Weihnachtsmarkt, den Namen für das Getränk zu ändern. Der Hintergrund: Die Bezeichnung Lumumba sei rassistisch.
Veranstalter schlägt alternative Namen vor
Die Tourismusabteilung der Stadt hat den Standbetreibern einen Infozettel geschickt. Der liegt unter anderem t-online vor. Darin heißt es: „Sollten Sie ein Getränk im Angebot haben, welches Sie als ‘Lumumba’ bezeichnen, möchten wir Sie eindringlich bitten, den Namen zu ändern und es auf Menükarten/Getränkekarten/Schildern unkenntlich zu machen.”
Dann schlägt der Veranstalter in dem Schreiben auch alternative Namen vor. Und zwar: „Kakao mit Rum/Schuss oder (Heiße) Schokolade mit Rum/Schuss”.
Der Hintergrund: „Wir haben unseren Standbetreibern empfohlen, auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt die Getränkebezeichnung ‘Lumumba’ durch eine Alternative zu ersetzen,” antwortet der Veranstalter auf eine Anfrage von t-online, „da es bei der etymologischen Herleitung des Begriffes eine Variante gibt, die rassistische Stereotype hervorrufen kann.”
Lese-Tipp: Warum es wichtig ist, sich rassistische Begriffe bewusst zu machen
Heiße Schokolade mit Schuss nach erschossenem, schwarzen Politiker benannt?
Die Diskussion ist nicht neu, alle Jahre wieder kocht sie auf. Schon 2011 sagte der im Kamerun geborene und mittlerweile in Österreich lebende Journalist und Medienkritiker Simon Inou, die Bezeichnung Lumumba sei rassistisch. Das bestätigte auch Tahir Della, Pressesprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, im Interview mit dem WDR.
Vergangenes Jahr hat die Historikerin und ehemalige Grünen-Stadträtin Annalena Schmidt der Diskussion um den Getränkenamen Lumumba neues Feuer verliehen. Sie sagt: Die Bezeichnung sei rassistisch. Auf X (früher Twitter) schreibt sie: „Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt ,Kakao mit Schuss‘ nach ihm!“
Lese-Tipp: Rassismusvorwurf gegen Haribo: Können Lakritze rassistisch sein?
Dennoch: Auf vielen Weihnachtsmärkten kann man nach wie vor das Getränk Lumumba bestellen. Während einige schockiert über den Hintergrund des Getränks sind oder sich wünschen, dass es nicht mehr unter dem Namen verkauft wird, können andere die Kritik nicht nachvollziehen.
Lese-Tipp: Sechs leckere und weihnachtliche Heißgetränke
Doch wer war Patrice Lumumba überhaupt?
Eure Meinung zählt
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind nicht repräsentativ.
Wer war Patrice Lumumba?
Lumumba war ein kongolesischer Politiker und erster Premierminister der heutigen Demokratische-Republik Kongo. Er war Vorkämpfer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung. 1960 gab es, mit Unterstützung der USA, einen Putsch, nach dem Lumumba von einem Erschießungskommando seiner Widersacher ermordet wurde. Er galt als charismatischer Anführer und wurde nach seinem Tod zu einer Symbolfigur.
Wichtig: Obwohl viele Menschen einen rassistischen Zusammenhang zu dem beliebten Weihnachtsmarktgetränk Lumumba sehen, ist es nicht eindeutig geklärt. Es ist also möglich, aber nicht sicher. Falls ihr nun nicht wisst, was ihr tun sollt: Bestellt einfach eine heiße Schokolade mit Schuss. Die schmeckt nämlich immer gleich gut – egal, unter welchem Namen. (lkö, sli)