Verheerende Auswirkungen auf den Meeresspiegel
"Weltuntergangs-Gletscher" schmilzt wohl schneller als gedacht

Wenn er vollständig schmilzt, könnte der Meeresspiegel um bis zu drei Meter ansteigen: Untersuchungen eines internationalen Forschungsteams zeigen, dass der Thwaites-Gletscher in der Antarktis sich vom Meeresboden abgelöst hat. Das führt dazu, dass er nun offenbar viel schneller schmilzt als gedacht. Die Forschenden warnen: Der Gletscher hängt nur noch am seidenen Faden.
Gletscher hat sich vom Meeresboden abgelöst
In einer Studie, die jetzt im renommierten Wissenschafts-Journal „Nature Geoscience“ veröffentlicht wurde, hat ein Forschungsteam die Entwicklung des Gletschers untersucht. Das Ergebnis: Irgendwann in den letzten zwei Jahrhunderten hat sich der Gletscher vom Meeresboden abgelöst und kurz darauf in massiver Geschwindigkeit zurückgezogen. Angefangen hat der Rückzug vermutlich im 20. Jahrhundert.

Überschreitet der Gletscher-Rückzug einen gewissen Punkt, gibt ein kein Zurück mehr
„Thwaites hält sich heute wirklich nur noch mit den Fingernägeln fest, und wir sollten uns darauf einstellen, dass er sich in kurzer Zeit schnell verändert, wenn er sich über einen gewissen Punkt hinaus zurückzieht“, warnt Co-Autor der Studie Robert Larter vom britischen Polarforschungsprogramm (British Antarctic Survey). Dann könnte es kein Zurück mehr für den Gletscher geben.
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Warmes Wasser fließt unter das Eisschild des Thwaites-Gletschers
Die Besonderheit des Thwaites-Gletschers liegt darin, dass er nicht auf trockenem Land aufliegt, sondern unter Wasser. Verliert der Gletscher den Halt an seiner Unterwasserkante, kann warmes Wasser unter das Eisschild fließen – und den Gletscher so quasi von unten schmelzen lassen und destabilisieren.
Gletscherschmelze könnte Meeresspiegel um bis zu drei Meter steigen lassen
Der Thwaites-Gletscher wird wegen seiner Bedeutung für den Planeten auch „Weltuntergangs-Gletscher“ genannt. Denn ein vollständiger Verlust des Gletschers und des umliegenden Eises könnte einen Meeresspiegel-Anstieg um 90 Zentimeter bis zu 3 Meter zur Folge haben. Das bedeutet wiederum, dass Küstenstädte rund um die Welt teilweise überflutet werden könnten.
(vdö, mit dpa)