Doktortitel weg!
Auch diese Politiker haben bei ihrer Doktorarbeit geschummelt
Franziska Giffeys Doktorarbeit: Erst Rüge, dann Entzug
Nun also doch! Die Freie Universität Berlin hat sich dazu entschieden, Franziska Giffey (SPD) den Doktortitel abzuerkennen. Dass ihre Dissertation Mängel aufweist, das ist seit 2019 zweifelsfrei belegt. Denn: Die SPD-Politikerin wurde von der Universität in Berlin aber zunächst „nur“ gerügt. Ihre Doktorarbeit enthalte Verstöße gegen die wissenschaftliche Praxis. Diese schienen allerdings nicht so schwer zu wiegen, dass man ihr den Doktortitel aberkennen müsse – was sich jetzt geändert hat! Den Titel wollte Giffey selbst nach den Ermittlungen 2019 schon nicht mehr haben: "Wer ich bin und was ich kann, ist nicht abhängig von diesem Titel. Was mich als Mensch ausmacht, liegt nicht in diesem akademischen Grad begründet", sagte Giffey damals. Als damalige Bundesfamilienministerin ist sie aufgrund der Affäre bereits zurückgetreten.
Aber was genau hat Giffey eigentlich getan, dass es zu einer Prüfung kam? Ein Bericht der Plagiatsplattform VroniPlag zeigte: Giffey soll heftig geschummelt haben! Insgesamt 119 Textstellen auf 76 Seiten sollen sich als Plagiate herausgestellt haben.
Franziska Giffey ist lange nicht die erste Politikerin ihres Fachs, die bei der Doktorarbeit mit unerlaubten Mitteln nachgeholfen hat. Wer alles geschummelt, geklaut und abgeschrieben hat, lesen Sie hier.
Öffentliche Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
Ihn kostete der Wirbel um seine Doktorarbeit den Job: Dabei hätte es zu Beginn der 2010er Jahre für den damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nicht besser laufen können. Mit nur 38 Jahren wurde der CSU-Politiker zum jüngsten Verteidigungsminister in der Geschichte der Bundesrepublik ernannt, war bei Kollegen und Bürgern beliebt. Doch innerhalb von nur zwei Wochen folgte Anfang 2011 der tiefe Fall. Am 16. Februar 2011 wurden erste Anschuldigungen laut, zu Guttenberg hätte mehrere Passagen seiner Doktorarbeit abgeschrieben.
Die Arbeit mit dem Titel „Verfassung und Verfassungsvertrag“ war an der Universität Bayreuth im Rahmen seiner Promotion veröffentlicht worden, zu Guttenberg hatte 2007 dafür den Doktorgrad erlangt. Der Verteidigungsminister reagierte prompt: „Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat“, wies er die Anschuldigung zurück. Die Universität in Bayreuth sah das anders. Denn: zu Guttenberg hat nachweislich mehrere Passagen seiner Arbeit ohne Kennzeichnung als Zitat aus anderen Quellen abgeschrieben. Am 23. Februar wurde ihm der Doktortitel aberkannt, am 1. März 2011 trat Guttenberg außerdem als Verteidigungsminister zurück.
Ein Ermittlungsverfahren gab es auch. Dieses wurde aber nach einer Zahlung von 20.000 Euro seitens zu Guttenberg eingestellt. Heute soll Karl-Theodor zu Guttenberg übrigens einen neuen Doktortitel haben: An der britischen Universität in Southampton veröffentlichte er 2019 eine Arbeit, die ihm den Grad „Doctor of Philosophy“ eingebracht haben soll. Im Sinne der Wissenschaft: diesmal dann hoffentlich bis an sein Lebensende!
(K)eine Täuschungsabsicht von Ursula von der Leyen (CDU)
Liegt’s am Job? Denn auch eine weitere ehemalige Verteidigungsministerin wurde dabei erwischt, bei ihrer Doktorarbeit plagiiert zu haben. Es geht um die heutige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. 2016 lautete die Anschuldigung gegen sie: Auf 27 von 62 Seiten ihrer Doktorarbeit sollen sich übernommene Textpassagen befunden haben, das dokumentierte zuerst die Plattform VroniPlag. Von der Leyen habe diese nicht selbst verfasst, sie aber nicht als Zitat gekennzeichnet. Die damalige Ministerin wies die Vorwürfe zurück.
Nach einer Untersuchung entschied die Medizinische Hochschule Hannover allerdings, dass von der Leyen ihren Doktortitel trotz Plagiaten behalten darf. Die Begründung der Hochschule: Es seien nur 20 Prozent der Arbeit fehlerhaft und der Ministerin sei keine bewusste Täuschungsabsicht zu unterstellen.
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Internetplattform entlarvt uneinsichtige Bildungsministerin Schavan (CDU)
Hätte ich vor 32 Jahren wohl mal besser aufgepasst – das dürfte sich wohl Ex-Bildungsministern Annette Schavan gedacht haben. 1980 reichte sie ihre Dissertation im Fach Erziehungswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ein. Das Internet gab es damals noch nicht, sonst wäre es vielleicht schon viel früher aufgefallen, dass auch Schavan sich in die Liste derer einreiht, die in ihrer Doktorarbeit abgeschrieben haben.
Im April 2021 wurden auf der Internetseite „schavanplag“ anonyme Vorwürfe laut, die CDU-Politikerin hätte bei ihrer Arbeit geschummelt. Die Universität in Düsseldorf geht den Vorwürfen nach und tatsächlich: Aus einem internen Bericht, der zunächst versehentlich an die Öffentlichkeit gerät, geht hervor, dass an vielen Stellen der Arbeit plagiiert wurde. Die Vorgehensweise sei dabei immer ähnlich gewesen – ein absichtlicher Täuschungsversuch!
Schavan weist Absicht zurück und bekommt Unterstützung aus den eigenen Reihen. Bundeskanzlerin Merkel spricht ihrer damalige Bildungsministerin mehrfach das Vertrauen aus. Auch nachdem die Fakultät ihr im Februar 2013 den Doktortitel entzieht, hält Schavan an ihrer Meinung fest, nicht vorsätzlich getäuscht zu haben. Sie legt sogar Klage gegen die Hochschule ein!
Beruflich nützt ihr das allerdings nur noch wenig. Nach einem Gespräch mit Kanzlerin Merkel muss Schavan ihren Posten als Bildungsministerin räumen und auch ihre Klage gegen die Universität scheitert 2014 schlussendlich. Vielleicht half ihr ja die Tätigkeit als deutsche Botschafterin des Heiligen Stuhls in Rom, die sie von 2014 bis 2018 ausübte, dabei, ihren Fehler mit göttlichem Beistand doch noch einzusehen.
Der reumütige Florian Graf (CDU) gibt seine Urkunde zurück
Eigentlich hätte er es wissen müssen, Florian Graf. Denn bei seiner Doktorarbeit hat er sieben Seiten seines Theorieteils einfach so übernommen, „ohne die Autoren zu nennen“, gibt der ehemalige CDU-Fraktionschef im Nachhinein zu. Immerhin, war sein eigentliches Studium bei seiner Promotion 2010 schon eine ganze Weile her – könnte man in entschuldigender Weise sagen. 1996 beendete Graf sein Studium der Verwaltungswirtschaft an der FH in Berlin, legte 2004 an der Universität in Potsdam eine Eignungsprüfung ab, mit der er 2010 dann promoviert wurde.
Das schlechte Gewissen scheint den CDU-Politiker aber dann doch geplagt zu haben, denn im April 2012 bat Graf die Universität darum, ihm seinen Doktortitel zu entziehen. Die Uni in Potsdam tat ihm diesen Gefallen. Die Reue hat sich für seine politische Laufbahn offensichtlich ausgezahlt, denn Graf ist heute Mitglied der Bundesgeschäftsführung es CDU-Wirtschaftsrates.
FDP-Politiker Bijan Djir-Sarai missachtet Zitierpflichten
Neben Ursula von der Leyen, wurde auch ihm die Plagiatsplattform VroniPlag zum Verhängnis: Der FDP-Bundestagsabgerodnete Bijan Djir-Sarai. An der Universität zu Köln promovierte er 2008 zum Thema „Ökologische Modernisierung der PVC-Branche in Deutschland“. Auch er soll darin ganze Textpassagen übernommen haben, ohne sie als Zitate zu kennzeichnen.
Djir-Sarai beteuerte seine Unschuld – die Universität in Köln lehnte ab! Der FDP-Politiker habe geschummelt – 2012 folgte deshalb die Aberkennung des Doktortitels. Heute sitzt Djir-Sarai trotzdem noch für die FDP im Bundestag. Der Politiker ist übrigens nicht der erste seiner Partei, dem Plagiate in der Dissertation nachgewiesen wurden. Außerdem traf es: Jorgo Chatzimarkakis (2011), Jürgen Goldschmidt (2013) und Daniel Volk (2013).
kmo