Weil Pflegepersonal fehltSchwerkranker Fritz (3) darf nicht mehr ins Kinderhospiz Löwenherz

von Lisa Siewert und Jule Jänsch

Es ist wohl eine der schwersten Entscheidungen, die die Geschäftsführung des Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz in Syke bei Bremen treffen musste. Weil einfach zu wenig Pflegepersonal da ist, werden die Betreuungsplätze ab kommendem Jahr reduziert und nur noch bestimmte Familien dürfen dann mit ihren Kindern in der Einrichtung Zuflucht finden.
Was diese neue Regelung für den kleinen, schwerkranken Fritz und seine Eltern bedeutet, sehen Sie im Video.

Fast die Hälfte aller Stellen sind unbesetzt

Für die Mama des kleinen Fritz ist es ein wahrer „Ankerort“: Im Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz in Syke können kleine Patienten zur Ruhe kommen – werden umsorgt. Eltern können endlich ein wenig der schweren Verantwortung, welche die Pflege von schwerkranken Kindern mit sich bringt, abgeben.

Doch das hat bald ein jähes Ende: Nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie, bleiben die Hürden eines nicht enden wollenden Personalmangels. Ganze 15 der insgesamt 34 Vollzeitstellen sind im Hospiz derzeit unbesetzt – damit gibt es in der Einrichtung zu wenig Pflegekräfte für zu viele kleine Pflegebedürftige.

Wohnort entscheidet über Betreuungsplatz

Noch steht Fritz Name an der Tür - im nächsten Jahr wird er jedoch nicht mehr ins Hospiz kommen dürfen.
Noch steht Fritz Name an der Tür - im nächsten Jahr wird er jedoch nicht mehr ins Hospiz kommen dürfen.
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Ab 2023 können deshalb nur noch sechs statt zwölf Familien in der Einrichtung betreut werden. Die Entscheidung, welche das sein werden, hängt dann vom Wohnort ab: Kinder aus Bremen, Niedersachsen oder solche im unmittelbaren Sterbeprozess werden weiterhin im Löwenherz-Hospiz aufgenommen. Geschäftsführerin Juliane Schulze fühlt mit allen Familien, die durch dieses Raster fallen: „Viele Familien kommen seit vielen Jahren zu uns, die fühlen sich sicherlich auch allein gelassen. Die Pflege Zuhause ist auch schon bröckelig, weil auch Zuhause schon der Pflegedienst nicht mehr alles leisten kann, weil Personal fehlt.“

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Besonderer Job: Pflegekraft im Kinderhospiz

Pfleger Heiko Pakleppa arbeitet seit mehr als einem Jahr im Kinderhospiz.
Pfleger Heiko Pakleppa arbeitet seit mehr als einem Jahr im Kinderhospiz.
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Einzig neue Pflegekräfte könnten diese Situation noch entschärfen – doch die Suche nach geeignetem Personal auf einem ohnehin leer gefegten Markt ist alles andere als leicht, wie Juliana Schulze erklärt: „Wir wünschen uns Kollegen, die aus vollen Herzblut hier arbeiten. Aber das macht es auch schwieriger, Menschen für den Bereich zu finden. Der Beruf der Pflegefachkräfte muss an vielen Stellen noch mal neu gesehen werden.“

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Keine Lösung in absehbarer Zeit

Einer, der die Arbeit im Kinderhospiz sehr schätzt, ist Pfleger Heiko Pakleppa. Seit mehr als 20 Jahren ist er in der Pflegebranche und liebt seinen noch recht frischen Job in der Einrichtung für Kinder und Jugendliche: „Wenn man es mit einem Erwachsenenhospiz vergleicht, da geht man zum Sterben hin. Hier kümmert man sich. Man geht in den Garten, man macht Ausflüge, man bastelt. Man hat eben die Zeit.“

Bald wieder genügend Zeit und vor allem Kapazitäten für alle pflegebedürftigen Kinder zu haben, das wünschen sich im Kinderhospiz Löwenherz alle – doch eine Lösung des Personalproblems und damit der Pflegefrage von kleinen Patienten wie Fritz ist vorerst nicht in Sicht.