RTL-Medizinexperte Dr. Specht erklärt, was dafür spricht

Wenn der Impfstoff da ist: Sollte man sich impfen lassen, auch wenn man bereits Corona hatte?

Frau wird geimpft
Sollte man sich auch impfen lassen, wenn man schon mal Corona hatte?
miljko, iStockphoto

Es sind Nachrichten, die Hoffnung machen: Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer haben vielversprechende Ergebnisse aus der entscheidenden Phase-3-Studie vermeldet. Der von ihnen entwickelte Corona-Impfstoff soll demnach einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 bieten. Nach Schätzung der Bundesregierung könnte es in Deutschland bereits Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres mit den ersten Impfungen losgehen – voraussichtlich als erstes für Risikogruppen sowie Personal aus wichtigen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, dann Schritt für Schritt für den Rest der Bevölkerung. Doch was ist mit Menschen, die bereits eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben? RTL-Medizinexperte und Allgemeinarzt Dr. Christoph Specht erklärt, ob eine Impfung auch für bereits Genesene sinnvoll ist.
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Langfristige Immunität nach Corona-Infektion noch nicht sicher

Mehr als 440.000 Deutsche haben bereits eine Corona-Infektion überstanden und gelten laut Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) als genesen. Doch ob das auch bedeutet, dass man über mehrere Monate hinweg – oder gar bis zum Ende der Pandemie – immun gegen das Virus ist, das steht bislang noch nicht abschließend fest. Weltweit sind zwar erst wenige Fälle von Menschen, die sich mehrfach mit dem Coronavirus infiziert haben bekannt - aber es gibt sie dennoch.

Sollte man sich also auch gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn man bereits eine Infektion durchgemacht hat?

Benötigen bereits Genesene die Corona-Impfung überhaupt noch?

"Genau wissen wir das noch nicht", schickt Dr. Specht vorweg. "Die Studien haben aber bisher gezeigt, dass dieser Impfstoff eine sehr gute Immunantwort macht. Das heißt, der Körper reagiert darauf und baut fleißig Antikörper – und zwar mehr, als wenn jemand die Infektion natürlicherweise durchgemacht hat.“ Denn bislang zeigt sich, dass einige Infizierte bereits wenige Monate nach der Corona-Infektion bereits keine Antikörper mehr produzieren. Daraus könne man trotzdem nicht automatisch folgern, dass Genesene wegen fehlender Antikörper nicht mehr immun wären, so Specht. Schließlich produziere der Körper zusätzlich sogenannte T-Gedächtniszellen, die das Coronavirus erkennen und bekämpfen, wenn man ihm erneut ausgesetzt ist. Genau wegen dieser Unsicherheiten, schätzt der Experte, werde es wohl auch eine Impfempfehlung für bereits genesene Menschen geben. Sicher werde man dies jedoch erst nach der Zulassung eines Impfstoffes – sei es der von Biontech und Pfizer oder ein anderer – wissen. „Bei der Zulassung wird es eine Indikation geben. Dort steht dann drauf, für was dieser Impfstoff ist und wer damit geimpft werden soll“, erklärt Dr. Specht.

LESE-TIPP: Neue Studie zu T-Killerzellen macht Hoffung: Sind wir nach einer Corona-Infektion doch langfristig immun?

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Wer wird als erstes geimpft?

Ob die Bundesregierung und das RKI auch eine Impfempfehlung für bereits genesene Corona-Patienten aussprechen, bleibt abzuwarten. Aktuell fokussiert sich die Debatte noch darauf, wer überhaupt zuerst geimpft werden soll. Denn laut Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen für Deutschland zwar bis zu 100 Millionen Dosen des Serums zur Verfügung stehen, jedoch ist davon auszugehen, dass diese Menge nicht für alle ausreichen wird. Daher sollen Risikogruppen wie Senioren sowie Pflegekräfte, Ärzte und anderes Personal aus wichtigen Lebensbereichen in der Impf-Reihenfolge aller Voraussicht nach ganz vorne stehen.

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