Prozess gegen 46-jährigen Mann wegen versuchten Mordes

War Rache das Motiv? Ferdi U. hetzte Hund auf 19-Jährigen und stach dann auf ihn ein

Ein 46-Jähriger ist vor dem Landgericht Hannover wegen Mordes angeklagt.
Ein 46-Jähriger ist vor dem Landgericht Hannover wegen Mordes angeklagt.
RTL Nord, RTL Nord, RTL Nord

Ein 46-Jähriger soll im vergangenen Jahr in Hannover seinen Hund auf einen 19-Jährigen gehetzt haben. Danach soll er auf den am Boden Liegenden mit einem Messer eingestochen haben. Ab Mittwoch muss sich der 46-Jährige vor dem Landgericht wegen versuchten Mordes verantworten.

Mordversuch mit Kampfhund und Messerangriff

Die Tat ereignete sich am 19. Oktober im Stadtteil Hannover-Kronsberg. Laut Anklage soll der Ferdi U. zuerst seinen „Kampfhund“ auf das Opfer gehetzt haben, der sich fest in einen Fuß des 19-Jährigen verbiss. Als der junge Mann auf den Boden fiel, soll der Beschuldigte mit einem Messer auf ihn eingestochen haben. Dabei soll versucht haben, gezielt auf den Kopf des Opfers einzustechen. Als der 19-Jährige versuchte, seinen Kopf zu schützen, soll Ferdi U. wahllos auf den gesamten Körper eingestochen haben. Konkrete Lebensgefahr bestand nicht, aber das Opfer habe tiefe Schnittverletzungen davongetragen, so die Staatsanwaltschaft.

Staatsanwaltschaft: Rache soll das Motiv gewesen sein

Das Opfer hatte ein Jahr zuvor den Sohn des Angeklagten verletzt. Demnach soll der 19-Jährige den Sohn mit einem Messer ins Gesäß gestochen haben. Der Beschuldigte wollte sich laut Staatsanwaltschaft durch Selbstjustiz rächen. „Du hast meinen Sohn abgestochen. Jetzt stech’ ich dich ab!“ soll Ferdi U. gerufen haben, als er auf sein Opfer einstach.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Angeklagter: "Ich wurde selbst angegriffen"

Der Angeklagte dagegen spricht von Notwehr. Vor Gericht äußert sich der 46-Jährige durch seinen Anwalt folgendermaßen: „Ich bin mit meinem Hund, die Straße lang gegangen. Wir waren Gassi.“ Dabei soll er drei jungen Männer begegnet sein. „Einer von den jungen Männern ging auf mich zu und zog ein Messer“, so der Angeklagte weiter, der sich mit einem eigenen Messer verteidigte: „Ich trage ein Messer bei mir, weil mein Hund gerne große Äste aus den Büschen holt, die ich dann kürze. Zu meiner Verteidigung habe ich dem Angreifer ein oder zwei leichte Stiche versetzt.“ Danach sei er in Panik geraten und mit seinem Hund weggerannt, so Ferdi U. vor Gericht.

Staatsanwaltschaft: Es war versuchter Mord aus niedrigen Beweggründen

Die Staatsanwaltschaft glaubt der Version des Angeklagten nicht und möchte den 46-Jährigen wegen versuchten Mordes aus niedrigen Beweggründen verurteilt sehen. Nach ihrer Überzeugung wollte Ferdi U. sich an dem 19-Jährigen rächen, weil er seinen Sohn verletzt habe.

Das Opfer, das in dem Prozess als Nebenkläger auftritt, sollte am Mittwoch eigentlich aussagen. Der junge Mann war aber verhandlungsunfähig. Er habe erhebliche psychische Probleme mit Verdacht auf posttraumatische Belastungsstörungen, sagte sein Anwalt. Seit der Tat habe der 19-Jährige auch eine auffällige Narbe im Gesicht.

In dem Prozess sind vier Verhandlungstermine angesetzt. Das Urteil könnte nach dieser Planung in einer Woche am 22. Juni 2022 verkündet werden.