"Es tut mir unendlich leid."Untersuchungsausschuss befragt Lübcke-Mörder Stephan Ernst
Mehr als drei Jahre sind vergangen, seit der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke auf seiner Terrasse in Wolfhagen vom rechtsxtermen Täter Stephan Ernst erschossen wurde. Noch immer tagt in regelmäßigen Abständen der Untersuchungsausschuss, um die Hintergründe der Tat aufzuarbeiten und der Frage nachzugehen, ob der Mord nicht hätte verhindert werden können. Ausgerechnet Lübckes Mörder Stephan Ernst wurde nun am Freitag im Wiesbadener Landgericht befragt.
Ernst entschuldigt sich
Nachdem Stephan Ernst ins Gericht geführt wurde, entschuldigte sich bei der Familie des toten Regierungspräsidenten: „Es tut mir unendlich leid, was ich der Familie angetan habe und dass ich aus rechtsextremen Motiven gehandelt habe. Ich denke jeden Tag daran und bereue es zutiefst“, sagte er.
Dass ausgerechnet der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder von Lübcke über seine Tat aussagen sollte, sorgte bereits im Vorfeld für Diskussionen. So tagt der Untersuchungsausschuss für gewöhnlich im Wiesbadener Landtag, aus Sicherheitsgründen wurde der Termin aber in das Wiesbadener Landgericht verlegt. Ernst wurde in Begleitung von mehreren bewaffneten Einsatzkräften der Polizei in den Saal geführt. Er trug ein rotes Hemd und eine medizinische Maske. Die Polizei zeigte vor und im Landgericht deutliche Präsenz.

Lübcke-Mörder kennt sich mit Waffen aus
Der Untersuchungsausschuss interessierte sich für Ernsts Verbindung zu Waffen. Im Landgericht gab er zu, Waffen besessen und auch verkauft zu haben. Sein Komplize Markus H. war der Auffassung, dass es sinnvoll sei, sich für einen kommenden Bürgerkrieg zu bewaffnen. Ernst nahm sich dieser Meinung an und interessierte sich verstärkt für Schusswaffen. 2012/13 will er in Waldgebieten Schießübungen gemacht haben, Markus H. war auch ab und zu dabei. Darüber hinaus will Stephan Ernst sich mit Sprengstoff auskennen, ist aber nicht weiter ins Detail gegangen.
Polizistin: Akten sollen fehlerfrei sein
Nicht nur Stephan Ernst, auch eine 34-jährige Polizistin aus Nordhessen wurde vom Untersuchungsausschuss befragt. Sie war mit den Ermittlungen gegen Ernst wegen eines schweren Messerangriffs auf einen Flüchtling aus dem Irak im Jahr 2016 befasst. Sie habe zuvor beim Staatsschutz im Bereich Islamismus gearbeitet und bei ihrer Tätigkeit keine großen Berührungspunkte mit der rechten Szene gehabt. Ab Juli 2019 sei sie mit dem Fall befasst gewesen. Ihr hätten Informationen über die Straftaten von Ernst vorgelegen, mit der Person Ernst habe sie sich aber nicht ausdrücklich befasst.
Sie teilte mit, keine Hinweise über Fehler der Behörden bei der Aufklärung des Falls zu haben. Nach ihrer Einschätzung und nach dem Studium der Akten zu den Vorgängen seien ihr keine gravierenden Versäumnisse aufgefallen. (apo/kmü/dpa)