Umstrittene Aktion "Wir machen auf"
Viele Geschäfte wollen trotz Lockdown am 11. Januar wieder öffnen
Auch Udo Siebzehnrübl wollte öffnen - zieht die Ankündigung aber wieder zurück
„Ich bin kein Corona-Leugner und kein Querdenker“, sagt der bayerische Sportartikelhändler Udo Siebzehnrübl der dpa. Doch der Unternehmer hat genug. Eigentlich wollte er am 11. Januar seine Intersport-Läden trotz des Lockdowns wieder öffnen. Damit wollte er auf die Notlage vieler Einzelhändler aufmerksam machen. Jetzt macht er allerdings wieder einen Rückzieher, weil die rechte Szene die Aktion für ihre Zwecke nutze. In Telegram-Gruppen und Internetforen wird mobil gemacht und immer mehr Laden- oder Restaurantbesitzer kündigen an, am Montag wieder öffnen zu wollen.
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Lager ist voll mit Wintersport-Artikeln
Siebzehnrübl erklärt, dass sein Familienunternehmen mit 100 Mitarbeitern aktuell Millionenverluste mache. Er habe das Lager voller Winterware. Der Fachhandel müsse schließen, während Aldi und Lidl Jacken und Sportartikel verkauften. Dadurch sieht der Geschäftsmann seine Existenz in Gefahr. Er habe seit März gerade einmal 15.000 Euro staatliche Unterstützung bekommen.
Der Ladenbesitzer kündigte darum zuerst an, am 11. Januar seine Läden in Rosenheim und Altötting zu öffnen – obwohl das wegen des aktuell geltenden Lockdowns nicht erlaubt ist. Aus der Bevölkerung habe er viel Zuspruch bekommen, sagt Siebzehnrübl. Händlerkollegen aus anderen Städten hätten sich aus Solidarität für Montag zum Einkaufen bei ihm angekündigt. Bei einer Ladenöffnung im Lockdown droht dem Händler ein Bußgeld von 5.000 Euro, im Wiederholungsfall mehr.
Einige Ladenbesitzer wollen Lockdown ignorieren
Doch nicht das Bußgeld schreckte den Unternehmer ab, sondern dass die rechte Szene plötzlich auf die Aktion ansprang. „In dieses Fahrwasser soll Intersport nicht gezogen werden, da ist eine Grenze für mich erreicht“, sagte Siebzehnrübl dem Bayrischen Rundfunk. Er trete von seiner Ankündigung wieder zurück.
Die Gruppe „Wir machen auf – kein Lockdown mehr“ hat bei Telegramm inzwischen über 56.000 Mitglieder (Stand: 06. Januar 2021, 8:00 Uhr). Und auch in einem Internetforum werden Flyer für die Aktion geteilt und Kontakte zu Anwälten vermittelt. Einige Laden- oder Restaurantbetreiber kündigen auch dort an, ihre Geschäfte öffnen zu wollen. Könnten sich jetzt deutschlandweit Tausende weitere anschließen und die Corona-Regeln einfach ignorieren?
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Corona-Lockdown wurde bis zum 31. Januar verlängert
Es ginge nicht nur darum Geld zu verdienen, erklärt „Freiheitsbotin-Carmen“, die im Forum immer wieder dazu aufruft, sich an der Aktion zu beteiligen. „Es geht um die Gerechtigkeit, Freiheit ohne Diktatur“. „Hört bitte mit den Ausreden auf, wenn ihr etwas verändern wollt“, schreibt die Userin. Andere fordern auch, dass man bei der Gelegenheit auch dazu aufrufen solle, auf das Tragen von Masken zu verzichten.
Um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen haben Bund und Länder eine Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns in Deutschland beschlossen. Geschäfte, Restaurants und Hotels bleiben – mit wenigen Ausnahmen – bis zum 31. Januar geschlossen. Viele Einzelhändler kämpfen darum gerade um ihre Existenz, wie der Handelsverband Bayern erklärt. Während das Gastgewerbe Umsatzausfälle durch die Novemberhilfe zu 75 Prozent ersetzt bekomme, lasse die Politik den Handel „am ausgestreckten Arm verhungern“, sagte Geschäftsführer Bernd Ohlmann.
Welche Geschäfte trotz des Lockdowns geöffnet bleiben dürfen, haben wir hier zusammengefasst.