Mietstreit eskalierte offenbar

Zwei Tote vor Amtsgericht Celle: Mieter (78) soll Klägerin wegen drohender Räumung erschossen haben

03.06.2021, Niedersachsen, Celle: Polizisten und Journalisten stehen vor dem Amtsgericht Celle. Auf dem Gelände des Amtsgerichts hat ein Mann eine Frau und anschließend sich selbst erschossen. Die Schüsse sind in der Nähe des Eingangs gefallen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zwei Tote nach Schüssen am Amtsgericht Celle
jst fdt, dpa, Julian Stratenschulte

Vor dem Amtsgericht in Celle hat am Donnerstag (03.06.) ein Mann offenbar die Eigentümerin seiner Mietwohnung erschossen. Dabei ging es wohl um einen Streit um nicht gezahlte Miete, wie der Direktor des Amtsgerichts Celle, Dieter-Philipp Klass, am Freitag bekanntgab. Die Polizei hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, ein 78-Jähriger habe eine Frau (49) mit einer Schusswaffe getötet, „bevor er sich selbst mit der Waffe erschoss“. Zu möglichen Hintergründen, wie dem durch den Gerichtsdirektor beschriebenen Rechtsstreit, machte die Polizei keine Angaben.

Vor dem Amtsgericht fallen Schüsse

Gegen 10 Uhr geht am bei der Polizei am Donnerstag ein Notruf ein. Als die Einsatzkräfte eintreffen, finden sie zwei Menschen tot im Eingangsbereich des Gerichtsgebäudes. Nach jetzigem Ermittlungsstand soll ein 78 Jahre alter Mann auf eine 49-Jährige geschossen und diese getötet haben. Danach richtete er die Waffe gegen sich selbst.

Gerichtsdirektor: "Kein Anhaltspunkt für ein erhöhtes emotionales Potenzial"

Nach Angaben von Gerichtsdirektor Dieter-Philipp Klass war die Frau aus Sachsen Eigentümerin einer Wohnung in Winsen (Aller). Der mutmaßliche Täter hatte das Haus gemietet, seine Miete jedoch nicht gezahlt. Daraufhin habe die 49-Jährige vor dem Amtsgericht Celle auf Räumung geklagt. Die Verhandlung sollte am Donnerstag beginnen, dazu kam es wegen der Gewalttat aber nicht.

Ein Zivilrechtsstreit wie dieser sein ein Fall, wie er hundertfach an Gerichten verhandelt werde, so Klass. Aus der Akte ergebe sich „überhaupt kein Anhaltspunkt für ein erhöhtes emotionales Potenzial“. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

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"Erschüttert und tieftraurig"

Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza äußerte sich bestürzt. „Ich bin erschüttert und tieftraurig über diese schreckliche Tat in Celle.“ Das Opfer sei jäh aus dem Leben gerissen worden, ihre Trauer und Anteilnahme gelte vor allem den Hinterbliebenen, sagte die CDU-Politikerin. „In Gedanken bin ich auch bei den Wachtmeisterinnen und Wachtmeistern sowie den übrigen Beschäftigten des Amtsgerichts Celle. Sie mussten diese Tat zum Teil aus nächster Nähe miterleben“, sagte Havliza weiter.

Justiz-Staatssekretär Frank-Thomas Hett habe sich am Tatort ein Bild von der Lage gemacht. Zur Unterstützung der Beschäftigten sei das Einsatznachsorgeteam des niedersächsischen Justizvollzuges hinzugezogen worden. (dpa/lzi)

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