13-Jährige lehnte tot an einem Baum in Wien
Anwalt des Tatverdächtigen: So sollen sich Leonies letzte Stunden abgespielt haben
Tatverdächtiger erzählt seinem Anwalt, was in seiner Wohnung angeblich passiert sei
Wie genau ist die 13 Jahre alte Leonie gestorben? Und was ist in den Stunden vor ihrem Tod passiert? Das Mädchen lehnte Im Juni tot an einem Baum in Wien. Davor soll sie in der Wohnung des 18-jährigen Tatverdächtigen Jbraulhaq A. gewesen sein. RTL-Reporterin Natascha Größ hat mit dem Anwalt des jungen Mannes gesprochen. Dr. Thomas Nirk (67) hat seinen Mandanten am Mittwoch zum ersten Mal in der Justizanstalt Josefstadt getroffen. Der Rechtsanwalt hält den 18-Jährigen für glaubwürdig.
Nach der Tat in Wien sitzt der Tatverdächtige in Untersuchungshaft
Der Tatverdächtige sitzt aktuell in Untersuchungshaft. Ermittelt wird gegen ihn und drei weitere Verdächtige wegen des Verdachts der Vergewaltigung mit Todesfolge und Missbrauch. Er ist 2015 aus Afghanistan nach Österreich gekommen. Dort ist er zum ersten Mal zur Schule gegangen und arbeitete danach als Hilfskoch, wie der Jurist berichtet. Im folgenden Interview erklärt der Anwalt, wie der Abend von Leonies Tod aus der Sicht des Verdächtigen abgelaufen sein soll.
Das Interview führte RTL-Reporterin Natascha Größ
Wann haben Sie ihren Mandanten zum ersten Mal getroffen und was hat er ihnen über die dramatische Nacht erzählt?
Mittwoch habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Für meine Besprechung war der Kern, ob es eine Vergewaltigung gegeben hat oder nicht und ob das Mädchen in der Wohnung umgebracht wurde. Hat man sie nach draußen gelegt und abgelegt oder hat man ihr geholfen? Und hat sie zumindest so gelebt, dass auch der Rettungssanitäter nach den ihm gegebenen Informationen nicht die Vermutung hatte, hier ist ein Mensch tot, sondern dass hier noch Hilfe möglich ist. Nachdem eine Zeugin genau diese Situation bestätigt hat, wie sie der Mandant beschrieben hat, ergibt sich, dass zu diesem Zeitpunkt Leonie noch gelebt haben muss.
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Was ist wirklich mit Leonie passiert?
Das ist die Frage die erst nach Vorliegen aller Beweisergebnisse beantwortet werden kann. Bis dahin ist jede Vermutung reine Spekulation.
Welche Details von diesem Abend bzw. dieser Nacht sind Ihnen bekannt?
Die Leonie wurde von einem guten Bekannten der an dem Abend ihr Chauffeur war von Tulln nach Wien gebracht. Dieser hat bei ihr später nachgefragt, ob er sie wieder mit zurücknehmen soll. Und sie hat ihm per SMS geantwortet: „Nein ich bleib noch bei meinen Freunden“
Wie kam es später dazu, dass Leonie in die Wohnung Ihres Mandanten kam?
Sie befanden sich alle auf der Straße. Ich kenne da einen SMS Verkehr. Die Jugendlichen wollten in der Wohnung von meinem Mandanten gemeinsam chillen. Leonie war nicht hilflos hier der Willkür von anderen Männern überlassen. Sie hat das Angebot bekommen wieder zurückzufahren und hat es abgelehnt. Mit dem Satz: „Ich gehe mit meinen Freunden“.
Was kann man insgesamt von dem SMS Verkehr ableiten?
Dass sie nicht mit Gewalt in eine finstere Wohnung gezerrt und vergewaltigt wurde. Sie ist aus freien Stücken in die Wohnung gegangen. Wie dies auch ihre beste Freundin bestätigt hatte.
Wien habe eine Faszination auf Leonie ausgeübt
Sie kann es sehr gut verstehen, dass Leonie an diesem Freitag noch alleine nach Wien wollte. Wien hatte eine Faszination auf Leonie ausgeübt. Sie liebte es, die Nacht durchzumachen und dann gegebenenfalls bei einem Bekannten zu übernachten.
Wie kam es dann zum Sex mit angeblich mehreren Männern?
Man fragte meinen Mandanten, ob er Drogen hätte. Es kam nicht gleich zum Sex. Zuerst schmuste Leonie wechselseitig mit Zubai (22) und Ramish (16). Erst dann kam es zum Sex. Es gab einvernehmlichen Sex – zuerst mit dem Zubai und dann mit dem Ramish.
Mein Mandant hat dabei zugesehen. Es ist für ihn vermutlich ein Kick gewesen. Es ist nicht seine Aussage. Es ist möglicherweise eine Erklärung. Er hat Leonies Hand gehalten. Ramish hat dann mit Gewalt die Hand meines Mandanten weggezogen von der Leonie. Mein Mandant bestreitet, etwas mit Drogen zu tun zu haben. Wie und wo Leonie an diesem Abend mit den Drogen in Berührung kam, ist bis dato für mich auch noch unklar.
Wie kann man feststellen, ob der Sex einvernehmlich war oder ob es eine Vergewaltigung war?
Man kann an den Penetrationsspuren feststellen, ob jemand vergewaltigt wurde oder nicht. [...] Noch gibt es aber dazu keinen Obduktionsbericht.
Wie kam es dazu, dass Leonie angeblich 11 Tableten Ecstasy im Körper hatte?
Aus meiner jetzigen Sicht kann sie das nur vorher zu sich genommen haben. Aber auch das ist feststellbar. Möglich ist auch, dass Ramish und Zubai noch Drogen bei sich hatten.
Haben die drei jungen Männer die Leiche später abgelegt oder nicht?
Sie hat gelebt als Zubai und Ramish Leonie nach draußen vor das Haus gebracht haben. Mein Mandant schildert, dass er bereits in der Wohnung alles getan hatte, damit es ihr besser geht. Er habe ihr Joghurt und Honig gegeben. Nach ca. einer halben Stunde ging mein Mandant doch auf die Straße und fand die beiden Männer mit Leonie vor. Auf jeden Fall haben sie Leonie vor dem Haus an einem Baum hingesetzt und mein Mandant hat die Rettung gerufen.
Unter Anleitung des dortigen Rettungssanitäters haben sie Wiederbelebungsversuche wie eine Herzdruckmassage unternommen. Eine herbeieilende Zeugin hat in ihrer Aussage genau diese Situation beschrieben. Ein telefonierender Jugendlicher macht an einer an einen Baum lehnenden Person eine Herzdruckmassage. Die Leonie hat sich auch noch am Baum lebend übergeben.
Warum hat Ihr Mandant nicht gleich in der Wohnung die Rettung gerufen, als er bemerkt hatte, dass es ihr schlecht ging?
Diese Schuld hat mein Mandant auf sich geladen und bereut es jetzt, dass er nicht gleich die Rettung gerufen hat. Das treibt ihn jetzt um.
Wie stufen Sie als Anwalt diesen Fall nach den Erstgesprächen ein?
Der Fokus ist meiner Meinung auf Pubertät zu legen und das damit verbundene irrationale Verhalten aller Beteiligten. Den armen Eltern von Leonie zu unterstellen, sie seien ihrer Fürsorgepflicht nicht nachgekommen, ist genauso falsch wie die Angaben, dass Leonie einfach vergewaltigt, umgebracht wurde und danach weggelegt wurde wie Müll.