Verheerende Auswirkungen auf den Meeresspiegel

"Weltuntergangs-Gletscher" schmilzt wohl schneller als gedacht

13.12.2018, ---, Westantarktis: Der Thwaites-Gletscher, undatierte Aufnahme, die aus der Luft gemacht wurde. n Rekordgeschwindigkeit wächst unter dem Gletscher in der Antarktis ein riesiger Hohlraum. Er sei zehn Kilometer lang und vier Kilometer breit und damit so groß wie zwei Drittel der Fläche von Manhattan, schreiben Forscher des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der US-Raumfahrtbehörde Nasa im Fachmagazin «Science Advances». (Zu dpa «Forscher entdecken riesigen Hohlraum unter Antarktis-Gletscher») Foto: Jeremy Harbeck/NASA/OIB//dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis nimmt eine Fläche halb so groß wie Deutschland ein.
wst, dpa, Jeremy Harbeck
von Valerie Dörner

Wenn er vollständig schmilzt, könnte der Meeresspiegel um bis zu drei Meter ansteigen: Untersuchungen eines internationalen Forschungsteams zeigen, dass der Thwaites-Gletscher in der Antarktis sich vom Meeresboden abgelöst hat. Das führt dazu, dass er nun offenbar viel schneller schmilzt als gedacht. Die Forschenden warnen: Der Gletscher hängt nur noch am seidenen Faden.

Gletscher hat sich vom Meeresboden abgelöst

In einer Studie, die jetzt im renommierten Wissenschafts-Journal „Nature Geoscience“ veröffentlicht wurde, hat ein Forschungsteam die Entwicklung des Gletschers untersucht. Das Ergebnis: Irgendwann in den letzten zwei Jahrhunderten hat sich der Gletscher vom Meeresboden abgelöst und kurz darauf in massiver Geschwindigkeit zurückgezogen. Angefangen hat der Rückzug vermutlich im 20. Jahrhundert.

HANDOUT - 05.09.2022, ---, Antarktis: Rán, ein autonomes Unterwasserfahrzeug von Kongsberg HUGIN, im Meereis vor dem Thwaites-Gletscher nach einer 20-stündigen Mission zur Kartierung des Meeresbodens. Der gigantische Gletscher in der Antarktis droht einer Studie zufolge schneller abzuschmelzen als bisher angenommen - was zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels führen könnte. (zu dpa «Studie: Thwaites-Gletscher könnte schneller abschmelzen als gedacht») Foto: Anna Wåhlin/University of Gothenburg/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Das Team nutzte dieses autonome Wasserfahrzeug, um den Gletscher am Meeeresboden zu vermessen.
vco, dpa, Anna Wåhlin

Überschreitet der Gletscher-Rückzug einen gewissen Punkt, gibt ein kein Zurück mehr

„Thwaites hält sich heute wirklich nur noch mit den Fingernägeln fest, und wir sollten uns darauf einstellen, dass er sich in kurzer Zeit schnell verändert, wenn er sich über einen gewissen Punkt hinaus zurückzieht“, warnt Co-Autor der Studie Robert Larter vom britischen Polarforschungsprogramm (British Antarctic Survey). Dann könnte es kein Zurück mehr für den Gletscher geben.

Solche Punkte nennt man auch „Kipppunkte“ – und sie spielen eine maßgebliche Rolle im globalen Klimasystem. Mehr dazu im Video.

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Warmes Wasser fließt unter das Eisschild des Thwaites-Gletschers

Die Besonderheit des Thwaites-Gletschers liegt darin, dass er nicht auf trockenem Land aufliegt, sondern unter Wasser. Verliert der Gletscher den Halt an seiner Unterwasserkante, kann warmes Wasser unter das Eisschild fließen – und den Gletscher so quasi von unten schmelzen lassen und destabilisieren.

Gletscherschmelze könnte Meeresspiegel um bis zu drei Meter steigen lassen

Der Thwaites-Gletscher wird wegen seiner Bedeutung für den Planeten auch „Weltuntergangs-Gletscher“ genannt. Denn ein vollständiger Verlust des Gletschers und des umliegenden Eises könnte einen Meeresspiegel-Anstieg um 90 Zentimeter bis zu 3 Meter zur Folge haben. Das bedeutet wiederum, dass Küstenstädte rund um die Welt teilweise überflutet werden könnten.

Hier sehen Sie unsere Folge vom Klima Update Spezial: So gefährlich ist der Anstieg der Meeresspiegel

(vdö, mit dpa)