Auch dort wird der Winter kalt und teuer Auf Kreta überwintern, um Heizkosten zu sparen? Deutsche Auswanderin: "Würde ich mir gut überlegen"

Strand von Chania auf Kreta
Überwintern auf Kreta, um Heizkosten zu sparen - ist das eine gute Idee?
Nicolas Economou/NurPhoto

Sollte man statt in Deutschland zu frieren, lieber die Koffer packen und in Griechenland überwintern? Genau das hat der griechische Tourismusminister Vassilis Kikilias deutschen Rentnern vorgeschlagen, die sich Sorgen wegen der steigenden Heizkosten machen. Aber ist das wirklich eine gute Idee? RTL hat mit zwei deutschen Auswanderern auf Kreta gesprochen und gefragt, was die von der Idee halten.

Deutsche Auswanderin auf Kreta
Ursula Täge aus Berlin lebt seit 2015 auf Kreta.
RTL/Skype

Auch auf Kreta wird der Winter kalt - und es gibt selten eine Heizung

Ursula Täge lebt seit 2015 auf der Insel. Sie rät davon ab, im Winter überstürzt in den Süden zu fliehen. „Wer das Ganze nur aus wirtschaftlichen Gründen macht, Griechenland nicht kennt, kein Englisch kann, der sollte sich das genau überlegen“, meint die 66-Jährige. Sie warnt vor falschen Vorstellungen, denn im Winter gehe es auf der Insel ein bisschen anders zu als im Sommer. Kreta sei dann auf deutlich weniger Touristen eingestellt, darum komme man nur mit Deutsch dann auch nicht mehr weit.

Ein weiterer Punkt, den man sich klar machen sollte: Auch auf Kreta wird es im Winter ungemütlich und kalt. „Da braucht man eine Heizung“, sagt die gebürtige Berlinerin. Viele der Touristenunterkünfte hätten damit Probleme. In den Hotelzimmern und Ferienwohnungen gebe es meist nur eine Klimaanlage, die man warm stellen könne. Das sei aber kein Vergleich mit einer richtigen Heizung. „Ich habe auch schon mit Mütze am Computer gesessen“, erzählt sie über ihren ersten Winter auf der Insel. So nah am Meer sei das Klima feucht. „Das macht keinen Spaß ohne Heizung“, erzählt Täge.

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Winter in Kreta: Strand und Schneeschuhwandern

Generell sei das Wetter aber schon besser als in Deutschland und auch die Lebensqualität sei eine andere als zuhause. An manchen Tagen im Winter könne man sich sogar aussuchen, ob man im Bikini am Strand liegen oder in den Bergen eine Schneeschuhwanderung machen möchte. Besonders begeistert ist die Rentnerin von den Lebensmitteln auf Kreta. „Es ist immer noch sehr viel günstiger als in Deutschland“, meint sie. Rät aber trotzdem dazu, die Kosten nicht zu unterschätzen. Denn alles, was man in Deutschland bezahlen müsse, laufe ja auch im Winter weiter.

Auch Auswanderer Jörg Krüger glaubt nicht, dass ein Überwintern auf Kreta sich wirklich rechnen würde. Aus seiner Sicht sei das etwas für Menschen, die es sich leisten können und wegen der Lebensqualität kämen. Die Lebenshaltungskosten auf der Insel ähnlich hoch wie in Deutschland, meint der Auswanderer. Denn vor allem die Dinge, die importiert werden müssen, gehen ins Geld. Und auch auf Kreta macht sich die Inflation bemerkbar. „Energie wird auch hier immer teurer“, erzählt er.

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Auch auf Kreta steigen die Preise für Energie

Krüger geht davon aus, dass die Stromkosten für die Beheizung auf der Insel im Winter um 200 bis 300 Prozent steigen könnten. Für eine kleine Wohnung, die vor ein paar Jahren noch etwa 200 Euro Miete im Monat gekostet habe, müsse man nun schon 400 Euro hinblättern. Die Stromkosten kämen dann nochmal obendrauf. „Die Häuser sind überhaupt nicht mit dem Standard zu vergleichen, den wir in Deutschland haben. Die sind überhaupt nicht gedämmt“, so Krüger. Selbst wenn der Winter in der Regel nicht so lange dauere, könne es richtig teuer werden, wenn man eine warme Wohnung haben wolle. Ist Kreta also vielleicht doch kein Geheimtipp, um Heizkosten zu sparen?

Und was man sich auch bewusst machen sollte: Je mehr Ausländer auf die Insel kämen, desto mehr würde das auf Kosten der Griechen gehen. „Dann kann sich eine griechische Familie, junge Leute, die 700, 800 Euro Gehalt haben, keine Wohnung mehr leisten“, erklärt er. (jgr)