Katastrophenschutz mit schockierender AnalyseWas passiert, wenn das Gas ausbleibt?

Der Ukraine-Krieg weitet sich zu einem weltweiten Wirtschaftskrieg aus. Vor allem die USA, die EU und westliche Partnerländer überziehen Kriegstreiber Putin mit Sanktionen. Doch das Geschäft mit Gas, Öl und Kohle geht weiter. Russland braucht die Einnahmen aus den Erlösen, auch für den Krieg gegen die Ukraine. Und viele EU-Länder sind abhängig von den russischen Lieferungen. Doch was passiert in Deutschland, wenn der Wirtschaftskrieg gegen Russland weiter eskaliert und das Gas ausbleibt? Laut einer Analyse des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wären die Folgen fatal.
+++ Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker +++
Energieverband: Regierung soll "Notfallplan Gas" ausrufen
Der „Auswertungsbericht Lükex 18“ des BKK stammt aus dem Jahr 2019 und schildert, was im Fall einer „Gasmangellage in Süddeutschland“ zu befürchten wäre. Das Szenario scheint realer denn je. Die EU-Kommission bereitet sich bereits auf einen möglichen Lieferstopp von russischem Gas im kommenden Winter vor. „Wir überprüfen Szenarien für eine teilweise und volle Unterbrechung von Gasflüssen aus Russland nächsten Winter“, sagte der Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis am Donnerstag im EU-Parlament. Das solle EU-Ländern helfen, ihre Gas-Notfallpläne zu überarbeiten und ihre Anstrengungen besser zu koordinieren.
Der Energieverband BDEW warnt vor einer Verschlechterung der Gasversorgungslage in Deutschland. „Der BDEW fordert die Bundesregierung auf, die Frühwarnstufe im nationalen Notfallplan Gas auszurufen“, sagte die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Verbandes, Kerstin Andreae. „Es liegen konkrete und ernstzunehmende Hinweise vor, dass wir in eine Verschlechterung der Gasversorgungslage kommen." Mit der Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass Gaslieferungen in Zukunft in Rubel bezahlt werden müssten, seien Auswirkungen auf die Gaslieferungen nicht auszuschließen. Das Ausrufen der Frühwarnstufe würde dazu führen, dass die Vorbereitung einer tatsächlich eintretenden Gasmangellage in Zusammenarbeit von Kommunen, der Bundessnetzagentur und den Netzbetreibern an außerordentlicher Bedeutung gewinne.
Dem Verband zufolge gibt es laut einer Verordnung drei Krisenstufen:
Frühwarnstufe
Alarmstufe
Notfallstufe
In der Notfallstufe liege schließlich eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas, eine erhebliche Störung der Gasversorgung oder eine andere erhebliche Verschlechterung der Versorgungslage vor. Marktbasierte Maßnahmen reichten dann nicht mehr aus, um die Gasnachfrage zu decken. Es müssten dann zusätzlich nicht-marktbasierte Maßnahmen ergriffen werden, um insbesondere die Gasversorgung der geschützten Kunden sicherzustellen.
Die Analyse des BKK zeigt konkret, wie sich eine Störung der Gasversorgung auswirken kann.
Polizei, Feuerwehren, Schulen: Staat kaum noch handlungsfähig?

Das „Handelsblatt“ zitiert aus dem „Auswertungsbericht Lükex 18“. Laut der Analyse wäre bei einer Gasknappheit „die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der staatlichen Verwaltung eine Herausforderung“. Die Handlungsfähigkeit von Verwaltung, Polizei, Rettungsdiensten und Feuerwehren wäre genauso betroffen wie Schulen und soziale Einrichtungen und könnte nur durch Priorisierung der Aufgaben aufrechterhalten werden.
Betroffen wären auch private Haushalte, denn für sie besteht auch nach dem „Notfallplan Gas“ kein absoluter Schutz. „Durch die Abschaltung ganzer Netzgebiete wären auch geschützte Kunden betroffen, was insbesondere in Ballungsräumen großflächige Evakuierungen notwendig machen würde“, zitiert das „Handelsblatt“ aus dem Bericht.
Weiter heißt es in der Analyse der Katastrophenschützer: „Es müssten in ausreichender Anzahl geeignete Notunterkünfte zur Verfügung stehen, in denen die evakuierte Bevölkerung über einen längeren Zeitraum untergebracht und versorgt werden kann.“ Es könnten „Wochen bis Monate vergehen“,bis alle Verbraucher wieder mit Gas versorgt werden könnten.
Lebensmittelversorgung nicht gesichert
Wie das „Handelsblatt“ nach Durchsicht der Analyse berichtet, könnten auch Krankenhäuser, Pflege- und Seniorenheime sowie Dialyseeinrichtungen über einen längeren Zeitraum von Versorgungsunterbrechungen betroffen sein. „In den Krankenhäusern und Seniorenheimen würde mit der Wärmeversorgung wohl auch in Teilen die Zubereitung von Mahlzeiten ausfallen“, berichten die Katastrophenschützer. Und das könnte noch das geringste Problem werden: Erforderlich werden könnte die Evakuierung von Krankenhäusern, wobei „geeignete gasunabhängige Ersatzunterbringungsmöglichkeiten nur begrenzt verfügbar wären“.
Ach die Lebensmittelversorgung wäre nicht gesichert. Viele Unternehmen der Lebensmittelindustrie haben von Heizöl auf Erdgas umgestellt, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Das berichtet auch der Verband des Bundesverbandes der Obst-, Gemüse- und Kartoffelverarbeiter (BOGK) gegenüber RTL/ntv. Viele Lebensmittel verarbeitende Anlage wie Großfriteusen werden ausschließlich mit Gas beheizt. Die Anyalse des BKK geht von massiven Produktionsausfälle in Bäckereien und der Milchindustrie aus: „Dies könnte zu temporären regionalen Engpässen bei Brot- und Milchproduktion führen. Ebenso wären Geflügelbetriebe und Schlachthöfe, denen mit Ausfall der Gasversorgung die Prozesswärme fehlt, betroffen.“
Bundesregierung arbeitet mit Hochdruck an Alternativen zu russischen Importen
Vielleicht bleibt uns dieses düstere Szenario auch erspart. Die Bundesregierung arbeitet gerade mit Hochdruck an Alternativen zu russischen Importen. Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck werden bereits bis Mitte dieses Jahres „die russischen Ölimporte nach Deutschland voraussichtlich halbiert sein.“ Zum Jahresende strebt die Regierung an, „nahezu unabhängig“ von russischem Öl zu sein. Beim Gas ist die Lage aber komplizierter. Der Anteil der russischen Gaslieferungen sank zwar laut Ministerium bereits von 55 auf 40 Prozent. Allerdings könnte es erst zum Sommer 2024 gelingen, bis auf wenige Anteile unabhängig von russischem Gas zu werden, sagte Habeck. Das hänge aber auch vom Tempo des Ausbaus der erneuerbaren Energien in Deutschland ab - sowie von einer konsequenten Senkung des Verbrauchs auf allen Ebenen.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Lage in der Ukraine in den nächsten Wochen beruhigt und sich die schlimmsten Befürchtungen der Katastrophenschützer nicht bewahrheiten werden. Dann stellt sich aber auch die Frage, welchen Preis Verbraucher und Wirtschaft dafür zahlen müssen. (dpa/reuters/aze)
Mehr News-Videos aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Mobilität
02:28Das müsst ihr über "Buy now, pay later" wissen
02:08So wird man zum reichsten Menschen Deutschlands!
01:20Hype um Pokemon! Diese Karten sind ein Vermögen wert
01:33Diese drei Versicherungen braucht wirklich jeder!
02:13So unterstützt der Staat Studierende und Azubis
02:40So gelingt der Verkauf mit Flohmarkt-Apps
01:37Was sind Vermögenswirksame Leistungen?
02:41Warum ist der Rasierer für Frauen teurer als für Männer?
01:39Darum wird der Stanley Cup auf Social Media gehypt
02:47So behaltet ihr den Überblick über eure Finanzen
01:52Wie KI diesem Frisör bei der Arbeit hilft!
01:36Wie Schwäbisch Gmünd für 1.000 Menschen ein Zuhause findet
01:50Was ist eigentlich ein ETF?
03:01Polizeigewerkschaft fordert Tempo 30 innerorts
02:42Wie das Ehe-Aus nicht zur Existenzbedrohung wird
02:22Unternehmer schlagen Alarm
01:13Wie teuer wird unser Kaffee?
02:25So teilt ihr euch die Arbeit im Haushalt fair auf
04:03Männer überschätzen ihren Anteil an der Hausarbeit
01:30Galeria hat große Pläne für Innenstädte
03:56Das kommt jetzt auf Mieter zu
03:49Darauf solltet ihr beim Einkauf mit Rabatt-Apps achten
02:13DIESE Modelle sind betroffen
01:08Wer dieses Jahr vom Führerschein-Umtausch betroffen ist
02:45Superreiche werden immer mächtiger
01:14Tech-Milliardäre liefern sich Wettlauf ums All
03:21Das kann das neue Vergleichsportal der Bafin
03:40Jeder Dritte schläft im Homeoffice!
02:44Ab jetzt gibt's ICE-Tickets für unter 11 Euro!
03:02Die Bonusprogramme der Supermärkte im Test
03:06Wir machen den Secondhand-Baumarkt-Check!
01:38"Für die Rente machen die eigentlich nichts"
04:45Deutsche verdienen so viel wie noch nie
01:43Hier verlieren Pendler jährlich 60 Stunden Zeit
02:25Bürgergeld-Empfänger sollen gemeinnützige Arbeit leisten
01:45Die Highlights der Technikmesse CES 2025
01:56Lebensmittelpreise werden auch 2025 steigen
01:33"Kein Lohn für den ersten Krankheitstag"
02:59So bringt ihr eure Finanzen zum Jahresbeginn auf Vordermann
02:41Lohnt sich der Wechsel? Unser Experte klärt auf!
01:36Das ist dran an Linnemanns Kritik
01:57Das sagen die Wahlprogramme zur Wirtschaft in Deutschland
01:43Morgens krank, nachmittags arbeiten – ist das sinnvoll?
01:17Ist das Weihnachtsgeschäft noch zu retten?
00:31Droht in Großbritannien die Guinness-Krise?
01:45Darum können sich betroffene Unternehmen nicht wehren
01:26So lebt es sich im ersten Haus aus dem 3D-Drucker
01:49Jetzt will der Fahrtenvermittler den ländlichen Raum erobern
01:12Das verändert sich an deutschen Flughäfen
00:32Schiffe auf der Mosel stecken nach Unfall fest
So können Sie den Menschen in der Ukraine helfen
Helfen Sie Familien in der Ukraine! Der RTL-Spendenmarathon garantiert: Jeder Cent kommt an. Alle Infos und Spendenmöglichkeiten hier!


