Expertin im RTL-TalkWarum wir uns gerne gruseln – und was gegen die (ungewollte) Angst hilft

Die einen können nicht genug davon bekommen, andere halten sich am liebsten die Augen zu: Horrorfilme, gruselige Halloween-Shows oder eine Runde in der Geisterbahn sind eben nichts für schwache Nerven. Aber warum ist das eigentlich so?

Der besondere "Kick"

Während wir uns gruseln, schüttet unser Körper Adrenalin und Endorphine aus. Dadurch werden wir in Alarmbereitschaft versetzt – denn obwohl keine echte Gefahr droht, dreht unser Gehirn voll auf. Löst sich die Spannung einer Filmszene dann auf, ist die Angst weg. Die Endorphine und die damit ausgelöste Euphorie aber bleibt. Einige werden dieses Gefühl als „den Kick“ kennen. Psychologen nennen das „Angstlust“. Gleiches bewirkt auch ein Bungee-Sprung oder ein wildes Fahrgeschäft auf dem Jahrmarkt.

Aber was machen eigentlich die Menschen, die diesen „Kick“ eben nicht brauchen, sich dabei eher unwohl und gestresst fühlen? Durch deren niedrigere Toleranzschwelle kommen die Endorphine nicht gegen die Angst an, das Glücksgefühl bleibt aus.

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Wenn die Angst überhand nimmt, kann ein Profi helfen

Ruth Marquardt, psychologische Beraterin, im Gespräch mit Punkt 12-Moderatorin Katja Burkard.
Ruth Marquardt, psychologische Beraterin, im Gespräch mit Punkt 12-Moderatorin Katja Burkard
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Neben Horrorfilmen und Geisterbahnen gibt es aber natürlich auch ganz reale Ängste, mit denen Menschen in ihrem Leben konfrontiert werden. Laut Familienberaterin Ruth Marquardt könnten das Stressfaktoren sein, denen wir schon früh ausgesetzt wurden. Aber auch Filmszenen können uns lange beschäftigen: „Wenn ich mich dann so sehr erschrecke und Angst habe, dann kann der Körper das speichern. Die Angst wird man dann nicht los – und fängt vielleicht damit an, nicht mehr in den Keller oder die Garage zu gehen.“ Sobald man sein Leben an diesen Ängsten ausrichtet und der eigene Freiraum kleiner wird, solle man sich professionelle Hilfe suchen, so die Expertin.

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Eine Umarmung kann Angstgefühle lindern

Doch was tun, wenn die Angst plötzlich kommt, ausgelöst zum Beispiel durch ein Geräusch im Haus? „Wenn das passiert, ist unser autonomes Nervensystem aktiv. Dieser Teil des Körpers ist für Flucht oder Kampf zuständig“, erklärt Ruth Marquardt im RTL-Talk. Allein durch rationales Denken („Hier im Haus ist niemand“) lässt sich dieses Gefühl aber nicht beruhigen: „Tief ein- und lange ausatmen, sich selbst umarmen, einen Freund oder eine Freundin anrufen… Das alles kann helfen.“ Über den Körperkontakt könne man sich am besten entspannen. (fge)